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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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verlieren. »Es ist ziemlich offensichtlich, dass schon die Arbeit im Haus für sie allein zu viel ist. Der Gemüsegarten ist ebenfalls völlig vernachlässigt, also werde ich mich darum kümmern. Die Kinder können mir helfen.« Tara wusste so gut wie gar nichts über Gemüseanbau und konnte Unkraut nicht von einer Kartoffelpflanze unterscheiden – doch das brauchte Tadd Sweeney vorerst nicht zu wissen.
    Tadd nickte, obwohl er nicht eben überzeugt wirkte. Tara merkte, dass er daran gewöhnt war, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, und es fiel ihm schwer, Verantwortung abzugeben. Sie ahnte nicht, dass er ihr beim Umgraben des Gemüsegartens in dieser Hitze keine fünf Minuten gab, bevor sie zusammenbrach.
    Während die Kinder durch den Draht des Zwingers hindurch eifrig die Welpen fütterten, winkte Tara Tadd einige Schritte zur Seite und sagte leise: »Ich werde heute Abend mit meiner Tantesprechen, Mr. Sweeney. Ich denke, es ist Zeit, dass sie die Wahrheit über die finanzielle Situation der Farm erfährt.«
    Tadd starrte sie finster an.
    »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass die Männer schon seit Monaten keinen Lohn bekommen haben?«, fragte sie.
    Tadd sah sie überrascht an, doch dann senkte er den Blick. »Wir mussten alle Opfer bringen. Solange sie ihre Tabakration, ein bisschen Fleisch, Tee und Mehl haben, sind sie zufrieden.«
    »Aber sie haben Anspruch auf Lohn, Mr. Sweeney. Sie sind keine Sklaven!«
    Tadd starrte sie schockiert an. Tara vermutete, dass der Grund dafür allein die Tatsache war, dass sie die Männer überhaupt in Schutz nahm.
    »Ich kann ihnen nicht geben, was ich nicht habe«, stieß er ärgerlich hervor.
    Tara verstand, dass er sich in einer schwierigen Lage befand und wirklich sehr viel Verantwortung auf seinen Schultern lastete. »Haben Sie denn Ihr Geld bekommen?«, fragte sie und bereute schon, ihm immer das Schlimmste zu unterstellen. Es war sicher nicht leicht, die Farm durch eine Wirtschaftskrise und eine scheinbar endlose Dürreperiode zu manövrieren.
    »Ich würde wohl kaum selbst Geld nehmen, wenn ich meine Männer nicht bezahlen kann«, gab er finster zurück.
    Sie bemühte sich um einen verständnisvolleren Ton. »Natürlich nicht – es tut mir Leid. Aber meine Tante sollte nicht länger im Unklaren gelassen werden, das sehen Sie doch sicher ein?«
    Er wirkte noch immer skeptisch. Wieder stieg das Misstrauen in Tara auf, und sie fragte sich, ob er ihrer Tante wegen besorgt war oder um seine Position fürchtete. Sie hasste sich dafür, konnte aber einfach nichts dagegen tun.
    »Ich werde es ihr schonend beibringen«, sagte sie. »Aber Victoria muss die Wahrheit erfahren.«
    »Meinen Sie, Sie könnten sie davon überzeugen, die Farm zu verkaufen?«
    Das war nicht Taras Absicht gewesen, und wieder meldete sich ein ungutes Gefühl. »Wenn sie über alles Bescheid weiß, wird sie sicher eine Entscheidung treffen. Sie sind nicht verpflichtet, zu bleiben, Mr. Sweeney, denn obwohl Sie ihr eine große Hilfe gewesen sind, würde sie bestimmt nicht wollen, dass Sie sich ... gebunden fühlen!«
    Mit angespannter Miene erwiderte er: »Ich werde Victoria niemals im Stich lassen. Was immer Sie von mir zu denken scheinen, ich habe loyal zu ihr gestanden.«
    Er wirkte ehrlich gekränkt und Tara fragte sich wieder, ob sie ihn vielleicht doch falsch einschätzte. »Ich weiß, und ich wollte auch nicht undankbar sein. Aber Sie scheinen sie zu drängen, die Farm zu verkaufen, und das würde ihr das Herz brechen.«
    »Meines ebenso, Mädchen«, gab er zurück. »Ich bin auch schon sehr lange hier.« Er umfasste alles um sich herum mit einem langen Blick und wandte sich dann zum Gehen. Tara überlegte, dass Tambora auch für ihn schon seit vielen Jahren ein Zuhause war. Ihr fiel wieder ein, dass ihre Tante gesagt hatte, das Land habe früher Tadds Vater gehört. Sogleich bereute sie ihre harte Haltung.
    »Vielleicht fällt uns ja irgendetwas ein, um die Farm zu retten, Mr. Sweeney. Meine Tante hat in der Vergangenheit sehr oft schwere Zeiten überstanden – wer weiß, ob es nicht dieses Mal genauso sein wird!«
    Tadd schüttelte den Kopf. Er hatte offensichtlich jede Hoffnung aufgegeben, und das erschreckte Tara zutiefst. »Ich würde gern morgen früh die Rechnungsbücher sehen«, sagte sie.
    »Wozu soll das gut sein?«, erwiderte er mit offensichtlichem Erstaunen.
    »Damit ich meiner Tante alles besser erklären kann. Ich bin sicher, sie möchte genau wissen, wo wir stehen, besonders

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