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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wahr. Einen Augenblick lang glaubte sie, vielleicht noch immer zu träumen – doch der Geruch wurde immer stärker.
    Tara erhob sich, stieß die Tür ihrer Kabine auf und ging in den schmalen Korridor hinaus. Hier war alles ruhig, die Passagiere schliefen – doch es roch eindeutig immer noch nach Rauch. Tara ließ die Kabinentür angelehnt und ging mit klopfendem Herzen weiter. Dabei befühlte sie jede Tür, an der sie vorüberkam. Plötzlich fielen ihr wieder Einzelheiten ihres Traumes ein: Das Feuer war in einem Raum ausgebrochen, in dessen Nummer die Zahlen Eins, Null und Sechs vorkamen – doch die Zahlen veränderten vor ihrem geistigen Auge ständig ihre Reihenfolge.
    Raum Nummer 610 befand sich auf gleicher Ebene mit ihrerKabine, und sie ging weiter, bis sie ihn gefunden hatte. Es handelte sich um einen Packraum genau wie in ihrem Traum, und ihre Angst wuchs. Vorsichtig legte sie eine Hand auf die Tür und zog sie gleich darauf erschrocken zurück: Die Tür war glühend heiß! Tara starrte einen Augenblick ratlos auf die Tür. Dann berührt Sie sie noch einmal, um ganz sicher zu sein.
    Dann eilte sie zurück zu ihrer Kabine, weckte Maureen und sagte ihr, sie solle Michael holen, der mit Jack in der Kabine gegenüber schlief, und die Kinder an Deck bringen. Als Maureen aus ihrer Koje sprang, sagte Tara: »Passt gut aufeinander auf, Maureen – ich habe das Gefühl, dir oder Michael und den Kindern könnte etwas sehr Schlimmes zustoßen. Lass sie nicht aus den Augen!«
    Entsetzt starrte Maureen sie an. Sie nahm Taras Worte absolut ernst und wurde weiß wie ein Laken. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verließ sie die Kabine, um ihren Mann zu wecken.
    Tara zog eilig einen Bademantel über, dann rannte sie an Deck und suchte verzweifelt nach einem Mitglied der Besatzung. Im Salon auf dem Oberdeck stieß sie auf James O’Brien und bemerkte, dass er errötete, als er sie in ihrem Nachtgewand sah. Doch Tara war in zu großer Panik, um dieser Tatsache jetzt Beachtung zu schenken. Atemlos erzählte sie ihm von dem Feuer in Raum 610.
    Er bat sie, an Deck zu bleiben. »Ich gehe hinunter, um es mir anzusehen, und löse dann den Alarm aus.«
    »Bitte seien Sie vorsichtig!«, rief sie hinter ihm her.
    Als James O’Brien die Treppen hinunterlief, traf er zwei Feuerwehrmänner, die der Chefingenieur losgeschickt hatte. Sie hatten die Rauchquelle ermitteln sollen – doch sie waren erfolglos umgekehrt.
    »Eine Passagierin behauptet, es gebe ein Feuer in Kabine 610!«, informierte sie James. Sie wussten nicht, dass ein Besatzungsmitglied das Licht hatte brennen lassen, als er an diesem Morgen indem Raum irgendetwas gesucht hatte. Die nackte Glühlampe hing knapp über einer auf alten Stühlen und Paneelen liegenden Matratze. Irgendwann hatte sie angefangen zu schmoren und war schließlich in Brand geraten. Als James die Tür aufstieß, schlugen ihm helle Flammen entgegen. Die anderen beiden Männer sprangen geistesgegenwärtig zurück, doch James trug Verbrennungen an der Hand davon, mit der er sein Gesicht schützte.
    »Allmächtiger Gott!«, rief er. »Wir müssen den Alarm auslösen!«
    Es war Tara wie eine Ewigkeit vorgekommen, aber in Wirklichkeit dauerte es nur ein paar Minuten, bis Maureen, Michael und die Kinder bei ihr an Deck waren. Nachdem endlich der Alarm ausgelöst wurde und die Maschinen gedrosselt wurden, brach förmlich die Hölle los: Verschlafene Passagiere stolperten an Deck, die meisten noch halb überzeugt, dass es sich bei dem Alarm um eine Übung handelte. Erst als der Rauch aus dem Schiffsrumpf zu quellen begann und die Schreckensschreie der Menschen in den unteren Decks lauter wurden, begriffen sie, dass ihr Leben in ernster Gefahr war.
    Im Bereich des Mittel- und Unterdecks herrschte ein heilloses Durcheinander. James und die beiden Feuerwehrmänner schlugen mit den Fäusten an die Kabinentüren, um die Passagiere zu wecken. Der Chefingenieur wurde verständigt und rannte seinerseits davon, um Kapitän Mallory zu wecken. Dessen erster Gedanke galt seinem bisher makellosen Unfallbericht auf See, mit dem er in diesem Monat in den Ruhestand hatte gehen wollen. Also wurden zwei weitere Feuerwehrmänner, ausgerüstet mit Sandeimern und Schläuchen, zum Unterdeck kommandiert, während die Evakuierung der Passagiere aus diesem Bereich weiterging. Es stellte sich jedoch heraus, dass sich der Brand inzwischen so weit ausgebreitet hatte, dass ihm mit Löschmitteln nicht mehr beizukommen war.
    Auf dem

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