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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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noch?«, beharrte er bitter. »Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, wir sinken!«
    Obwohl Tara die große Angst des Mannes bemerkte, machte er sie wütend. Zu gern hätte sie ihn an all diejenigen erinnert, die es nicht geschafft hatten, doch wie konnte sie das, während Jack und Hannah zuhörten? Jack war schon unruhig genug, und Hannah vermisste schmerzhaft ihre Mutter.
    In der seltsam stillen Dunkelheit, die sich über den Unglücksort gelegt hatte, hörte man die Boote vom Hafen her näherkommen. Als man auf den Booten begann, das Wasser mit Scheinwerfern nach Überlebenden abzusuchen, riefen diejenigen, die noch dazu fähig waren, laut um Hilfe.
    Die Rettungsboote Nummer siebzehn und fünfundzwanzig befanden sich ganz in der Nähe, waren jedoch gefährlich überladen und hielten sorgfältig Abstand von den im Meer Treibenden.
    Bevor ihnen jemand zu Hilfe kommen konnte, lief Rettungsboot Nummer dreizehn voll Wasser. Entsetzt spürte Tara, wie das Boot buchstäblich unter ihnen verschwand. Während sie Hannah mit der einen Hand festhielt, langte sie mit der anderen nach einem Stück Treibgut. Sie umklammerte den treibenden Balken mit aller Kraft. Um nicht voneinander getrennt zu werden, brachte sie die Kinder, die beide Schwimmwesten trugen, dazu, es ihr nachzutun.
    Innerlich war sie von nie gekanntem Entsetzen erfüllt, doch sie sprach ununterbrochen beruhigend auf die Kinder ein. Jack bemühte sich sehr, tapfer zu sein, doch Hannah wimmerte vor Angst und klammerte sich mit ihrem ganzen Gewicht an Tara fest. Sekunden erschienen ihnen wie Stunden, während sie auf die rettenden Boote warteten. Langsam verließen Tara die Kräfte. Ihre Arme fühlten sich an wie Bleigewichte, die sie in die Tiefe zu ziehen drohten. Wenn die Kinder nicht gewesen wären, wäre sie sicher untergegangen. Als sie gerade glaubte, nicht länger mehr durchhalten zu können, kam eines der Boote heran, und man zog sie in Sicherheit.
    Ihre Retter waren Matrosen des Schoners Bella Mia , der in Port Adelaide vor Anker gelegen hatte. Die Männer sprachen mit einem seltsamen Akzent freundlich und beruhigend auf sie ein. Erleichtert stellte Tara fest, dass die ältere Dame, mit der sie auf dem Schiff gesprochen hatte, ebenfalls an Bord war. Sie hatten gerade noch genug Kraft, um einen kurzen Blick zu tauschen.
    Während sie auf den Hafen zuhielten, starrte Tara aufs Meer hinaus, wo die Boote zwischen den Trümmern ihre Suche nach Überlebenden fortsetzten. Es war ein trauriger Anblick, und siekonnte sich nicht von der Vorstellung freimachen, dass Michael und Maureen unter den reglosen Körpern waren, die aus dem Wasser gezogen wurden. Ein furchtbarer Gedanke, doch sie fühlte sich zu benommen, als dass sie hätte weinen können. Wann würde sich daran etwas ändern?
    Vor Tagesanbruch waren alle Überlebenden an Land und wurden zu einer Halle im äußeren Hafenbereich gebracht. Tara hatte in jedem ankommenden Boot vergeblich nach Maureen und Michael Ausschau gehalten. Als auch das letzte Boot ohne die Freunde einlief, begann sie zu schreien, es müsse im Wasser noch mehr Überlebende geben. James O’Brien gelang es als Einzigem, sie zu beruhigen, er hielt sie im Arm, während sie endlich hemmungslos weinen konnte. Sie hatte es zwar geahnt, aber nicht wirklich daran glauben wollen, dass sie tot waren, und fragte ihn immer wieder, warum sie in keinem der Boote gesessen hatten. Doch weder James noch sonst irgendjemand konnte ihr darauf eine Antwort geben.
    Die Halle war ein großer, zugiger Raum auf freiem Gelände. Die Verletzten wurden dort von Ärzten versorgt, bevor man sie mit einem Zug nach Port Adelaide brachte, das nur ein paar Meilen von der Küste entfernt war. Wer keine medizinische Hilfe benötigte, bekam ein Hotelzimmer im ›Exchange‹, im ›The Royal Arms‹ oder im ›The Britannia‹ zugewiesen, wo sie sich ein wenig erholen konnten.
    Mit der einsetzenden Morgendämmerung fielen sie in ihre Betten, zu erschöpft und zu erschüttert, um ihrer Umgebung auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Die Vorhänge waren zum Schutz gegen die Außenwelt zugezogen, und Hannah fiel trotz des surrenden Deckenventilators augenblicklich in einen unruhigen Schlaf. Jack lag ganz still und stellte sich vor, wie er ihr hinterher erzählte, wie seine Eltern im Schiffsrumpf unter Wasser gefangen waren und vergeblich versuchten, an die Oberfläche zu gelangen.
    Tara konnte ebenso wenig schlafen. Sie betrachtete die Kinder,ohne dass ihr

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