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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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eingeschlafen sein oder aber sich sehr leise verhalten, um Myra nicht zu stören.
    Chad schlief neben ihr. Sie lauschte seinen regelmäßigen Atemzügen. Er hatte sich auf die Seite gedreht, denn das schmale selbstgezimmerte Bett bot kaum Platz genug für zwei. Er hatte einen Arm um sie geschlungen, und sie hatte den Verdacht, dass er der Grund dafür war, warum sie so tief und viel länger als geplant geschlafen hatte. Sie zog seinen Arm enger um sich, lächelte verträumt und schloss wieder die Augen. Sie würde einfach noch ein paar Minuten liegen bleiben.
    Doch sie fand keine Ruhe. Irgendetwas hatte sie aufgeweckt, und dieses Etwas ließ sie nicht wieder einschlafen. Was war es?
    Myra suchte nach dem Grund. Aber alles, was sie finden konnte, war das vage Gefühl einer drohenden Gefahr.
    Leise schob sie Chads Arm von sich und setzte sich auf. Was sollte sie tun? Dann besann sie sich und weckte Chad. Er war sofort wach.
    »Was ist los?«, flüsterte er und küsste ihre Hand. »Wir haben länger geschlafen als geplant, aber …«
    »Irgendetwas stimmt nicht«, unterbrach Myra ihn.
    Chad setzte sich auf.
    »Was meinst du?«
    Sie drehte sich zu ihm um. Verzweiflung lag in ihrem Blick.
    »Wir sind hier nicht mehr sicher. Wir müssen von hier verschwinden.«
    Chad zweifelte nicht eine Sekunde lang an ihren Worten. Er sprang aus dem Bett – er hatte seine Kleidung gar nicht erst ausgezogen – und schlüpfte in seine Schuhe.
    Myra war sogar noch schneller fertig als er. Gemeinsam gingen sie in das andere Zimmer, um Heather und Meghali zu verständigen.
    Die beiden Frauen hatten geschlafen, während Myra auf ihrer letzten Reise gewesen war, und daher waren sie nicht müde. Sie saßen an dem kleinen runden Holztisch und lasen. Erstaunt blickten sie auf, als Myra und Chad unerwartet ins Zimmer stürmten.
    »Was ist passiert?«, fragte Meghali erschrocken.
    »Die Zeit drängt«, sagte Myra nur.
    »Myra ist mit dem Gefühl aufgewacht, dass wir hier nicht mehr sicher sind. Lasst uns unsere Sachen zusammenpacken und schnellstens von hier verschwinden!«
    Ohne zu zögern, folgten Meghali und Heather Chads Anweisung. Innerhalb weniger Minuten waren die Petroleumlampen, die Lebensmittel und die Decken zusammengesucht und im Kofferraum von Chads Wagen verstaut.
    Myra verließ die Jagdhütte als Letzte und zog die Tür fest hinter sich ins Schloss. Auf den Stufen der Veranda blieb sie kurz stehen und drehte sich mit wehmütigem Blick zu dem Holzhaus um. Hier, in dieser einsamen kleinen Hütte in der Wildnis, hatte ihre Zukunft mit Chad begonnen. Hier hatten sie sich das erste Mal geküsst. Hier hatte sie das erste Mal in seinen Armen gelegen. Dies alles machte die kleine Jagdhütte zu einem ganz besonderen Ort für sie. Vielleicht würden sie irgendwann einmal hierher zurückkehren. Allein. Wenn die Probleme mit Morris gelöst waren und sie alle sich in Sicherheit befanden.
    »Myra, beeil dich!«, hörte sie Chads tiefe Stimme vom Wagen her.
    Myra sprang die Stufen hinunter und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    Sekunden später schoss der Wagen den unbefestigten Weg entlang, der sie zurück zur Schotterstraße bringen würde.
    Chad schaltete die Scheinwerfer nicht ein. Die Dämmerung gab noch genügend Licht, so dass er die Umgebung erkennen konnte. Außerdem kannte er die Straße ganz genau. Sogar mit verbundenen Augen hätte er den Weg gefunden. Als Kind hatte er viele Wochenenden und Ferien in der Jagdhütte verbracht und lange Erkundungstouren in die umliegende Wildnis unternommen.
    Myra hatte mit ihrer Unruhe inzwischen auch die beiden anderen Frauen angesteckt, und es herrschte eine ungewohnte Stille im Inneren des Wagens.
    Plötzlich kam ihnen ein anderer Wagen entgegen. Chad entdeckte ihn erst spät, denn auch der andere Wagen fuhr ohne Licht auf der dunklen Straße, und fast wären die beiden Autos kollidiert. Doch Chad wich im letzten Moment scharf zur Seite aus. Die Frauen schrien erschrocken auf.
    »Hast du das gesehen?«, rief Myra.
    »Was für ein Idiot!«, stieß Chad aufgebracht aus.
    »Das meine ich nicht. Hast du nicht gesehen, was das für ein Auto gewesen ist?«
    »Das war Morris’ schwarzer Chrysler«, rief Meghali vom Rücksitz aus.
    Chad schlug mit der Faust auf das Lenkrad und trat aufs Gaspedal.
    »Morris! Wie hat er uns finden können? Niemand weiß von unserer Jagdhütte!«
    »Eure Jagdhütte hat uns drei Tage Ruhe verschafft. Dafür müssen wir dankbar sein«, sagte Myra

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