Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
bitte?«
»Ihre weiteren Pläne. Wie sehen die aus?«
»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen.«
»Dabei war die Frage doch ganz einfach.«
»Meine Pläne? Ich werde Nogujamas Mörder finden, und wenn ich dazu jeden Stein auf MacAllister umdrehen muss. Und anschließend werde ich die Kinder der Zukunft zerschlagen.«
Sie lächelte, als hätte sie diese Antwort erwartet. Vermutlich war das auch so. »Den zweiten Punkt finde ich gut und Sie erhalten dafür meine volle Unterstützung. Den ersten Punkt muss ich untersagen.«
»Das können Sie nicht.«
Sie hob überrascht eine Augenbraue. »Und ich dachte, in meiner Stellenbeschreibung steht irgendwo das Wort Präsidentin?!«
»Ich werde Nogujamas Mörder finden und zur Strecke bringen. Das ist alles, was jetzt zählt.«
»Oh nein! Was jetzt zählt, ist, die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Wir standen noch nie so kurz davor, eine einheitliche Front gegen die Ruul auf die Beine zu stellen.«
»Ich habe andere Prioritäten.«
»Diese sollten Sie noch einmal überdenken.« Sie reichte ihm eine schmucklose, kleine Schachtel. David nahm sie verwirrt entgegen und öffnete den Deckel. In der Schachtel befanden sich die Rangabzeichen eines Brigadier Generals.
»Sie bieten mir den Generalsrang an?«
»Wir bieten Ihnen die Leitung des MAD an«, erwiderte Tyler ausdruckslos. Nur das Glitzern ihrer Augen verriet ihre Aufregung. »Und vom Leiter des MAD erwarte ich ein gewisses Maß an Rationalität.«
Reflexartig schloss David die Schachtel und machte Anstalten, sie zurückzugeben. Doch Tyler schüttelte lediglich den Kopf. »Nogujama wollte es so. Er hat Sie als seinen Nachfolger vorgesehen. Dafür hatte er Sie von Anfang an ausgewählt und herangezogen. Wir hatten alle gehofft, dieser Fall läge noch weit in der Zukunft, doch es ist nun einmal anders gekommen.«
»Ich … ich kann das nicht. Ich bin noch nicht so weit.«
»Nogujama war anderer Meinung und ich gebe viel auf das, was er dachte. Der Admiral hat Ihnen vertraut«, mischte sich Bates ein. »Er war sich sicher, dass Sie der Richtige für diesen Posten sind. Das ist ein großes Kompliment. Sie sollten ihn nicht nach seinem Tod noch Lügen strafen.«
»Aber … ich habe mir ein anderes Ziel vorgenommen.«
»Ja, ich verstehe«, wisperte Tyler leise vor sich hin. »Nogujamas Mörder. Sie werden vielleicht feststellen, dass es nicht so einfach sein wird, sie aufzuspüren und für ihre Taten zu bestrafen.«
»Wie meinen Sie das?«
Tyler seufzte. »Die Kinder der Zukunft sind sehr erfahren darin unterzutauchen. Insbesondere einer von ihnen. Der Stachel in unserem Fleisch.«
»Der Attentäter«, zischte David mit vor Verbitterung vibrierender Stimme.
Bates nickte. »Er ist uns in der Vergangenheit bereits mehrfach aufgefallen. Allerdings ist er so gut, dass wir nichts über ihn wissen, schon gar nicht, wie er aussieht. Wenn Sie ihm zu sehr auf die Pelle rücken, könnten Sie genauso wie Nogujama enden, schneller, als Sie denken. Der Kerl ist ein Profi, ein eiskalter, gnadenloser Killer. Er ist schon lange in einem Geschäft tätig, in dem die meisten nicht lange überleben. Was sagt Ihnen das?«
»Dass er gut ist. Aber er ist nur ein Mensch. Menschen bluten und Menschen sterben. Er macht da keine Ausnahme.«
Tyler und Bates wechselten einen kurzen Blick, bevor sich die Präsidentin David wieder zuwandte. »Nogujama hat seinen Nachfolger gut gewählt, keine Frage. Aber ich befürchte trotzdem, ich kann den Leiter des MAD nicht auf eine Menschenjagd gehen lassen, zumal die sehr reale Gefahr besteht, dass er nicht mehr zurückkommt. Sie haben nicht die geringste Ahnung, wie gut der Killer, auf den Sie es abgesehen haben, wirklich ist.«
»Wenn er tatsächlich so überragend ist, wie können wir ihn dann aufhalten? Wie hält man einen so guten Killer auf?«
Tyler und Bates wechselten einen weiteren Blick. Dieses Mal war es Bates, der fortfuhr: »Indem wir einen eigenen Killer losschicken. Ich glaube, es wird Zeit, dass Sie jemanden kennenlernen.«
15
Der Konferenzraum vibrierte förmlich vor unterdrückten Erwartungen und Hoffnungen. Quel Thai hatte sich nach den Strapazen seiner Gefangennahme und anschließenden Flucht bemerkenswert gut erholt und darauf bestanden, umgehend wieder an den Gesprächen teilzunehmen. Im Augenblick diskutierte er mit Sal’mon’dai über das Noorinor-Problem. Das Oberhaupt der Sca’rith schien tatsächlich nicht abgeneigt, den
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