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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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dem Ätherographen gearbeitet, als er nach Kalifornien ging?«, fragte Wolf.
    »Nee, das war immer Mr Morgaunts Projekt. Mr Edison war, ehrlich gesagt, ziemlich blank, auch schon vor dem Zaubererduell mit Houdini. Und danach … na, ich glaube, er ahnte, was in jener Nacht wirklich geschehen ist. Er verkaufte auf der Stelle an Morgaunt und ans Feilschen dachte er gar nicht mehr.«
    »Ich glaube, wir werden mit Mr Morgaunt wieder einen kleinen Schwatz halten müssen«, sagte Wolf und ließ den Film weiterlaufen. Sascha war schon bald wieder so eingenommen, dass ihm beinahe entgangen wäre, was am Rand der Bühne auftauchte. Es war Sam Schlosky, der Asher beobachtete. Als der elektrische Frack plötzlich Feuer fing, stoben Funken um Naftali Ashers Brust. Und während er noch um sich schlug und das Feuer zu ersticken suchte, stieß er ein Heulen aus und eben jene letzten, lauten und deutlichen Worte, die keiner verstanden haben wollte.
    »Sam!«, heulte Naftali Asher. »Nein! Sam!«
    Der Zelluloidstreifen knatterte und glitt von der Spule. Das lose Ende schlug gegen den Tisch wie eine Fliege, die immer wieder gegen eine Fensterscheibe stieß.
    Lange starrten alle fünf sprachlos vor sich hin.
    »Hat er wirklich das gesagt, was ich glaube, gehört zu haben?«, fragte Lily schließlich.
    »Er kann das so nicht gemeint haben«, beteuerte Rosie. »Sam hätte niemals –«
    »Das würde ihm kein bisschen nützen, falls Commissioner Keegan den Film in die Hände kriegt«, stellte Payton fest.
    »Ich habe das ganze Wochenende nach Sam gesucht, ohne weiterzukommen«, sagte Inquisitor Wolf. »Keegan hat recht. Es ist an der Zeit, in der Hester Street bei Moische Schlosky vorbeizuschauen.«
    Lily stand auf und zog ihren Mantel an.
    »Moment«, bremste Wolf sie und wandte sich Sascha zu, dem das Herz in die Hose sank. »Erst muss ich noch etwas anderes erledigen.«

7 Keine einfachen Antworten
    Sascha folgte Wolf in dessen Büro. Er fühlte sich wie das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.
    »Mach bitte die Tür zu«, sagte Wolf.
    Sascha folgte der Anweisung, auch wenn er am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht, die Tür hinter sich zugeschlagen und sich davongemacht hätte.
    Wolf zeigte auf einen Stuhl und Sascha setzte sich.
    Wolf setzte sich an seinen Schreibtisch, seufzte und nahm die Brille ab. Er betrachtete sie, hielt die Gläser prüfend gegen das einfallende Tageslicht, als ob sie ihren Dienst in letzter Zeit nicht mehr richtig taten und er sich nun fragte, woran das liegen könnte. Er nahm seine Krawatte, wischte halbherzig die Gläser und schien erst jetzt die bunte Mischung an Essensflecken zu entdecken, die er zur Schau trug. Stirnrunzelnd und seufzend gab er schließlich auf.
    »Haben Sie eigentlich Mrs Mogulesko ausfindig gemacht?«, fragte Sascha.
    »Wie? Oh, ja. Und sie hat mir auch gesagt, wo Sams Familie jetzt wohnt. Aber es hat mir nicht weitergeholfen. Keiner aus seiner Familie hat ihn seit vergangenem Freitagnachmittag gesehen. Wie vom Erdboden verschluckt. Die Sache ist die, Sascha …« Wolf verfiel in brütendes Schweigen. »Ich wollte dich fragen, was du von der Musik des Klezmerkönigs hältst?«
    »Ich fand es unheimlich – weil sie den Aufnahmen des Ätherographen so ähnlich war.«
    »Ganz meine Meinung«, pflichtete Wolf bei. Er starrte auf eine der Akten, die sich auf seinem Schreibtisch türmten. »Vor knapp einem Jahr wurde Naftali Asher über Nacht berühmt. Vorher hatte er vergebens versucht, als Amateur ein Engagement zu bekommen. Ansonsten war er ein arbeitsloser Schneider ohne einen Penny in der Tasche.«
    »Das ist merkwürdig«, rutschte es Sascha heraus.
    »Der Zeitpunkt?«
    »Nein, dass er als Näher, nicht als Bügler arbeitete. Schneider gibt es viele, aber in den Textilfabriken ist das Nähen im Wesentlichen Frauensache.«
    Wolf lehnte sich in seinem Stuhl vor. »Warum? Können Männer denn nicht nähen?«
    »Ein erfahrener Mann findet sicher Arbeit als richtiger Schneider; das wird deutlich besser bezahlt. Wohingegen selbst die geschicktesten Näherinnen bei Pentacle nur den niedrigen Lohn der gewöhnlichen magischen Werktätigen bekommen.«
    »Aha.« Wolf räusperte sich. »Danke, das ist wirklich hilfreich«, sagte er zurückhaltend.
    »War das schon alles, was Sie mich fragen wollten?«, erkundigte Sascha sich hoffnungsfroh.
    »Nein. Eigentlich wollte ich über dich sprechen, Sascha.«
    »Oh.«
    »Hast du schon einmal daran gedacht, dich mit Magie zu befassen?«
    Sascha

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