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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Klicken nicht, als die Handschellen sich um ihre Handgelenke legten.
    »Hilfe! Hilfe!«
    »Es kann dich niemand hören. Wir sind tief unter der Erde«, sagte er und zog sie zu einem Wasserrohr. Er legte einen Kabelbinder um die Kette der Handschellen und ein Wasserrohr und zog ihn zu.
    »Was willst du denn von mir?«
    Adam Bergmann schloss die Tür und verschwand über den Flur.

21.
    Nördlich von Kopenhagen, 22.53 Uhr
    Hannah zerrte so fest sie konnte an den Handschellen, begriff aber schnell, wie hoffnungslos die ganze Situation war. Jeder neue Versuch trieb ihr nur noch mehr Tränen in die Augen. Und wo für sollte das gut sein? Die Tür war verschlossen, und ein einfacher Blick sagte ihr, dass das keine normale Tür war, son dern etwas, das die Rote Armee mitsamt ihren Atomwaffen plus Breschnew aufhalten konnte. Diese Tür würde sie niemals aufbekommen. Noch dazu hatte er sie mit den Handschellen an ein Rohr gekettet. Eingesperrt. Der Raum um sie herum badete in gelbem Licht. Er war vielleicht zwölf Quadratmeter groß und bloß mit einem Tisch und einem Stuhl möbliert. Vier raue Betonwände umgaben sie. Wie in einer Gefängniszelle. Oder einer der winzigen Klassenräume ihrer Kindheit. Über dem Tisch hing eine Weltkarte im A3-Format: Tschechoslowakei, Sowjetunion, Jugoslawien. Als hätten die letzten Jahrzehnte nicht stattgefun den, nicht hier unten. Erst jetzt fiel ihr die Maschine auf, die auf dem Tisch stand. Ein Radiotelegrafie-Gerät mit einem großen Knopf in der Mitte. Hannah hatte nie zuvor einen richtigen Morseapparat gesehen, wusste aber gleich, dass das ein sol ches Gerät sein musste. Morsen. Natürlich. Wenn die Menschen beginnen, sich gegenseitig umzubringen, und alle Hemmungen verlieren, werden sie als Erstes sämtliche Kommunikationswege bombardieren: Satelliten, Fernsehsender, Handymasten. Das wäre schnell erledigt. Vermutlich in wenigen Minuten. Beim letz ten großen Krieg würde es weder Radio noch Fernsehen geben, geschweige denn Internet. Was blieb, waren die guten alten Kurz wellensender.
    Und das Morsealphabet. Die letzten Geräusche, die die Menschen einander schickten, würden einzelne kurze Piepstöne sein. Wie von hilflosen Tieren. Ob da draußen dann auch immer noch Hobbyfunker saßen?
    Hannah dachte nach. Was sollte sie sonst tun? Schiffe morsten vielleicht auch noch, wenn ihre modernen Funkgeräte kaputt waren. Die Morsezeichen waren ebenso simpel wie unauslöschbar, man konnte sie nicht einmal mit Bomben ausradieren.
    Vielleicht funktioniert der Apparat ja noch immer, dachte sie. Vermutlich schon, alles funktioniert hier noch, schließlich warten wir noch immer auf das Jüngste Gericht. Wenn sie nur das Alphabet könnte. Wenn nicht …
    Sie schlug sich den Gedanken aus dem Kopf. Die Handschellen ketteten sie an das Rohr, und sie konnte den Apparat nicht erreichen. Wenn nicht …
    Sie legte sich auf den Rücken, streckte Arme und Beine aufs Äußerste und bekam den Fuß zwischen die Beine des Stuhls, der am Tisch stand, sodass sie ihn zu sich ziehen konnte. Es ertönte ein lautes Quietschen. Sie sah nach oben. Das Rohr verlief an der Wand entlang, knickte unter der Decke in einem 90-Grad-Winkel ab und führte bis zur anderen Seite des Raumes, wo es nach einer weiteren 90-Grad-Biegung wieder nach unten zum Schreibtisch führte. Sie kletterte auf den Stuhl. Die Knie zuerst, eines nach dem anderen, dann die Füße. Ihre Handgelenke wurden verdreht, als sie aufstand, und der Daumen schmerzte, obgleich er sich kalt und steif anfühlte. Tot. Jetzt stand sie auf dem Stuhl. Wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, bekam sie die Hände um die Biegung des Rohres bis zu dem Bereich, wo es waagerecht unter der Decke verlief. Sie verkniff sich die Schmerzensschreie. Sie hing jetzt an ihren Handgelenken, nur noch leicht getragen von den Zehenspitzen auf dem Stuhl. Ihre Knochen waren ganz kurz davor, dem Gewicht ihres Körpers nachzugeben. Und was jetzt? Konnte sie sich quer durch den Raum schieben und sich an dem Rohr bis zur anderen Seite hangeln? Nein, das war unmöglich. Wenn das Rohr wenigstens etwas nach unten abfiele, aber das war nicht der Fall. Sie versuchte, sich an der Wand hinter sich abzustoßen, bewegte sich aber nicht. Die Schmerzen trieben ihr den kalten Schweiß auf die Stirn. Einmal glaubte sie, sich vor Schmerzen erbrechen zu müssen. Dann kam ihr eine neue Idee: Vielleicht konnte sie sich mit den Beinen auf die andere Seite schwingen und das Rohr mit den Füßen

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