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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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wieder bereit dazu gewesen wäre. Aber er musste sich beherrschen. Lilith sah ihn an, und nichts deutete darauf hin, dass sie die geringste Erinnerung hatte. Gott sei Dank. Vielleicht hätte sie sein Handeln missverstanden.
    »Mannomann«, sagte sie schleppend. »Das war echt irre. Ich fühle mich, als hätte ich zwei Stunden Spagat gemacht, ich war total weg, und die ganze Zeit hab ich nur Feuerwerk gesehen, und dann kam Luzifer, und er hat gesagt, ich soll ein Kind von ihm empfangen, aber das geht ja nicht.« Sie gähnte.
    Lars sah ihre rosa Zunge und ihre kleinen weißen Zähne.
    Die beiden anderen hörten auf zu löffeln.
    Lars lächelte mild. »Warum sollte das nicht gehen?«
    Lilith verzog den Mund. »Weil er noch nicht da ist, und an eine unbefleckte Empfängnis glauben Satanisten nicht, oder?«
    »Das ist grundsätzlich richtig. Allerdings wissen wir auch, über welche Macht Luzifer verfügt«, erwiderte Lars und freute sich über ihre scharfsinnige Bemerkung.
    Lilith nickte. »Wir werden es sehen. Wenn ich von ihm schwanger werde, dann soll es mir recht sein.« Sie gickelte und wankte ein wenig. »Ob meine Kleine dann Hörner hat?«
    Lars nahm sie am Arm und bugsierte sie auf einen Stuhl. »Iss erst mal was. Der beste Adept taugt nichts, wenn er einen leeren Magen hat.«
    Lilith-Jana machte sich über die Suppe her.
    Loki-Marvin war bereits fertig. »Wann greifen wir uns denn die Selm-Böden?«, fragte er.
    »Immer mit der Ruhe, Loki-Marvin. Früh genug. Wir müssen alles gut vorbereiten.«
    Dieser Marvin war wirklich ein Geschenk des Himmels. Was immer er ihm auftrug, Marvin würde sich zerreißen, um es zu erledigen. Auch wenn er sich manchmal vor Angst zwar nicht in die Hose, aber ins Taschentuch machte.
    »Wenn ihr fertig seid mit essen, gehen wir auseinander. Wenn ich euch brauche, rufe ich euch. Ich werde in Ruhe die Zeremonie vorbereiten, um die Selm-Böden und die ganze verderbte Schule zu verbrennen!«
    In Marvins Augen loderte Hass auf, und Lars fragte sich, wie weit er gehen würde, wenn es darauf ankäme.
    *
    Die Frühschicht will nicht zu Ende gehen. Vor meinen Augen tanzt ständig Engel, Franziskas Schwester. Ich muss mich konzentrieren, darf mir keinen Fehler leisten, muss unauffällig bleiben, ein Sandkorn im Sandkasten, auf das niemand achtgibt. So habe ich es die ganzen Jahre gehalten, und niemand ist mir auf die Schliche gekommen, obwohl ich wie der Sensenmann durch das Land ziehe. Endlich Endstation, ein Kollege übernimmt, ein Fleischklops, dessen Namen ich nicht behalten kann, weil er ein Nichts ist. Ich grüße ihn, übergebe das Protokoll und mache mich auf den Weg.
    Ich weiß, wo Engel wohnt. In der Gneisenaustraße, in einem Haus mit blauen Säulen. Ich parke meinen schwarzen Audi. Richtig schick hier. Ich muss in die dritte Etage. Die Tür lässt sich so leicht öffnen wie ein Briefumschlag. Messer rein, aufmachen, fertig.
    Engel ist eine Sängerin. Und was für eine! An der Oper singt sie. Ich liebe Opern! Ich habe sie schon zweimal gesehen   – und gehört. Vielleicht werde ich sie mir noch ein paar Mal anschauen, bevor ich sie zu mir einlade, vielleicht auch nicht.
    Ihre Wohnung allerdings ist scheußlich eingerichtet. Verschnörkelte Möbel, viel weißer Lack, Glas und Tüll. Irgendwie kitschig. Nicht mein Stil. Annes Wohnung enttäuscht mich. Sie ist ordinär, sie hat Kondome in der Nachttischschublade, sie liest Liebesromane. Aber das macht nichts. Sie wird meine Stimme sein für das Finale, weil sie Frans Schwester ist und weil ihre Stimme alles in den Schatten stellt.
    Ich verlasse ihre Wohnung, habe nichts verändert, sie dürfen nicht den geringsten Verdacht schöpfen.
    Ich setze mich ins Auto, in mir drängt alles nach Erfüllung, nach dem Schrei der Schreie, meine Sammlung muss wachsen, ich bin noch lange nicht am Ziel, und der Countdown läuft. Immerhin muss ich jetzt nicht mehr monatelang meine Beute verfolgen, ich bin in die Phase der ersten Enthüllung eingetreten. Ich werde mir ein Mädchen aussuchen, das mir zufällig über den Weg läuft. Ich lasse das Schicksal entscheiden. Meine Hände werden feucht. Es ist ein ungeheures Risiko, aber es muss sein, ich kann es nicht abwehren, es ist ein Raubtier, das da in meiner Seele brüllt, und jetzt will es heraus aus seinem Käfig, will hinaus zur Jagd, wann immer es Blutgeruch wittert. Die Käfigtür steht weit offen. Ich habe die Scheinwerfer eingeschaltet und auf mich gerichtet. Ihr sollt mich sehen. Ihr müsst mich

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