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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Ärztekammer, in den der Sarazene sein eigenes Geld gesteckt habe und den er daher offensichtlich zu gewinnen erwartete. Und eine Nase umformen, dachte Graham, ist mehrere Gläser voll Mandeln wert.
    Sogar der Professor trug zu Grahams Wohlstand bei. Vielleicht fühlte er, daß sein jüngerer Sohn in den Händen seines Bruders, seiner Verlobten und der Tuberkelbazillen recht unsanft behandelt worden war - jedenfalls bot er ihm völlig unerwartet einen kleinen monatlichen Zuschuß an. Da er Robin nicht mehr im Hause hatte, rechnete er, daß der Gesamtaufwand nicht allzu groß sein würde. Außerdem war er in guter Stimmung, weil seine Gelenkschleimhäute wieder in Gang waren. Sie wurden von einem achtzehnjährigen Mädchen namens Sibyl abgeschrieben, die den kürzesten Haarschnitt in London trug und wie ein Glashaus voller Veilchen roch.
    Wichtiger noch als das Geld war Grahams Fellowship of the Royal College of Surgeons. Er durfte nach Vollendung seines 25. Lebensjahres im Winter 1919 die Prüfung ablegen, da er das Hindernis der Primärprüfungen in Anatomie und Physiologie auf Drängen seines Vaters schon als Student überwunden hatte. Er bestand die Prüfung gleich beim erstenmal und konnte nun von dem noch neuen Titel «Doktor» zu dem großartigeren eines simplen «Mister» zurückkehren, eine komplizierte Übung in chirurgischem Snobismus, die er nie ganz verstand. Mit der Fellowship hatte er eine Zukunft. Er begann sich eleganter zu kleiden. Er kaufte einen kleinen Jowett-Wagen. Nun war er in der Lage, wieder ans Heiraten zu denken.
    Diesmal, so hatte er bereits entschieden, wußte er, was er wollte.
    Seine Trennung von Edith hatte ihn frei gemacht, die bescheidenen Freuden einer Liebesehe für eine Frau mit Geld und Position aufzugeben. Die Schwierigkeit lag nun darin, eine solche zu finden. Miss Cazalay, überlegte er, müßte Freunde haben, und irgendwo mußte man schließlich anfangen. Er schrieb also unter dem Vorwand, sich für die neue Stelle zu bedanken, in die Half Moon Street und erwähnte nachdrücklich, daß er die Einladung nach Biddenden nicht vergessen habe. Miss Cazalay war irritiert. Wenn jeder sie beim Wort nehmen wollte, könnte sie jedes Wochenende Windsor Castle anfüllen. Aber sie lud ihn für den folgenden Samstag ein. Graham kaufte neue Knickerbockers und benahm sich so tadellos, daß er alle langweilte.
    Maria Cazalays Mutter aber war von ihm eingenommen. Er hörte sich alle ihre Beschwerden geduldig an, von denen viele der Medizin unbekannt waren. Im Herbst 1919 lud sie ihn regelmäßig zum Tee in die Half Moon Street. Sie fand ihn viel mehr «simpático» als Dr. Whitehead, der einen Hang zur Eitelkeit hatte und überdies den Tee als Konsultation ansah und eine Honorarnote über eine Guinee einsandte. Maria war oft dort, wenn sie nicht gerade zu den Sitzungen der Cazalay-Mission, des Belgischen Kinderhilfswerks, des Sonnenschein-Fonds oder des Klubs für unentgeltliche Medizin davonstürzte. Graham sah sie ziemlich oft. Sie fand ihn mit der Zeit doch nicht so langweilig.
    Eines Nachmittags sprachen die beiden über unentgeltliche Medizin, als Maria ungeduldig herausplatzte: «Die Armen haben wirklich kein Verantwortungsgefühl. Manche von diesen Familien der unteren Schichten setzen Scharen von Kindern in die Welt -acht, neun, zehn, manchmal mehr. Kein Wunder, daß sie alle Rachitis und Skorbut und Läuse und solche Dinge bekommen.»
    «Die Welt leidet unter einer unglückseligen Teilung - in Paare, die Kinder wollen und keine bekommen, und Paare, die zu viele haben und nicht wissen, wie sie aufhören sollen.»
    Graham saß in einem Sessel, ein Bein über die Lehne geschwungen. Er fühlte sich jetzt in dem Salon ganz zu Hause. Marias Mutter hatte sich mit Kopfschmerzen zu Bett gelegt, die auf ein Übermaß klinischer Erinnerungen zurückzuführen waren.
    «Ja, natürlich.» Maria blickte verlegen. «Ich habe gehört, daß es Methoden gibt, die... Fortpflanzung zu verhindern.»
    «Oh, Geburtenkontrolle», sagte Graham leichthin.
    Maria errötete. Dies war keineswegs ein Thema, das man jungen Herren gegenüber erwähnte. Erst vor ein oder zwei Jahren, glaubte sie sich zu erinnern, waren Leute dafür ins Gefängnis gekommen, daß sie die Verwendung solcher Apparate, was immer sie sein mochten, empfahlen.
    «Sie haben doch von Marie Stopes gehört?» suggerierte Graham.
    «Dem Namen nach.»
    «Sie will nächstes Jahr eine Klinik eröffnen. Das wird einen köstlichen Wirbel geben. Fragen

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