Der schwarze Fürst der Liebe
unschätzbaren Zauberbücher zurückgebracht. Du weißt ja, dass ich einiges beherrsche. Ich habe mir viele Sätze und Lieder gemerkt, aber diese Bücher werden mir« – sie senkte ihre Stimme – »so etwas wie Macht geben.«
Er setzte sich erstaunt auf, die Pelzdecke rutschte über seine muskulösen Schultern bis zum Bauchnabel. Da wo seine Haut nicht mit schwarzem Haar bewachsen war, glänzten Muskeln wie blanker, honigfarbener Marmor. Seine Schönheit war die eines wilden Tieres.
Sie war so von seiner animalischen Vitalität gebannt, dass sie scharf die Luft einzog. Er irritierte sie. Sie war keine Jungfrau gewesen, als die Schergen sie vergewaltigten, hatte ein paar kleine, heimliche Affären gehabt, von denen ihre Lehrmeisterin nichts wusste. Nein, sie hatte der körperlichen Vereinigung nicht abgeschworen durch das grausame Erlebnis, zumal sie fühlte, dass Bartel sie aufrichtig liebte.
Er bemerkte ihren fiebrigen Blick, legte den Kopf schief, grinste und entblößte sein schneeweißes, glänzendes Gebiss. Du meine Güte! Sie spürte, wie die Hitze in ihren Unterleib floss und sich dort in ihrem Geschlecht staute. Voller Panik erhob sie sich. Sie hatte erneut geblutet. Eine kleine Blutung nur, aber ein Zeichen, dass sie immer noch nicht völlig gesund war. Ob sie wollte oder nicht, sie musste diesen intimen Moment zerstören.
Als sie mit den Büchern zum Bett zurückkam, lag er wieder zugedeckt. Seine Augen glänzten schwarz und starrten enttäuscht zur Decke.
»Ich hatte heute eine Blutung«, gestand sie kleinlaut. Alarmiert fuhr er hoch, nun mit besorgter Miene, blickte sie an, wie sie vor dem Lager stand mit den Büchern an die Brust gedrückt. Voller Zärtlichkeit streckte er die Arme aus. Die erotische Stimmung war dahin – auch bei ihm.
Sie saßen aneinander gedrängt im Bett und sie versuchte ihm etliches aus den Lehrbüchern zu erklären, zitierte einige Sätze in einer fremden Sprache. Er war nicht dumm, jedoch in keiner Weise gebildet. Sie sah die Bewunderung in seinem Blick. Er verstand nicht alles – aber er begriff: Mit diesen Schriftstücken war sie mehr als nur eine Heilerin – sie war eine Magierin. Diese Magie, für ihn und seine Männer eingesetzt, bot ihnen ungeahnte Möglichkeiten.
Engellin schloss vorsichtig das Buch, legte es an den Kopf des Lagers und kuschelte sich an ihn. »Du glaubst gar nicht, was ich nun alles für dich tun kann«, seufzte sie glücklich an seiner Brust. Seine lockigen Brusthaare kitzelten ihre Wange. »Du bist wie einer deiner Hunde«, schmunzelte sie, »so pelzig, weich und warm«. Er grunzte schläfrig und umfasste sie fester.
Im Einschlafen nahm sie wahr, wie die Haustür geräuschlos aufgedrückt wurde und Fox vorsichtig seinen dicken Schädel und dann den stämmigen Körper durch die Öffnung schob. Sogleich folgte noch eine schwarze Schnauze. Lautlos, vereint in ihrem verbotenen Tun, schlichen die Hunde zum Kamin und ließen sich leise vor dem verglühenden Feuer nieder.
Kapitel 15 - Der Überfall
Ihre nächste Versammlung hatte ein zufriedenstellendes Ergebnis geliefert, denn Rudger hatte bei Morderbachs Dienstmagd gute Arbeit geleistet und eine brauchbare Information erhalten: Die Fürstin Mordersberg war an diesem Tag auf dem Weg ins Kloster Lichtenfeld, wo sie die Weihnachtszeit betend verbringen und mit den dortigen Nonnen das Neujahrsfest feiern wollte.
Nach Auskunft der Magd war sie ihrem Stand entsprechend mit bewaffnetem Gefolge unterwegs und – wenn man dem redefreudigen Dienstmädchen Glauben schenkte – nahm sie zu solchen Gelegenheiten fast ihre gesamte Kleidung samt ihrem wertvollen Schmuck mit.
Bartel kaute angespannt auf seinem Zahnhölzchen, saß tief in den Seitenstreifen der Straße gedrückt, Rudger eng neben sich. An dieser Stelle wurde der schmale, gepflasterte Weg an den Seiten von niedrigem, trotz der winterlichen Temperaturen, grünem Gestrüpp verdeckt. Godeke und Arnest hatte er einige Meter vor ihnen postiert. Es war ihre Aufgabe zwei mit Säcken schwer beladene, betrunkene Männer zu mimen. Sie sollten torkelnd, wie zufällig, vor die herannahende Kutsche der Fürstin fallen. Die Säcke dienten als Blockade für die Zugpferde.
Volmar lauerte auf der anderen Seite des Weges geduckt im Graben. Bartel hatte ihn angewiesen, mit ihm zusammen die Beschützer der Adligen unschädlich zu machen, während Rudger sich um den Kutscher kümmern sollte. Burghard hatte auf einem höher gelegenen Hügel Stellung bezogen.
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