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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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müssen. Bai Juan Fa – ab nächster Woche gehörst du zu den Auserwählten. Du wirst sogar ein echter Bruder sein, weil du dein Leben mit einer Chinesin teilst.«
    »Das ist noch nicht sicher«, sagte Rathenow gepreßt. »Es kann noch viel geschehen.«
    »Nicht, wenn du unser Bruder bist. Du erhältst – wie ich dir erklärt habe – unseren vollen Schutz.«
    »Das heißt: Ich stehe unter dauernder Kontrolle. Schutz, das scheint euer Lieblingswort zu sein. Muß ich auch Schutzgeld bezahlen?«
    »Als Bruder nicht.«
    »Ich verdiene Geld mit meinen Forschungen und Büchern. Für das deutsche Finanzamt gelte ich als Großverdiener.« Rathenows Stimme schwamm in Ironie. »Für die Triaden doch ein Anlaß, auch von mir Schutzgelder zu erpressen?«
    »Bai Juan Fa, wir erpressen nicht, wir bieten eine bezahlte Dienstleistung.« Min Ju schüttelte tadelnd den Kopf. »Als Hong bist du von allem befreit.«
    »Sehr großzügig! Muß ich mich bedanken?«
    Min überhörte den Spott. Er trank seinen Jasmintee mit kleinen Schlucken und blickte an Rathenow vorbei auf zwei Gäste, die gerade eintraten. Sie setzten sich in die Nähe der Tür und blickten sich mit auffälliger Unauffälligkeit im Lokal um. Min hob die Augenbrauen und machte dem Kellner ein Fingerzeichen, das Rathenow nun auch verstand. Achtung! hieß es. Ein Feind ist gekommen. Der Kellner nickte.
    Min Ju wandte sich wieder Rathenow zu. Es bedurfte keines Alarms – Ninglin und fünf Scharfschützen waren ja unterwegs.
    »Wo ist ein Feind?« fragte Rathenow leise.
    »Ich gratuliere.« Min Ju nickte ihm wohlwollend zu. »Du hast unsere Zeichen gut gelernt. Siehst du die beiden Herren neben der Tür?«
    »Ja.«
    »Es müssen Russen sein. Siehst du, wie sie alles mustern? Ein normaler Gast kümmert sich um die Speisekarte, aber nicht um Einzelheiten des Restaurants.« Min Ju sah wieder hinüber zu den beiden Gästen. »Die russische Mafia macht uns immer mehr Sorgen. Sie bricht in unser Drogengeschäft ein. Eine Abteilung von ihr hat sich auf Autodiebstahl großen Stils spezialisiert. Eine andere Abteilung bringt eine Menge junger Mädchen über die deutsch-polnische Grenze und gründet mit ihnen neue Bordelle. Sie haben schon drei unserer Brüder hingerichtet – erschossen und stranguliert, aber wir können es ihnen nicht nachweisen. Sieh nur, wie sie alles beobachten.«
    »Und wenn es die Kripo ist?« fragte Rathenow.
    »Es sind keine Kripoleute. Die erkennen wir sofort. Dafür haben wir einen Blick. Es gibt spezielle Verhaltensweisen, an denen wir sie erkennen.«
    »Welche?«
    »Das lernst du noch, Bai Juan Fa. Die Kriminalbeamten unterschätzen uns. Sie denken deutsch, wir aber sind Chinesen. Wir haben andere Augen als sie. Vor ein paar Monaten haben sie einen unserer Cho Hai überrascht, wie er von einem Gastwirt das Schutzgeld kassierte. Sie verhafteten unseren Bruder und buchten das als großen Erfolg. Welch ein Irrtum. Unser Bruder schwieg natürlich auf alle Fragen, zwei Tage lang. Dann fand man ihn im Untersuchungsgefängnis erhängt am Fenstergitter. Unser Bruder war so dumm, sich verhaften zu lassen – das mußten wir leider bestrafen.«
    »Ihr habt selbst in den Gefängnissen die Killer sitzen?« fragte Rathenow entsetzt.
    Min Ju zerdrückte den Stummel seines Zigarillos in einem Porzellanaschenbecher. »Ja, und der dumme, dumme Wirt, der sich so ungeschickt anstellte, daß man die Geldübergabe sah, gestand nach einem kleinen, intensiven Verhör …«
    »… das heißt: Folter!«
    »… er gestand, daß er bewußt die Zahlung so auffällig leistete, um die Polizei, die er in sein Lokal gerufen hatte, auf unseren Bruder aufmerksam zu machen. Welch ein kurzsichtiger Mensch! Welch ein gespaltenes Herz! Er wurde drei Tage später in einem Waldstück bei Rottach gefunden. Mit einer Axt war er zerteilt worden – wie seine auseinandergebrochene Seele.«
    »Warum erzählen Sie mir das? Ich habe schon einen Mord und eine Blendung unmittelbar miterlebt. Mich erschreckt nichts mehr.«
    »Es waren nur kleine Bestrafungen.« Min Ju trank seine letzte Tasse Jasmintee und warf wieder einen Blick auf die beiden fremden Gäste, die er für Russen hielt. »Unsere Methoden bei Auseinandersetzungen richten sich nach ihrer Schwere. Was du gesehen hast, war ein alltäglicher Fall. Die beiden Herren aus Moskau stehen einige Stufen höher.«
    »Und wenn es wirklich nur harmlose Gäste sind?«
    »Das werden wir bald wissen. Viele Augen werden sie beobachten und bewachen.«
    In

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