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Der Seelenfänger (German Edition)

Der Seelenfänger (German Edition)

Titel: Der Seelenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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hätte.
    So jedenfalls fühlte Sascha, doch niemand sonst schien diese heilige Scheu zu spüren. Tatsächlich war er umgeben von wildem Geschrei, und sobald sich Saschas Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er auch sehen, warum. Vierzig Personen samt ihrer Habseligkeiten in eine unterirdische Kapelle zu pferchen, die für höchstens zwölf fromme Besucher gedacht war, musste notwendigerweise mit Lärm verbunden sein. Und da zwei Drittel der Anwesenden jünger als zehn Jahre alt waren, entsprach die Geräuschkulisse der eines Güterbahnhofs.
    »Nun«, fragte Rosie, »sind das eure Steinmetzkinder?«
    Sascha blickte sich um, auf der Suche nach Antonio und dessen Mutter, fand sie aber nicht. Indessen kam ihm das eine oder andere Gesicht, das eine oder andere Kopftuch oder Kleid bekannt vor. Es reichte, in ihnen die Frauen und Kinder zu erkennen, die sie an jenem Morgen gesehen hatten.
    »Das sind sie«, flüsterte er. »Kannst du an unserer Stelle mit ihnen reden?«
    »Nur wenn wir unter ihnen jemanden finden, der italienisch spricht. Ansonsten, gute Nacht!«
    Zuerst hatte Sascha den Verdacht, Rosie übertreibe nur. Aber als er sah, wie sie mit Händen und Füßen mit mehreren Kindern zu reden versuchte, verstand er, dass es nicht scherzhaft gemeint war. Schließlich führten die Kinder eine junge Frau in einem schlichten schwarzen Kleid herbei.
    »Prima«, frohlockte Rosie, als sie ein paar Worte mit ihr gewechselt hatte. »Sie war die Dorfschullehrerin. Mit ihr kann ich reden!«
    Leider kam es nicht mehr dazu, denn in diesem Augenblick tauchte Antonio auf.
    Und er hatte eine Pistole in der Hand.
    »Die Kugel ist für dich, weil du meinen Vater umgebracht hast, du gemeiner Hurensohn!«, schrie er.
    Sascha sah die schwarze Mündung der Waffe geradewegs auf sein Gesicht gerichtet. »Nein!«, schrie er und hob hilflos die Hände, »das ist doch verr…«
    Da brach hinter Antonio ein wilder Tumult los, seine Mutter stürzte aus dem Schatten hervor und warf sich auf ihn.
    Mit lautem Knall löste sich ein Schuss, die Kugel pfiff an Sascha vorbei und schlug irgendwo über ihm gegen ein Rohr.
    Antonio musste die Waffe aus der Hand gefallen sein, als sich der Schuss gelöst hatte. Nun hielt seine Mutter ihn an den Knien umklammert und redete auf ihn ein, während er nach der Waffe suchte. Sascha brauchte kein Sizilianisch zu verstehen, um zu ahnen, dass sie die gleichen Dinge schrie, die auch seine Mutter geschrien hätte, wenn er auf einen Fremden geschossen und damit eine lebenslange Gefängnisstrafe riskiert hätte.
    »Komm, weg hier!«, rief Lily, packte Sascha am Handgelenk und zog ihn zur Tür.
    Die beiden Kinder und Rosie rannten, was sie nur konnten, bis sie sicher waren, dass Antonio sie nicht verfolgte. Als sie endlich außer Atem stehen blieben, waren sie am anderen Ende der Houston Street in einem Viertel, das Sascha kaum kannte.
    »Puh«, keuchte Rosie. »Das war so ziemlich das Schrägste, was ich je erlebt habe!«
    »Meinst du, die Polizei wird kommen?«, fragte Sascha ängstlich.
    »Wohl kaum«, beruhigte ihn Rosie. »Wenn die Polizei jedes Mal, wenn ein Schuss in der 12 th Street zu hören ist, anrücken würde, hätten sich die Cops binnen einer Woche die Sohlen abgelaufen. Aber was meinst du, warum glaubt dieser Junge, du hättest seinen Vater umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht. Wie kann er auf diese Idee kommen? Warum sollten wir seinen Vater umgebracht haben?«
    »Nicht wir, Sascha,
du

    »Sei nicht albern. Er meinte Lily und mich, das ist doch klar.«
    »Aber er hat nur dich angesehen«, stellte Lily fest. »Und er hat auf dich gezielt.«
    »Aber das ist doch verrückt!«
    »Wirklich?« Und sie begann, die Gründe an den Fingern abzuzählen. »Kaum beginnst du deine Arbeit als Inquisitorlehrling, da taucht auch schon ein Dibbuk in der Stadt auf. Rosie ist die Erste, die ihn zu Gesicht bekommt, und was sagt sie Wolf am selben Tag? Sie wisse, dass es sich um einen Dibbuk handele und nicht um irgendein gewöhnliches Gespenst, denn er erinnere sie an dich.«
    »Sie sagte, er erinnere sie an einen netten jüdischen Jungen«, widersprach Sascha. »Davon gibt es bestimmt eine Million in New York City.«
    »Nun«, warf Rosie ein, »er sah wirklich ein kleines bisschen aus wie …«
    »Ach, halt doch die Klappe, Rosie!«
    »Du brauchst deshalb nicht gleich grob zu werden!«, empörte sie sich.
    Aber Sascha kam gar nicht dazu, sich zu entschuldigen, Lily zählte schon weitere Gründe auf. »Dann kann

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