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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Martin“, meinte sie leise.
    Er sah sie fragend an. „Engelbert und Martin?“
    Sie nickte heftig. „Ja, Engelbert und Martin Poetsch. So hießen die beiden anderen Fuhrleute.“
    Er erriet ihre Gedanken. „Ich verstehe. Ihr fragt Euch, ob die beiden anderen auch getötet wurden und irgendwo hier im Wald herumliegen.“
    Katharina nickte nur.
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Die Spuren am Ort des Überfalls als auch in dem Tal, in dem die Bande rastete, bevor sie sich davonmachte, deuten darauf hin, dass nicht nur die Kaufherren, sondern auch die Fuhrleute entführt wurden. Dass sich allerdings nur noch zwei und keine drei mehr in den Händen der Schnapphähne befinden, wissen wir ja nun“, fügte er bitter hinzu.
    „Es steht mir nicht zu, das Ergebnis Eurer Spurensuche anzuzweifeln – dennoch frage ich Euch: Seid Ihr da ganz sicher?“, wandte sie ein.
    „Ganz sicher. Die Spuren sind eindeutig“, antwortete er bestimmt. Er deutete mit dem Kopf auf die Leiche. „Dieser Mann versuchte zu fliehen – vielleicht als Einziger. Sie haben ihn erwischt und kurzen Prozess mit ihm gemacht.“
    Sie nickte. „Wahrscheinlich ist es so gewesen. Was werdet Ihr jetzt tun?“
    Er zuckte mit den Schultern.
    „Ich werde den Grafen informieren. Er wird einige seiner Leute hierher schicken, um die Leiche zu bergen. Der Mann soll schließlich ein christliches Begräbnis erhalten – wie die anderen auch“, fügte er grimmig hinzu.
    Die Sonne stand ein ganzes Stück weiter westlich, als sie sich endlich auf den Rückweg machten.
    Zuvor hatte Wolf noch in regelmäßigen Abständen deutlich sichtbare Kerben in die Stämme einiger Bäume geritzt, um den Gallensteiner Knechten, die den toten Fuhrmann bergen mussten, den Weg in die Schneise zu weisen.
    Den Weg zur Burg legten sie so gut wie schweigend zurück. Was diesmal vor allem an der Einsilbigkeit lag, mit der Wolf den Bemühungen der Klingfurtherin begegnete, eine Unterhaltung zwischen ihnen in Gang zu bringen. Völlig in sich gekehrt, starrte er geistesabwesend vor sich hin.
    Dann jedoch, kurz bevor sie auf den Pfad einbogen, der hinauf zur Burg führte, hielt Wolf plötzlich seinen Rappen an und wandte sich ihr zu.
    „Sagt, Katharina, könnt Ihr Euch noch an das Gespräch im Gästesaal erinnern – Ihr wisst schon, die Debatte gestern Vormittag, unmittelbar nach Eurem Eintreffen auf Gallenstein?“
    Abrupt brachte auch Katharina ihr Pferd zum Stehen. „Natürlich, warum fragt Ihr?“
    „Ist Euch dabei etwas Besonderes aufgefallen – ich meine so etwas wie ein …“ – er zögerte kurz, bevor er weitersprach – „… so etwas wie ein … Widerspruch … eine Unstimmigkeit … oder etwas dergleichen?“
    „Etwas Besonderes? Eine Unstimmigkeit?“ Sie runzelte erstaunt die Stirn und überlegte eine Weile.
    „Nein, nicht, dass ich wüsste“, antwortete sie schließlich kopfschüttelnd. „Wie kommt Ihr darauf?“
    Er antwortete nicht sogleich, sondern sah sie nur gedankenverloren an – mit einem seltsam entrückten Blick, wie sie ihn bis jetzt noch nie an ihm wahrgenommen hatte.
    Sie wusste nicht warum, doch sie begann unvermittelt zu frösteln. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken.
    Wolf bemerkte ihr Befremden und lächelte gequält. „Verzeiht“, entschuldigte er sich. „Ich war gerade in Gedanken. Es gibt da irgendetwas, das mich verwirrt. Und ich bin sicher, dass es mit dem Gespräch zu tun hat, das gestern an der Tafel des Grafen geführt wurde. Aber ich vermag nicht zu sagen, was es ist. Kennt Ihr das Gefühl, das sich einstellt, wenn man glaubt, etwas zu sehen, und es doch nicht sieht?“
    Sie nickte nachdenklich. „Glaubt mir, ich kenne das Gefühl“, sagte sie leise.
    Schweigend ritten sie weiter. Als sie die Burg um die Vesper herum erreichten, war es kühler geworden.
    Der Wind hatte dunkle Wolken vor die Sonne geschoben.

10
    Am folgenden Morgen wurde Wolf schon früh von einem lauten Schimpfen geweckt, das vom Burghof herauf in seine Kammer drang. Als er aus dem Fenster blickte, entdeckte er Lorenz, den Stallmeister, der gerade unter heftigem Fluchen einen zweirädrigen Karren aus einer Scheuer in den Hof hinausschob. Den Grund für das Fluchen vermochte er nicht auszumachen, doch in dem Karren erkannte er auf Anhieb das Gefährt wieder, mit dem die entseelten Körper der Waffenknechte heimgeholt worden waren und mit dem nunmehr auch die Leiche des Fuhrmanns geborgen werden würde.
    In Gedanken ließ Wolf noch einmal den vergangenen

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