Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
Vom Netzwerk:
finden, und dann hatte er Traci Lee angerufen und ihr gesagt, dass sie hier ein Zimmer für ein paar Wochen mieten sollte. Die Räume wurden in dieser Gegend wochenweise vermietet, und das Beste daran war, dass sie dir den Schlüssel gaben und sich dann niemand mehr um dich kümmerte, bis sie nach dir schauten, um die nächste Miete einzusammeln oder dich hinauszuwerfen.
    Die Mieter waren Leute, die ihre Ruhe wollten. Traci war die einzige Person, die von der Rezeption mit dem gemieteten Raum in Verbindung gebracht wurde.
    Er lebte schon so lange unter so vielen verschiedenen Namen und Adressen, dass er kaum mehr wusste, wer er überhaupt war, und manchmal war es ihm richtiggehend egal. Diese Art Leben fand in Abschnitten statt. Das war die einzige Möglichkeit, um nicht die Kontrolle über die Wirklichkeit der jeweiligen Situation zu verlieren. Aufgliedern. Nur so konnte er überleben, nur so konnte er bei Verstand bleiben.
    Und selbst wenn er ab und zu nicht mehr zurechnungsfähig war, konnte er sich immer wieder » erholen«, indem er genau aufpasste, was in die einzelnen Gliederungen gehörte, die er geschaffen hatte. Das Verrückte hier. Das Vernünftige dort. Sortiere Joe dort ein. Lass Mary dort hinten. Schiebe die hier nach oben. Drücke die dort nach unten. Behalte es in dir. Hol sie raus, wenn du sie brauchst. Lass in allen anderen Fällen den Deckel drauf. Man konnte es mit dem Mitzählen der Karten beim Black Jack vergleichen. Solange er seine innere Ordnung beibehielt, war alles unter Kontrolle.
    Und trotzdem hatte er das Gefühl, dass er es mit diesen Frauen bis an die Grenze trieb. Das Problem war nur, dass er nicht mehr wusste, was sich alles vor der Grenze befand und was dahinter.
    Er klopfte leise mit dem Handrücken an die Tür. Diese öffnete sich einen Spalt, und ihre Augen warfen ihm durch die Lücke einen bösen Blick zu. Erst als sie ihn erkannte, rollte sie vor Erleichterung mit den Augen. » Herrgott«, sagte sie und öffnete die Tür, um ihn hereinzulassen. » Warum hast du denn ausgerechnet so einen Ort ausgewählt?«
    Er gab ihr die Papiertüte mit dem Tanqueray-Gin, dem Tonic Water und den beiden Plastikgläsern.
    » Es ist etwas riskant geworden«, sagte er und schaute sich den erbärmlichen kleinen Raum an, die Nische mit der Kochplatte und einem Spülbecken aus Porzellan und das keine fünf Meter entfernte Badezimmer, durch dessen offene Tür er die Toilette sehen konnte. » Wir müssen darüber reden. Ich wollte bei unseren nächsten Treffen etwas ungestörter sein.«
    » Ach, verdammt, du weißt doch, dass du mit dieser ganzen Sicherheitsscheiße total übertreibst.«
    Und das war ein Teil des Problems mit Traci. Abgesehen davon, dass sie inzwischen viel zu viel wusste, wurde sie langsam faul. Sie würde es noch vermasseln. Celia Negri war inzwischen bereit. Er hatte sie angelernt, sie war schon einmal drin gewesen, und sie hatte sich wie ein Profi benommen. Es war an der Zeit.
    Sie verbrachten die nächste halbe Stunde damit, zu reden und zu trinken. Er sagte alles, was er sagen musste, um die Zeit zu überbrücken und damit sie keinen Verdacht schöpfte. Als sie schließlich aufstand und auf die Toilette ging, mischte er die erste Dosis Rohypnol in ihren Drink.
    Sie kam zurück, und er sagte ihr, dass er ihr diesmal mehr bezahlen würde, und dann hielt sie es für nötig, ihm von einem Typen zu erzählen, den sie getroffen hatte und der irgendwo oben in Sonoma wohnte. Bis sie mit dieser Geschichte fertig war, zeigte das Rohypnol bereits erste Wirkung.
    Er mischte den nächsten Drink, und sie achtete gar nicht mehr drauf, was er an der Spüle machte. Mehr Rohypnol, eine noch stärkere Dosis.
    Er beobachtete sie genau. Er musste noch nicht einmal mehr vorgeben, dass er auch trank. Er begann mit dem Aufräumen und dem Entfernen aller Spuren, die auf ihn verwiesen. Er packte sein Plastikglas in die Papiertüte und wischte seine Fingerabdrücke von dem zerbeulten Löffel ab, mit dem er umgerührt hatte.
    Das Rohypnol machte sie melancholisch, ängstlich und unruhig. Als sie immer aufgeregter wurde, beschloss er, dass es Zeit war, die Sache abzuschließen. Er stand nicht einmal mehr auf, sondern mischte direkt vor ihren Augen den Drink mit Valium, Alprazolam und noch mehr Rohypnol.
    Sie trank die Mischung wie ein erschöpftes Kind, das von seinen Eltern Medizin bekommt, ohne zu fragen, was er ihr gegeben hatte.
    Jetzt würde es noch eine Viertelstunde dauern.
    Inzwischen war sie zu

Weitere Kostenlose Bücher