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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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Was als Sorge und Neugier darüber begonnen hatte, wo sie wohl stecken mochte, grenzte inzwischen an Angst um ihr Wohl.
    Wolf atmete schnaubend durch. Es geschah also schon wieder. Obwohl er entschlossen gewesen war, sich von der nächsten bedürftigen Seele in seiner Burg fernzuhalten, verfiel er langsam und unausweichlich einem hübschen Gesicht und bezaubernden braunen Augen.
    Nein, seine Begeisterung für sie ging weit über diese Augen hinaus, das musste er sich eingestehen. Wäre da doch bloß nicht diese Vereinigung aus Stärke und Unschuld. Im einen Moment konnte sie ihm einen Einblick in ihre Seele gewähren, so dass er die Leere sah, mit der zu leben sie hatte lernen müssen. Und im nächsten Moment drückte sie den Rücken durch und forderte mit dem Geschick eines erfahrenen Kriegers die Bestie in ihm heraus. Aber verdammt nochmal, sie faszinierte ihn einfach.
    Wolf stieß die große Tür auf, durch die man vom Saal auf den inneren Burghof gelangte. Sie knarrte aus Protest über die grobe Behandlung. Er straffte die Schultern, bereit für den Kampf mit jedem, der es wagte, sich zwischen ihn und seine Ehefrau zu stellen.
    Nachdem er sie in keinem Gemach hatte finden können, setzte er die Suche nun draußen fort. Dabei verdrängte er jeden Gedanken daran, sie könnte nicht aus freien Stücken verschwunden sein, und sagte sich, dass sie irgendwo hier draußen zu finden sein musste.
    Und dann auf einmal sah er sie, wie sie allein am Rand des Fischteichs saß. Neben ihr pickte ihre Henne etwas vom Boden auf, während Isobel selbst kleine Kieselsteine in das Wasser warf.
    Am Himmel hingen einige Wolken, ein kühler Wind kräuselte die Oberfläche des Teichs und spielte mit Isobels goldblondem Haar, das ihr über die Schultern bis weit über den Rücken fiel. Trotz der recht frischen Brise machte sie den Eindruck, als sei sie eine Sommernymphe – verführerisch, unschuldig und … offensichtlich wohlbehalten. Erleichtert atmete er aus, doch kaum war seine Sorge um sie gewichen, erwachte ein ungestümes Verlangen.
    Als er näher kam, hielt Mistress Henny, der man einen großen roten Punkt auf den Rücken gemalt hatte, in ihrer Tätigkeit inne und sah in seine Richtung. Ihre sonst so desinteressiert wirkenden Augen schienen ihn fast vorwurfsvoll anzuschauen.
    Isobel dagegen nahm von ihm keine Notiz, sondern war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht bemerkte, wie er sich näherte.
    »Isobel?«, sprach er sie mit einer Spur von Verärgerung in seiner Stimme an. Wie konnte sie nur so sorglos sein, was ihre eigene Sicherheit anging?
    Sie schreckte hoch, und die Kieselsteine fielen ihr aus der Hand auf den Boden. »Mylord?«
    Bei ihrer förmlichen Anrede verhärtete sich seine Miene unwillkürlich. »Müsst Ihr mich immer so nennen?«
    Ihre Wangen wurden rot, was das malerische Bild noch verstärkte, das sie am Teich sitzend darbot. Unter dem Kleid lugten ihre zarten, nackten Füße hervor. Wolf musste schlucken, denn etwas an ihren Füßen, an diesen langen, schmalen Füßen wollte ihm fast den Verstand rauben.
    Heilfroh darüber, dass es etwas gab, was ihn von ihren Füßen ablenkte, bückte er sich und hob die Kieselsteine auf, die ihr aus der Hand gefallen waren. »Ich konnte Euch nirgends finden.« Er gab ihr die Steinchen zurück, die sie zögerlich annahm. »Warum habt Ihr die sichere Feste verlassen?«
    »Ich bin es nicht gewöhnt, mich die ganze Zeit über in einem geschlossenen Raum aufzuhalten. Es machte mich … rastlos.«
    »Jemand hat bereits zweimal versucht, Euch zu töten. Ob Ihr rastlos seid oder nicht, Ihr werdet in der Feste bleiben. Habt Ihr das verstanden?«
    Bei seinen Worten wurde sie bleich. »Ist das noch eine Forderung?«
    Andere taten auch, was er von ihnen verlangte – warum nicht sie? Er drehte sich zum Teich um und stellte sich an den Rand, dann schleuderte er einen Kieselstein so ins Wasser, dass der ein paarmal von der Oberfläche abprallte, ehe er unterging. Eins … zwei … drei … vier, zählte er stumm, dann fragte er sanfter: »Und warum fühlt Ihr Euch so rastlos?«
    »Wie habt Ihr das gemacht?« Sie sprang von dem Stein hoch, auf dem sie gesessen hatte, und prompt verschwanden ihre kecken Zehen unter dem Saum ihres Kleides.
    »Sagt mir, warum Ihr Euch langweilt, und ich zeige Euch, wie ich das gemacht habe.«
    Die Begeisterung fiel wieder von ihr ab. »Das ist nicht so wichtig.«
    Die Art, wie sie diese Worte aussprach, versetzte Wolf einen Stich ins Herz. Er

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