Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
offenbar eine Menge gelernt.
»U nd wie hast du das Problem gelöst? «
»I ch habe mich an eine Einzelheit in der Beschreibung des Sarazenen erinnert, der ich bis dahin keine Beachtung geschenkt hatte, und die Haube so verändert, dass sich das Leder an beiden Seiten des Kopfes wölbt. So berührt die Haube das Auge des Falken nicht mehr und scheuert nicht. «
»D ann muss man sicher für jede Falkenart eine eigene Haube anfertigen, schließlich unterscheiden sie sich ja in der Größe « , überlegte Marguerite.
»A uch das ist richtig « , bestätigte William bewundernd. Marguerite hatte Verstand wie kaum ein Junge ihres Alters; sie war klug und schön – und unerreichbar. William sah sie an und fühlte einen Schmerz in seiner Brust, als krampfte sich sein Herz zusammen.
Kurz darauf erreichten sie den Falkenhof, wo Alain und die Jagdgehilfen sie bereits erwarteten. Sie zeigten den Falknern des Prinzen und seiner Begleiter, wo sie ihre Tiere unterbringen und selbst Quartier beziehen konnten. Ein nicht mehr ganz junger Falkenknecht machte sich über die mit der Haube versehenen Falken lustig und erntete einen wütenden Blick von Marguerite.
»D u solltest deine Zunge lieber im Zaum halten. Ich weiß, dass der König viel von den orientalischen Hauben hält « , behauptete sie, »u nd ich bin sicher, dass sie auch meinem Onkel gefallen werden. «
Der gemaßregelte Mann wollte schon auffahren, als er dem gestrengen Blick eines älteren Falkners begegnete, von dem William wusste, dass er zur De-Hauville-Familie gehörte.
Robert ließ einen Gehilfen Wasser in die flachen Badebütten füllen, in denen die Falken, die am nächsten Tag jagen sollten, das kühle Nass genießen konnten, und begrüßte Marguerite nun ebenfalls mit vollendeter Höflichkeit.
Das junge Mädchen folgte William ins Mauserhaus, betrachtete aufmerksam de Ferrers’ Vögel mit ihren Hauben und führte William schließlich zu einem der soeben mitgebrachten Falken. »D as ist der Lieblingsvogel meines Onkels « , erklärte sie. »E in schönes Tier, nicht wahr? «
»W underschön « , sagte William, doch sah er Marguerite dabei an, nicht den Falken. »W irklich wunderschön. « Erst als Johns Falkner dazukam, um den Vogel von der Reck zu holen, fing sich William und zwang sich, Marguerite nicht mehr anzustarren. Er räusperte sich, weil seine Kehle staubtrocken zu sein schien, und führte die junge Schönheit weiter herum, bevor er sie zurück zur Burg geleitete. Dabei kostete er jeden Augenblick ihrer Anwesenheit in vollen Zügen aus.
Am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, brachen William, Robert, Alain und die anderen Falkner auf, um de Ferrers und seine Gäste zur Jagd abzuholen.
In der Nacht hatte William kaum ein Auge zugetan. Zu sehr hatten ihn die Gedanken an Marguerite beschäftigt. Ihre wachen und zugleich unendlich sanften braunen Augen hatten ihn vollkommen gefangen genommen und wollten ihn nicht mehr loslassen.
Im Burghof wimmelte es von Männern, die sich für den Aufbruch zur Beize bereit machten. Knappen, Pagen, Hundeführer und Jagdgehilfen liefen kreuz und quer durcheinander. Befehle wurden gebrüllt, Sattelgurte geprüft, Knechte hin- und hergeschickt, Flüche ausgestoßen und Helfer verlacht.
William suchte die Menge nach der zarten Person mit den langen, braunen Haaren ab, doch statt Marguerite fiel ihm ein blonder Mann mit einem herrlichen Atlasschimmel auf. »O h nein, nicht Odon schon wieder! « , entfuhr es ihm.
Robert bemerkte ihn nun ebenfalls. »M usste der auch wieder dabei sein? « , sagte er abfällig.
»I ch muss ihn gestern übersehen haben « , murmelte William verstört, hatte er doch so sehr gehofft, Odon nie mehr zu begegnen. In Adelskreisen zu verkehren, das wusste er, bedeutete auch, immer wieder denselben Menschen über den Weg zu laufen. In Marguerites Fall war das eine wunderbare Fügung, die sie hoffentlich noch häufig zusammenführen würde. In Bezug auf Odon jedoch war es eine wahre Plage. Seine offensichtliche Nähe zu Prinz John, mit dem er recht vertraut tat, überschattete Williams Freude auf die Beize. Erst als er Marguerite in der Menge entdeckte und sie freudig strahlend auf ihn zuritt, fühlte er sich wieder zuversichtlicher.
Bei der Beizjagd machte ganz besonders Arrow eine hervorragende Figur. Er war in bester Kondition, mutig, wendig und beutestark. Von Anfang an flog er so vortrefflich, dass alle Augen auf ihm ruhten. Bei weniger als einem halben Dutzend Flügen schlug er
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