Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
unterbrechen. »W enn der Richter nach Thorne kommt, werde ich es ihm sagen müssen, sonst finde ich kein Seelenheil. Ich fühle mich schuldig. Wenn ich nur geahnt hätte, was geschehen ist, dann hätte ich ihn sicher retten können! «
»D u hast dich nicht versündigt, mein Sohn. Gott weiß, dass du reinen Herzens bist. Du hast gut daran getan, zu mir zu kommen. « Pater John erteilte ihm die Absolution und trug William zwei Paternoster auf, damit der Herr ihm vergeben möge, dass er nicht anders gehandelt hatte. Dann segnete er ihn und entließ ihn.
Mai 1188
W ird bald regnen«, murmelte Robert und sah gereizt nach oben. Seit Tagen diese Nässe, ausgerechnet jetzt, da er die Falken im Freien abtragen wollte! Das konnte einen wirklich verdrießlich stimmen. Ein erster Tropfen fiel ihm auf die Nasenwurzel. Seufzend nahm er die beiden Holzeimer, füllte sie eilig und ging zurück zum Turm. Durch die Bäume sah er Sibylle zur Falknerei rennen. Atemlos blieb sie im Hof stehen.
»W illiam, Robert! « Ihre Stimme klang schriller als gewöhnlich. »W o seid ihr? «
»I ch bin hier. Was ist los, warum schreist du so? «
»W illiam! Wo ist er? « Sibylle sah sich gehetzt um.
»D u hättest ihm eigentlich über den Weg laufen müssen. Er wollte ins Dorf, Hühnerküken holen. « Robert streckte ihr Williams Messer entgegen. »D as hat er vergessen. Hab schon überlegt, ob ich ihm nachlaufe, aber es wird wohl auch mal ohne gehen. «
»G ütiger Gott, nein! «
»F indest du nicht, dass du übertreibst? « Robert sah Sibylle mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Dass Mädchen immer so schrecklich überreagieren mussten!
»I ch meine nicht das Messer. Ich habe Angst, weil er fort ist. Er läuft ihm genau in die Arme! «
»W ürdest du mir bitte sagen, wovon du redest? «
»M eine Mutter, Pater John … « , stammelte Sibylle, und als sie sah, dass Robert sie immer noch fragend anschaute, bemühte sie sich um Fassung und begann von vorn.
»P ater John war heute Morgen bei meiner Mutter. Er hat zerknirscht getan und sich gewunden … ›I ch verletze das Beichtgeheimnis und riskiere mein Seelenheil, aber ich kann nicht anders‹, hat er gejammert und um den heißen Brei herumgeredet, bis meine Mutter ungeduldig wurde. ›I ch handele aus Pflichtgefühl‹, betonte er und erzählte ihr dann, dass William Odon bezichtigt hat, schuld am Tod des Dorfpriesters zu sein. «
»G rundgütiger! Ich habe ihm doch gesagt, er soll den Mund halten. «
»P ater John hat meiner Mutter die ganze Geschichte erzählt. Einen Dummejungenstreich, der unglücklicherweise ein Leben gekostet hat, nannte er es. Dann sprach er von seinem Bruder, der nicht genug Geld hat, seine Tochter in ein gutes Kloster zu schicken. Meine Mutter versprach, über Hilfe für das Kind nachzudenken, und bat ihn, mit seiner Geschichte fortzufahren. Als sie erfuhr, dass William erwähnt hatte, zum königlichen Richter gehen zu wollen, sobald dieser nach Thorne käme, um Recht zu sprechen, beteuerte sie, sich für Pater Johns Nichte zu verwenden, wenn er nur Stillschweigen über das Gesagte verspreche und nötigenfalls beschwöre, dass William ihm den Mord an dem Priester gestanden habe! « Sibylle seufzte tief. Ihre sonst aufrechten Schultern hingen herab. »I ch weiß, wie sehr meine Mutter Odon vergöttert, deshalb wundert es mich nicht. Aber Pater John? Er ist mein Beichtvater! Niemals hätte ich gedacht, dass er sich mit so etwas einverstanden erklärt! «
»W as du nicht sagst! « Roberts Groll gegen die Priester flammte wieder auf.
»A ls Pater John fort war, hat meine Mutter umgehend mit Odon gesprochen und ihm erlaubt, William gefangen zu nehmen. Sie will ihn des Mordes beschuldigen und in den Kerker werfen lassen. Das wird er nicht lange überleben! Du hättest Odons Gesicht sehen sollen. Ganz wild war er darauf, William eingesperrt zu sehen. « Sibylle schluchzte jammervoll. »S ie hat nicht ein böses Wort für Odon gehabt. Keine Rüge, nicht einmal die Frage, was er sich dabei gedacht hat, den Priester ertrinken zu lassen! « Sibylle sah Robert verzweifelt an. »U nd weißt du, was das Schlimmste ist? Solange mein Vater fort ist, kann ich nichts für William tun. « Sie faltete ihre Hände und sah zum Himmel empor. »H err, der du bist im Himmel, ich flehe dich an, hilf ihm! «
Robert hatte das Gefühl, dass der Boden unter ihm schwankte. »W oher weißt du das alles überhaupt? « Er setzte sich. Wenn er William helfen wollte, musste er Ruhe
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