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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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bewahren.
    »I ch habe gelauscht. Ich weiß, es ist unentschuldbar … Aber Pater John wirkte bei seiner Ankunft so aufgeregt, dass ich nicht anders konnte … « Sibylle schlug beschämt die Augen nieder.
    »U nsinn, Hauptsache, du hast dich nicht erwischen lassen! Du musst dich weiterhin umhören. Das ist alles, was du im Moment für William tun kannst. Ich werde inzwischen nachdenken. «
    Sibylle nickte und wischte sich die Tränen ab. Dann hauchte sie Robert einen Kuss auf die Wange und lief den Weg, den sie gekommen war, wieder zurück.
    Robert sah ihr verdutzt nach. Verwundert strich er sich über die Wange, wo ihr Kuss wie ein Brandmal auf seiner Haut glühte.
    ***
    Als William zu sich kam, dröhnte sein Schädel. Er lag auf feuchtem Stroh, das nach Kot und Urin stank. Es dauerte eine Weile, bis er einen klaren Gedanken fassen konnte. Wie war er nur hierher gekommen? Das Letzte, was er noch wusste, war, dass er auf dem Weg ins Dorf gewesen war. William legte die Hand auf seinen Kopf und zuckte vor Schmerz zusammen. Etwas Warmes verklebte seine Haare. Blut!
    Besorgt tastete er die Stelle erneut ab. An seinem Hinterkopf klaffte eine Platzwunde auf einer riesigen Beule. William versuchte, sich zu erinnern, was geschehen war. Auf dem Weg ins Dorf war er Odon begegnet. William wollte sich aufrichten, doch sein Schädel schmerzte bei jeder Bewegung. Also legte er sich wieder auf den modrig riechenden Boden und schloss verzweifelt die Augen. Nach und nach kehrte die Erinnerung zurück.
    »I ch sagte dir ja, dass du es eines Tages bereuen würdest, mich herausgefordert zu haben! « , hatte Odon mit einem hämischen Grinsen gesagt, war vom Pferd gestiegen und hatte ihm einen Faustschlag in den Magen verpasst. William war getaumelt, aber nicht zu Boden gegangen. Doch dann hatte er einen weiteren Hieb bekommen, und es war Nacht um ihn geworden. Odon oder einer seiner Begleiter musste ihm mit ziemlicher Wucht eins über den Schädel gezogen haben.
    William spürte, dass auch sein linker Arm schmerzte, und überzeugte sich davon, dass er nicht gebrochen war.
    »I st da jemand? « , rief er, plötzlich bang. Doch er bekam keine Antwort. »W o bin ich? « Stille. Er musste allein sein.
    »K einer da « , kicherte plötzlich eine irr klingende Stimme. »N iemals. Immer allein. «
    William lief ein Schauer über den Rücken. Der verrückte Leonard, er lebte also doch noch! Jeder im Dorf hatte schon von dem bedauernswerten Mann gehört, der seit vielen Jahren im Verlies der Burg eingesperrt war. Niemand wusste genau, was er verbrochen hatte und was aus ihm geworden war. Die einen erzählten, er sei der Burgherrin zu nahe getreten, die anderen, er habe sie zurückgewiesen und sei darum eingesperrt worden. Dass er nach Jahren im Kerker durchgedreht war, hatte William bereits gehört. Vor Kummer und Einsamkeit, hieß es. Vielleicht auch aus Hoffnungslosigkeit, dachte er.
    »W er bist du? « , versuchte William ein Gespräch anzufangen.
    »K einer da. Immer allein. «
    » I ch heiße William. Leonard, bist du es? « , fragte er, als wären sie alte Bekannte. Dabei hatte er ihn nie zuvor getroffen.
    »A llein, so allein « , jammerte die Stimme.
    »N ein! Du bist nicht mehr allein. « William fühlte Unmut in sich aufsteigen. Nein, dachte er bitter, ich sitze jetzt auch hier fest und weiß nicht einmal, warum.
    »D u kriegst mich nicht, Satan! « , fauchte der Irre plötzlich und rasselte laut scheppernd mit einer Kette, dann schnellte eine Faust nach vorne. »H ebe dich hinweg! Keiner da! « , schrie Leonard.
    William gab den Versuch auf, mit ihm zu sprechen. Obwohl er wenigstens nicht in Eisen lag wie der bedauernswerte Irre, fühlte sich William erbärmlich. Irgendwann nickte er ein.
    Als er erwachte, drängte es ihn, seine Notdurft zu verrichten. Er stand langsam auf, taumelte kurz und sah sich dann nach einem geeigneten Behältnis um. Durch das kleine Fenster, das hoch oben in die Wand ihres Gefängnisses eingelassen war, fiel gerade genug Licht, um in einer Ecke einen mit Kot verkrusteten Holzeimer zu entdecken. Der beißende Geruch nach Exkrementen, der dem Eimer entströmte, sobald man sich ihm näherte, war so widerwärtig, dass William beschloss, noch zu warten, als könnte sich sein Problem von selbst erledigen. Er zog sich wieder in die Ecke zurück, in der er aufgewacht war, setzte sich mit angezogenen Knien auf den Boden und grübelte, was ihn wohl in diese üble Lage gebracht haben mochte. Er hatte nichts verbrochen!

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