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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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Äpfel.
    Und einige Zweige Rosmarin. Mihály musste schmunzeln. Sara wusste, dass er es für die Zahnpflege verwandte. Aber sie wusste auch, was ein Rosmarinzweig bedeutete: treue Liebe. Ganz offensichtlich war ihr Knie wieder dick.
    Er nahm Péter den Korb ab und schnippte ihm dafür eine Münze zu. Ob sie den Weg zu Sara fand oder in Péters Gürteltasche blieb, war ihm gleichgültig.
    Der König zahlte seine Rechnungen und da Mihály keine Zeit zum Prassen blieb, waren sie recht bescheiden.
    Nach einer Katzenwäsche und einem schnellen Frühstück ließ er sich zwei Balken zusägen und die Riemen dafür schneiden. Weder der Tischler noch der Schuster interessierten sich für den Grund. Sie erzählten mit gedämpften Stimmen von den Pest-Gerüchten, die sich wie ein Lauffeuer verbreiteten. In dem Bericht des Tischlers waren zwei Leute aus Dömös gestorben. In dem Bericht des Schusters lag bereits das gesamte Dorf in den letzten, röchelnden Atemzügen.
    Es half nichts. Später musste er nach Dömös reiten und sich einen Überblick verschaffen.
    Josias wachte nicht auf, als er Balken und Werkzeug an ihm vorbei nach draußen schaffte. Nach Fieber sah er nicht aus. Gott sei Dank. Wenn es auch die nächsten Tage nicht auftrat, war alles gut.
    Mit Beil und Säge schnitt er eine Vertiefung in beide Balken an der Stelle, wo sie sich kreuzen sollten. Nägel hielten sie zusammen, und weil es schnell ging, nagelte er die Riemen auch gleich fest. Zwei für die Schultern am Querbalken, zwei für Brust und Bauch am Längsbalken.
    Als hätte sich eine schwindsüchtige Marterbank mit einem wohlgenährten Kreuz gepaart. Das Ergebnis dieser seltenen Liebe lag vor ihm im Gras.
    Josias würde Blut und Wasser schwitzen, wenn er es sah.
     
    *
     
    Aus den Rauchfängen der Hütten quollen graue Wolken. Ein erbärmlich nasskalter Wind zerriss sie, kaum dass sie über die Stroh gedeckten Dächer wehten.
    „Beim ersten Anzeichen der Pest setzten wir die Masken auf. Ob sie stinken oder nicht.“ Bence klopfte auf seine Satteltasche. „Nur weil du beim König den Helden geben willst, werde ich nicht mein Leben riskieren.“
    Von fern wirkte das Dorf nicht ungewöhnlich. Schweine, Schafe, ein Mann, der Reisig bündelte. Tamás trieb sein Pferd an. Bevor er nicht mit einem verständigen Menschen gesprochen hatte, machte er sich nicht auf den Rückweg.
    Der Mann mit dem Reisig sah auf. „Wollt ihr zu uns?“
    „Wir sind Ärzte aus Visegrád. Was hat es mit den Pestilenz-Gerüchten auf sich?“ Eventuell waren sie hier schnell wieder fort.
    „Nur die Hure war krank.“ Er schulterte sein Bündel. „Aber kaum hatte sie ihr eigener Sohn verbrannt, kam der Teufel angeritten, ihn zu holen.“
    Neben ihm schnappte Bence nach Luft. „Der Teufel?“
    „Oh ja“, sagte der Kerl düster. „Mit einer weit gebogenen Nase und kleinen, stechenden Augen. Aber wenn ihr mehr erfahren wollt, fragt den Schulzen.“ Er wies auf ein Gehöft, aus dessen Stall es laut meckerte.
    Zwischen dampfenden Misthaufen und stinkenden Jauchegruben vorbei bahnten sie sich einen Weg. Tamás klopfte, doch niemand bat ihn herein, obwohl aus dem Innern eine krächzende Stimme drang.
    „Lass uns nachsehen.“ Bence öffnete die Tür. Im Dämmerlicht des verregneten Herbsttages hockte eine Alte am Tisch. Sie wippte vor und zurück und brabbelte. Gebete?
    „Wo ist dein Sohn?“
    Aus verquollenen Augen sah sie ihnen entgegen. „Der Teufel hat ihn gepackt.“
    Gütiger Gott! Ihre Stimme jagte Schauder über Tamás’ Rücken. „Deinen Sohn?“
    „Nein“, schrie sie und sprang auf. Der Stuhl kippte nach hinten, sie reckte wimmernd die Hände gen Himmel. „Das Teufelsbalg! Es lebt! Ich sehe es in meinen Träumen, es humpelt durch Dömös und übt Rache an meinem Sohn, an meinen Enkeln!“ Sie holte pfeifend Luft. „Es wird Dömös brennen lassen. Mit Mann und Maus!“
    „Die Alte ist des Wahnsinns.“ Bence zog ihn am Ärmel zurück. „Lass uns den Sohn finden. Von der da erfahren wir kein klares Wort.“
    Das Gezeter der Alten musste Bence den Verstand verwirrt haben, denn er rannte in die falsche Richtung. Erst hinter dem Hauptgebäude holte Tamás ihn ein.
    Eine Koppel von Schweinen. An den Pfählen lehnten junge Kerle, die lachend dem Treiben in der Mitte der Koppel folgten. Einer von ihnen ritt einer Sau auf.
    Bence taumelte zurück, trat Tamás auf den Fuß. „Der bockt Schweinen auf?“ Entgeistert zeigte Bence auf das grausige Geschehen. „Sieh dir das an.

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