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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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des Hochkönigs zu beenden.«
    » Es könnte sein, dass das gar keine Rolle mehr spielt«, befürchtete Neldo.
    » Seit wann bist du so pessimistisch?«
    Neldo zuckte mit den Schultern. » Das ist kein Pessimismus, sondern einfach eine realistische Betrachtungsweise.«
    Die » Tharnawn« erreichte die Schlangenbucht, an deren westlichem Ufer die beiderländische Provinz Transsydien lag, während das östliche Ufer zu den Ländern der Orks gehörte. Hin und wieder bemerkten Lirandil, Eandorn und die anderen Elben einige Orks an der felsigen Küste. Für Arvan war dort nichts zu sehen, allenfalls vielleicht ein dunkler Punkt, den man für einen Schatten halten konnte.
    Lange Zeit war Arvan dem Dunkelalb Brogandas aus dem Weg gegangen, was an Bord eines so großen Schiffs wie der » Tharnawn« keine allzu große Schwierigkeit war.
    Doch dann tauchte er unvermutet am Heck des Schiffes hinter Arvan auf, als dieser sich ansah, wie der elbische Steuermann seinen Kurs bestimmte.
    » Ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt«, sagte Brogandas, der sehr wohl bemerkt hatte, wie Arvan zusammengezuckt war, nachdem er sich umgedreht hatte. Brogandas’ Lächeln war so kalt, dass es Arvan fröstelte.
    » Hätte ich Grund dazu?«
    » Du hast einen starken Willen, der sich nicht so leicht brechen lässt.«
    » Ihr meint, so wie Ihr es bei Terbon Sordis getan habt.«
    » Sag jetzt nicht, dass du Mitleid mit ihm gehabt hättest.«
    » Nein, das nicht«, gab Arvan zu.
    » Ich habe nur deinen Wunsch erfüllt.«
    » Dass Ihr etwas tut, nur um jemandem einen Wunsch zu erfüllen, glaube ich Euch nicht, werter Brogandas.«
    » Ach, nein?« Das Lächeln des Dunkelalbs wurde breiter. » Ich gebe zu, dass ich es auch deswegen tat, weil die Situation sonst völlig aus dem Ruder gelaufen wäre, und dies wiederum vor allem wegen deiner Unbeherrschtheit.«
    Er hat recht, dachte Arvan. Er hat recht, und ich kann nur hoffen, dass er meine Gedanken nicht wahrnimmt und auch noch diesen Triumph für sich verbuchen kann!
    Brogandas’ Miene gab keinerlei Auskunft darüber, inwiefern dies der Fall war. Allerdings waren die Zeichen in seinem Gesicht etwas unruhig. An vielen Stellen fransten kleine schwarze Spitzen aus den Runen aus. Womöglich deutete das auf große Anspannung hin.
    » Ich habe übrigens gehört, dass du ganz ähnliche Dinge tust, wie ich sie mit dem geistig wenig widerstandsfähigen Hochadmiral getan habe«, erklärte Brogandas unvermittelt.
    » Ich?«, wunderte sich Arvan.
    » Allerdings nur mit Baumschafen, die du offenbar früher gehütet hast, wie ich aus deinen Gesprächen mit den Halblingen mitbekam.« Brogandas lachte leise, ein hässliches Kichern. » Bei Terbon Sordis war es nicht schwieriger, als es dir bei einem dieser einfältigen Geschöpfe gefallen wäre.«
    » Es ist unhöflich, die Gespräche anderer zu belauschen«, sagte Arvan empört.
    » Und es ist dumm, ein Angebot abzulehnen, bevor man es sich angehört an«, hielt Brogandas dagegen.
    Arvan runzelte die Stirn. » Was denn für ein Angebot?«
    » Du bist talentiert. Ich könnte dir zeigen, wie du geistig stärkere Wesen beeinflussen kannst als mehr oder minder schmackhaftes Getier.« Sein Lächeln war so breit geworden, dass die Zähne blitzten. Die kleinen Spitzen an den Runen in seinem Gesicht vergrößerten sich und traten deutlicher hervor.
    In Wahrheit will Brogandas nur Einfluss auf dich gewinnen, warnte Arvan eine Gedankenstimme, und er bemerkte Lirandil, der fast dreißig Schritte entfernt an der Reling stand. Aber der Blick des Elben war direkt auf Arvan gerichtet, und sehr wahrscheinlich hatte er jedes Wort mit angehört.
    Hier belauscht ein jeder jeden, wurde es Arvan klar. Man muss aufpassen, was man sagt.
    » Ich werde es mir überlegen«, versprach er dem Dunkelalb.
    Brogandas warf einen kurzen Blick in Lirandils Richtung, dessen Anwesenheit er wohl gespürt hatte. » Ich verstehe.« Noch immer lächelte er. » Ich verstehe dich sehr gut, Arvan.«
    Das Elbenschiff legte schließlich im Hafen der beiderländischen Trutzburg an, die einst errichtet worden war, um die Überfälle der Orks abzuwehren. Arvan fiel sofort auf, dass keine weiteren Schiffe im Hafen lagen, und offenbar befanden sich hinter den Zinnen der Burg nur wenige Soldaten.
    Der Kommandant der Trutzburg empfing sie sofort und betrachtete Lirandil als Freund der Familie. Sein Name war Thomro, und er hatte früher die Palastwache des Königs von Beiderland in der Hauptstadt Aladar befehligt,

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