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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der sich der Ork gesuhlt hat, natürlich.«
    » Aber ist das Ost-Orkreich nicht unendlich weit entfernt?«, meinte Arvan. » Und Orkheim erst! Der alte Grebu hat mir Karten gezeigt, die er wohl noch aus seiner Zeit in Carabor hat.«
    » Vorsicht! Verderblicher Einfluss«, feixte Borro. » Jetzt sieht man, was es dir gebracht hat, dass der Alte dich unterrichtet. Du kannst Schriftzeichen kalligrafieren wie ein Halbling und fängst dafür irgendwann an zu spinnen wie ein Baumteufel, der die falschen Beeren gefressen hat.«
    Baumteufel waren vierarmige Affen, die normalerweise vollkommen friedlich waren, es sei denn, sie hatten ganz bestimmte Beeren zu sich genommen, die sie offenbar in Rausch versetzten und ziel- und sinnlos durch das Geäst toben und herumschreien ließen. Ob sie diese offensichtlich unverträglichen Beeren aus Versehen zu sich nahmen oder sich mit Vorsatz in diesen Zustand versetzten, darüber stritten die Halblinglehrer seit Generationen.
    » Ach, sei still, Borro«, fuhr Zalea leicht gereizt dazwischen. » Du bist im Augenblick der Baumteufel, nicht Arvan!«
    » Verstehst du keinen Spaß mehr, oder was ist los?«, maulte Borro und kratzte sich im roten Haarschopf, was bei ihm eine Geste der Verlegenheit war.
    » Wie gesagt, diese Orks müssen einen unwahrscheinlich langen Weg hinter sich haben, wenn Lirandils Vermutung stimmt«, kam Arvan aufs Thema zurück.
    » Er hat von einem Krieg gesprochen, der ganz Athranor erfassen wird und aus dem sich niemand heraushalten könne«, sagte Zalea. » Auf der Versammlung, die deswegen einberufen wird, sollen wir Näheres erfahren. Aber ich vermute, dass Gomlo bereits mehr darüber weiß.«
    » Das Gefühl hatte ich auch.« Arvan rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. » Mal eine ganz andere Frage: Weiß jemand von euch, ob Elben Gedanken lesen können?«
    » Ja, können sie«, bestätigte Neldo, » und zwar wohl auf ähnliche Weise, wie du die Gedanken von Baumschafen und Ranken erfasst. Zumindest stelle ich mir das so vor. Es heißt, dass Elben, die sich nahestehen, die Gedanken des anderen empfangen können.«
    » Aber ich bin kein Elb, und ich wüsste auch nicht, weshalb ich Lirandil besonders nahestehen sollte.«
    » Mal abgesehen von der Kleinigkeit, dass er dir mit seiner Geistverschmelzung das Leben gerettet hat«, warf Borro ein und verteidigte sich auf Zaleas tadelnden Blick hin: » Wollte ich nur mal so bemerkt haben.«
    » Lirandil hat deine Gedanken gelesen?«, fragte Zalea an Arvan gewandt und runzelte die Stirn.
    » Ja, und ich habe seine wahrgenommen«, sagte Arvan.
    » Das hängt sicher mit der Geistverschmelzung zusammen.«
    » Nein, ich habe sie schon vorher vernommen, bereits auf dem Herdenbaum. Und da wusste ich nichts über ihn, abgesehen von den Geschichten, die man so über ihn erzählt und bei denen man sich nie so ganz sicher sein kann, was davon der Wahrheit entspricht und was nicht.« Arvan zuckte mit den Schultern. » Ich habe nicht erwartet, dass ihr eine Lösung für dieses Rätsel wisst. Aber mit irgendwem musste ich darüber sprechen, und derjenige, der mir all meine Fragen beantworten könnte, hat im Augenblick offenbar Wichtigeres zu tun.«
    » Lirandil wird dir schon Antworten geben«, war Neldo überzeugt. » Wahrscheinlich gibt es im Augenblick tatsächlich einige sehr wichtige Dinge, um die er sich kümmern muss.«
    » Ja, dass große Ereignisse vor der Tür stehen, pfeifen ja die Baumflöter durch den Wald«, meinte Borro.
    Arvan starrte auf ein Astloch im Holzboden seines Zimmers. Das hatte er schon als kleines Kind gemacht, wenn er in seiner Kammer gesessen und seine Gedanken gesammelt hatte. Er versuchte sich an die Bilder zu erinnern, die er vor seinem inneren Auge gesehen hatte. Brass Elimbor, das Kind…
    Irgendwie hatte Arvan das Gefühl, dass diese Traumvisionen nicht einfach nur Nachwirkungen der Heilbehandlung waren, die Lirandil ihm hatte angedeihen lassen. Er versuchte sich das Gesicht von Brass Elimbor und die Form seines Amuletts erneut vorzustellen, was ihm auch gelang, und das mit einer Klarheit, wie es sonst nur bei eigenen Erlebnissen möglich war.
    » Dieser alte Elb und das Kind«, murmelte er, » das fühlte sich an wie eine Erinnerung, aber ich weiß, dass das nicht sein kann.«
    » Und wieso nicht?«, fragte Borro.
    » Erstens bin ich nie im Elbenreich gewesen. Eine Bootsfahrt auf dem Langen See war bisher meine längste Reise. Ich kenne den Weg zwischen Wohnbaum und Herdenbaum, ansonsten bin ich

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