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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nennt, verstehe ich, warum die Roten Hakul eure Höfe immer wieder überfallen«, meinte Awin anerkennend. »Ich habe deine Leute gezählt, Praane. Ihr seid kaum mehr als dreißig, aber mit diesen Gaben würden selbst hundert Hakul über den Winter kommen. Und ihr habt doch noch viel Zeit, eure Vorräte weiter aufzufüllen.«
    »Der Wald war gut zu uns«, erwiderte Praane und verschloss hastig die Pforte.
    »Der Wald«, murmelte Awin, der roch, dass hier etwas nicht stimmte. »Ist diese Kammer vielleicht der Grund für den Überfall, Ore?«, fragte er.
    »Du bist scharfsinnig«, erwiderte Praane, was kein klares Ja, aber noch weniger ein Nein war. Der eintretende Nokke unterbrach sie. Er war jünger als Praane, mager und durch einen leichten Buckel über der linken Schulter gezeichnet. »Ore Praane, wie sollen wir mit den Toten verfahren?«
    »Tragt sie an den Waldrand. Mögen ihre Leute sie heute Nacht holen. Wenn sie das nicht tun, werden wir sie morgen beerdigen. Wie viele sind es?«
    »Neun. Es gibt auch einen Verwundeten, Praane«, fügte Nokke hinzu.
    »Schwer verwundet? Dann leg ihn dazu. Vielleicht hat er Glück, und sie kümmern sich um ihn. Wenn nicht, nun, dann werden wir morgen entscheiden, was wir tun.«
    »Halt«, sagte Awin. »Wir haben Heiler in unserem Sger. Sie werden sich um den Mann kümmern.«
    »Dies ist mein Haus, Hakul, und ich entscheide, wie wir mit unseren Gefangenen verfahren.«
    »Wenn ich es richtig verstehe, liegt der Mann noch auf der Lichtung und nicht in deinem Haus, und es waren Hakul, die
ihn verwundeten. Meine Heiler werden seine Wunden versorgen.«
    Es sah kurz aus, als wollte Praane widersprechen, aber dann tat er die Sache mit einem Achselzucken ab. »Tu, was du nicht lassen kannst. Aber er kommt mir nicht über die Schwelle. Und wenn ihr ihn da draußen versorgt, solltet ihr vorsichtig sein. Die Sonne geht bald unter, und die Grünländer sind immer noch in der Nähe.«
    »Ich kann dem Yaman dieser Sippe nur Recht geben«, meinte Wela, als sie neben Awin und Mahuk durch das Tor lief. »Wieso willst du, dass wir uns um einen verwundeten Feind kümmern?«
    »Sie nennen ihn Ore, nicht Yaman, Wela Schmiedetochter«, berichtigte Awin.
    »Ein verwundeter Feind weiß mehr als ein toter«, erklärte Mahuk der Schmiedin leise.
    Die Dämmerung war weit fortgeschritten. Einige der Hofbewohner schafften die Leichen zum Waldrand. Auch Hakul waren noch dort. Awin sah einen Krieger des Wasser-Klans, der seinen Blutdolch reinigte. Er hatte sich wohl gerade die Kraft des Mannes genommen, den er getötet hatte, bevor die Akradhai ihn wegschafften.
    »Viel wirst du von dem hier nicht mehr erfahren«, stellte Wela nüchtern fest, als sie den Verwundeten erreichten. Es war ein großer Mann mit kräftigen Armen. Eine Axt, deren Bronzeklinge aus dem Schaft gesprungen war, lag neben ihm.
    »Sein Blut gehört mir«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Es war Lamban der Pferdezüchter.
    »Noch ist er nicht tot«, entgegnete Awin ruhig.
    »Deshalb bin ich hier. Ich verstehe mich zwar nicht auf die Heilkunst, aber ich sehe, dass er die Nacht nicht überstehen wird.«

    »Mahuk?«, fragte Awin.
    »Er wird Uo heute begegnen«, bestätigte der Raschtar.
    »Ich hoffe, du willst mir diesen Sieg in der Schlacht nicht streitig machen, Yaman«, sagte Lamban.
    Awin sah ihn ruhig an. Lamban war sicher doppelt so alt wie er selbst, ein Krieger mit viel Erfahrung. Seine Unterstellung war eine Unverschämtheit.
    »Ich werde diesen Mann nur etwas fragen, Pferdezüchter, dann kannst du den Sterbenden töten, wenn dir danach ist. Wenn du aber noch einmal behauptest, dass mich nach Blut verlangt, das mir nicht gehört, werde ich mir deines nehmen.«
    Lamban erbleichte, das konnte Awin selbst im Zwielicht sehen, und seine Hand wanderte zum Gürtel. Aber dann drehte er sich wortlos um und verschwand.
    »Ich beglückwünsche dich, Awin Sehersohn«, sagte Wela spöttisch, »du hast dir soeben einen Feind gemacht.«
    »Und vielleicht für nichts. Der Mann kann nicht reden. Hustet Blut«, stellte Mahuk fest.
    Awin beugte sich zu dem Sterbenden hinab, der irgendetwas sagte, aber Awin konnte ihn nicht verstehen. Plötzlich war es vorbei. Der Kopf des Mannes fiel zur Seite, und er war tot.
    »Yeku sagt, die Seele geht im Zorn zu ihren Ahnen.«
    »Zorn auf die Hakul?«, fragte Awin.
    »Zorn auf Hofleute.«
    »Was sagt Yeku noch?«, fragte Wela.
    »Nichts, die Seele ist fort, zu den dunklen Wäldern ihrer Ahnen - oder wohin ihre Seelen

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