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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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den Flammen herausreißen und damit die Gassen der Stadt stürmen, und die Gaffer in den Schatten am Fuß der Häuser rund den Platz würden entweder zu feige sein, sich ihnen entgegenzustellen, oder brüllend mitlaufen.
    Irgendwo in all diesem Chaos steckte Paolo.
    »Ich auch«, flüsterte ich, »ich auch.«
    »Wenn ihm etwas zustößt – wie soll ich weiterleben?« Ihre Augen waren weit vor Entsetzen. »Und wie sollte ich es jemals Fiuzetta erklären …? O mein Gott …!«
    »Jana«, sagte ich, »Jana, beruhig dich. Wir können im Augenblick nicht mehr tun!«
    Sie fuhr auf. »Bist du sicher? Was haben wir denn getan? Haben wir an jedes einzelne Haus geklopft, haben wir in allen Kirchen nachgesehen und … und …« Ihre Stimme klang schrill. »Wie kannst du sagen, es gäbe nichts weiter zu tun, um unser Kind zu retten?«
    »Daniel ist unterwegs und tut genau das. Deine Buchhalter werden sicherstellen, dass keiner der Geschäftspartner ausgelassen wird, und so wie ich Daniel kenne, wird er keine Ruhe geben, bis nicht auch der letzte Feigling seine Tür wenigstens so weit aufgemacht hat, dass er Daniel Rede und Antwort stehen kann.«
    »Daniel, Daniel. Warum sind wir nicht auf der Suche? Warum klopfen wir nicht an jede Haustür?«
    Weil du vor Angst und Schuldbewusstsein dem ersten Einfall nachgerannt bist, der dir in deinem Entsetzen in den Sinn kam, dachte ich. Fryderyk Miechowita. Nicht, weil du ihn liebst, sondern weil du in all dem Jammer instinktiv versucht hast, wenigstens einen Teil des Daches zu stützen, das um uns herum einzustürzen scheint. Ich würde in wenigen Augenblicken erfahren, wie falsch der zweite Teil meiner Annahme in Wirklichkeit war; jetzt sagte ich: »Weil jeder das tut, was er am besten kann. Und du wolltest zu Miechowita, um wenigstens ein Wunder wahr werden zu lassen.«
    Jana schaute zu Boden. »Nein«, sagte sie nach kurzem Zögern. »Ich wollte zu ihm, um ihm mitzuteilen, dass ich sein Wunder nicht mehr will. Seine Pläne hätten uns beide beinahe auseinander gebracht, und sie haben Paolo aus dem Haus getrieben.«
    »Jana, du darfst dir nicht die Schuld daran geben, dass Paolo weggelaufen ist. Er hat Daniel und mich belauscht, und das war es, was …«
    Sie hatte mir nicht zugehört. »Ich habe das Gefühl, meine Seele verkauft zu haben für dieses Wunder. Und dafür ist es zu teuer erkauft.«

    Fryderyk Miechowitas Wunder war einfach gewesen, aber das sind fantastische Einfälle immer. König Kasimir brauchte Geld, aber seine Barone verhinderten, dass er neue Steuern erhob, weil die Lasten, die sie ihren Untertanen aufbürdeten, schon schwer genug waren. Die Gilden (beherrscht von den deutschen Kaufleuten) wollten ihm keines leihen, weil die Sicherheiten, die er dafür gab, zu lausig waren und weil noch nie ein Kaufmann, der einem Fürsten etwas geliehen hat, davon glücklich wurde. Die Juden hätten ihm gern geholfen, aber ihre Hilfe konnte er nicht annehmen, weil die Vorbehalte gegen die Aschkenasim schon groß genug waren und des Königs Berater ihn davor warnten, den Anschein zu erwecken, der jüdischen Gemeinde finanziell ausgeliefert zu sein (hatte er nicht im gesamten Reich erst vor kurzem Handelsbeschränkungen gegen die Juden verhängt, um die Spannungen zwischen ihnen und den christlichen Kaufleuten zu mildern – eine Anordnung, die sogar der Rat von Krakau sofort umgesetzt hatte, anstatt sie so lange wie möglich mit Spiegelfechtereien zu blockieren?). Die Handwerkszünfte, im Wesentlichen in polnischer Hand, waren finanziell nicht in der Lage, dem König unter die Arme zu greifen. Die Hanse hatte sowieso kein Interesse, die prekäre Stellung des Königs zu stärken, indem sie ihm aus der Patsche half, und kämpfte außerdem selbst mit Schwierigkeiten.
    So lautete Miechowitas einfacher Plan: Leih dir von den Juden Geld, egal zu welchem Zinssatz. Übergib es der Schatztruhe König Kasimirs und fordere dafür die Sicherheiten ein, die er verspricht: Grundbesitz und Adelstitel in Ungarn, die ihmnoch gar nicht gehören, die ihm aber gehören werden, wenn (falls!) er mit der längst fälligen Mitgiftzahlung an Herzog Georg die Achse Polen – Altbayern wieder aufleben lässt und damit seine eigene Stellung stärkt.
    Der Vorteil an diesem Plan war, dass bisher niemand verrückt genug gewesen war, ein derart großes Risiko einzugehen. Sollten Kasimirs Pläne, einen seiner Söhne auf den ungarischen Thron zu setzen, scheitern, würde ein Krakauer Kaufmann namens Fryderyk

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