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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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es das nicht gegeben … hätte sich so ein … Polacke … und wenn er noch so reich wäre, nicht getraut einen Boten zu senden ins Haus eines ehrbaren Krakauers, und wenn doch, hätte der Krakauer ihn lassen hinausprügeln bis zum Haus seines Herrn, und der Rat hätte ihn gelobt dafür.«Weigel schüttelte den Kopf so heftig, dass sein Hut verrutschte und seine Körperwülste zu beben begannen. »Aber heute ist es schlechte Sitte, nicht zu antworten auf so eine Einladung: Natürlich, wir kommen gern, welche Ehre, welche Ehre! Meine Tochter ist ein dummes Ding, aber mein Weib hätte ich gedacht zu sein schlauer, doch ihr Verstand ist genauso weichgekocht wie der von allen anderen!«
    »Haben Sie gesagt, die Einladung stammte von einem der polnischen Krakauer?«
    »Tun Sie doch nicht so. Ich habe Polack gesagt, und normalerweise tu ich solche Wörter nicht in den Mund nehmen. Ich kenne viele, ich kenne Kardinal Jagiello gut, und ich kannte auch Karol Dlugosz, was das angeht, aufrechte Männer, aber es gibt welche, die sind Polacken, und kein Geld und keine neuen Kleider tun daran etwas ändern.«
    »Dann waren Sie an diesem Abend vor zwei Tagen auch mit dabei?«
    »Natürlich nicht! Ich folge doch nicht, wenn so ein Eierdieb pfeifen tut …« Er unterbrach sich plötzlich und hob die Hand, und ich folgte seinem Blick nach unten und sah einen Mann, der unten in der Gasse vorbeiging, neugierig und von den Stimmen aufmerksam gemacht nach oben sah und Weigels Gruß jetzt erwiderte. Weigel wartete, bis der Mann um die Ecke gebogen war, dann trat er ein paar Schritte von der Ladeöffnung zurück. Ich folgte ihm. Am Fenster war es angenehm gewesen, weiter drinnen im Trockenspeicher wurde die Luft wieder stickig. In der Nähe der frisch gefärbten Tücher roch es nach aufgewärmtem Kohl und gekochtem Grünzeug.
    »Aber ich habe nicht gewusst, dass sich die Einladung auch auf meine Tochter erstrecken tut, und daher sage ich nur zu meinem Weib, dass sie und ich dorthin nicht gehen würden, und sie fragt auch nicht weiter nach, sondern lässt meine kleine Zofia nur in Begleitung ihrer Magd und eines Kaplans gehen.«
    Er wich meinem Blick aus. Etwas klang falsch. Ich beschloss,die Sache auf sich beruhen zu lassen. Ich war nur hier, um ihm einen Vorschlag zu machen.
    »Ein Ehrenmann hätte sie nicht eingelassen in sein Haus … seinen Palast, sollte ich wohl sagen … woher das Geld dafür wohl stammen tut, ich möcht nicht wissen. Aber dort sind sie nun, und statt dass der Pfaffe auf meine kleine Zofia aufpassen tut, bläst er sich wahrscheinlich auf, weil Wit Stwosz auch dort ist und ihn ausfragt und ihm gleichzeitig erzählt, welche Farben er für welche Altarfiguren verwenden wird … dafür ist er ja bekannt … und jetzt tu ich Ihnen erzählen die ganze Wahrheit, und wenn Sie sich dann immer noch trauen, die unverschämten Forderungen Ihres Freundes hier zu äußern, dann haben Sie kein Herz und keinen Anstand und sollten sich schämen, überhaupt nur in die Nähe des Hauses von Karol Dlugosz zu kommen, der kein Polack, sondern ein Krakauer war und dem so einer wie Sie das Wasser nicht reichen kann, und wenn er sich jeden Tag dreimal geißelt und von Wasser und Brot lebt …!«
    »Augenblick«, sagte ich. »Ich glaube, dass ich es nicht verdient habe, so …«
    »Können Sie sich vorstellen, wie es dem Kind geht? Was es durchgemacht hat? Arglos geht es mit diesem … dieser … Wildsau! … mit, weil es denkt, es soll sich das Haus ansehen. Und das Nächste, was es merkt, ist, dass es sich mit ihm allein in einem kleinen Arbeitsraum befindet, direkt hinter seinem Schlafgemach … und dann … dann … der Pfaffe merkt nichts, weil er den Speichel von Stwosz’ Lippen saugt, und die Magd ist bei den anderen Dienstboten … dann … zwingt er sich ihr auf …!«
    Schon wieder ein Arbeitszimmer, so gelegen wie in Janas Haus. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht plötzlich in die gleiche Wut hineinzugeraten wie mein Gegenüber. Ich holte Atem: »Hören Sie mal, Herr Weigel, Sie scheinen hier etwas misszuverstehen. Ich habe nicht das Geringste mit …«
    »Meine kleine Zofia«, stieß Weigel hervor. »Nicht einmal den Mut, es ihrem Vater zu erzählen, hat sie; erst heute Morgen tutes die Magd meinem Weib beichten. Wie sie leidet. Mein Name ist beschmutzt, und ich wird Mitgift zahlen müssen die doppelte Höhe, damit einer sie nimmt.«
    »Hat die Magd die … das Verbrechen entdeckt?«
    »Hat er es Ihnen nicht gesagt, oder

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