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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kurzen Schritte seinen längeren anzupassen versuchte. Ohne es zu bemerken, hatte er wieder begonnen, hin und her zu rennen. Mit achtundzwanzig war Valentas Schönheit, die sie schon als Kind besessen hatte, voll erblüht. Ihr dunkles Haar war zu Zöpfen geflochten und um ihren Kopf gewunden, und ihre Haut glänzte vor Gesundheit. Der Rosenknospenmund war halb geöffnet, als setzte sie zu einem Lächeln an, und die dunklen Augen funkelten schalkhaft wie immer, trotz aller Spannung um sie herum. Als sie mit der schmetterlingsgleichen Berührung der Telepathin eine Hand auf seinen Unterarm legte, spürte er die Kraft, die sie ausstrahlte.
    Sie war so jung, dass sie seine Enkelin hätte sein können, aber es war Lew unmöglich, ihr nicht zu vertrauen wie einer Altersgenossin. „Ich kann nichts dafür, Valenta. Ich möchte hier sein und gleichzeitig auf der alten Nordstraße, und ich hoffe die ganze Zeit, dass aller Aufwand umsonst war und gar nichts passieren wird.“ Valenta schüttelte den Kopf. „Das wäre natürlich sehr angenehm, aber du weißt so gut wie ich, dass etwas passieren wird. Dazu braucht man keine Aldaran-Gabe. Selbst wer kein Laran hat, merkt, dass etwas bevorsteht. Die Kaufleute haben die Läden geschlossen, und die Straßen sind wie ausgestorben. Außerdem fühle ich eine geballte Energie auf uns zukommen, deshalb schla ge ich vor, du hörst auf mit deiner Unruhe und bereitest dich darauf vor, sie wie Läuse zu zertreten.“ „Blutrünstiges Frauenzimmer“, erwiderte er neckend. Er nahm nun wahr, dass sich Personen der Burg näherten, und war zutiefst erleichtert. Das Warten hatte ein Ende, jetzt würden sie bald feststellen, ob ihr Plan funktionierte.
    „Unsinn! Mit ein bisschen Glück wird kein Tropfen Blut vergossen, und wenn, dann wird es gewiss kein darkovanisches sein.“ Valentas Lächeln entblößte makellose Zähne, aber sie klang beinahe enttäuscht.
    „Glaubst du, unser Plan wird gelingen? Ich weiß, es ist sehr spät für Zweifel, aber können wir tatsächlich einen Haufen ausgebildeter Kämpfer mit ein paar Illusionen und Schatten erschrecken?“ „Es sind nur Menschen, Lew, und alle Menschen, Männer wie Frauen, fürchten sich vor dem Dunkel in ihrem Innern.
    Wir müssen nichts weiter tun, als es zu wecken. Sicher, sie mögen uns technisch überlegen sein, aber sie wissen nicht, was wir alles haben, und das ist unser Vorteil.“ Sie nickte energisch. „Und mit diesen Matrixfallen, welche die Macht ihrer Einbildung noch vergrößern, werden sie wahrscheinlich kapitulieren, ohne dass auch nur ein Schuss abgefeuert werden muss.“ „Wahrscheinlich hast du Recht, und ich mache mir nur unnötige Sorgen.“ „Ja, ja, ich weiß. In deinem Alter solltest du am Kamin sitzen, ein Buch lesen und Pfeife rauchen.“ Lew sah sie böse an, entsetzt von dem Bild, das sie gezeichnet hatte. „So habe ich es nicht gemeint.“ Dann merkte er, dass sie ihn nur neckte, und zwang sich zu einem Lächeln.
    In diesem Augenblick betrat Rafe Scott den Raum, er kniff nachdenklich die Augen zusammen. „Unsere Späher auf dem Dach melden, dass rund siebzig Terraner in der Uniform der Föderation auf die Burg zumarschieren. Wenigstens verkleiden sie sich nicht, so dass wir nicht so tun müssen, als wüssten wir nicht, wer kommt.“ „Siebzig? Das sind weniger, als ich dachte. Bewaffnung?“ „Die üblichen Seitenwaffen, Kampfhelme und anzüge sowie zwei kleine Energiekanonen, das scheint schon alles an Bewaffnung zu sein.“ „Kanonen?“ „Ja, aber nur keine Sorge. Ich erinnere mich, dass die Dinger schon im Depot standen, als ich noch im Hauptquartier war, aber meines Wissens hat sie seit mindestens zehn Jahren niemand ausprobiert. Sie dienen wahrscheinlich mehr der optischen Wirkung als einem Einsatz, da Belfontaine meiner Ansicht nach ohnehin nicht mit ernsthaftem Widerstand rechnet.“ „Ist die Stadtwache in Stellung?“
    Rafe nickte. „Sie sind hinter dem Feind, jedoch außer Sichtweite. Belfontaine hätte dran denken müssen, seinen Rückzug zu decken, aber er war schon immer ein eigensinniger Bursche. Wenn sich die Truppe zurückziehen will, können wir sie eine Weile aufhalten, solange sie nicht zu schießen anfangen.“ „Wann sollen wir unsere Arbeit beginnen?”, fragte Valenta leise.
    „Wir sollten uns wahrscheinlich jetzt schon mal vorbereiten, doch ich würde gern warten, bis sie fast am Tor sind, bevor wir sie richtig angreifen“, antwortete Lew, dem die Sache trotz seiner

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