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Der Sommer hat lange auf sich warten lassen - Roman

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen - Roman

Titel: Der Sommer hat lange auf sich warten lassen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Gärtnerei meiner Freundin entrichten, die außer den Transportkosten nichts für die Dekoration verlangt hat. Die Kritiken waren gut, und es gibt sehr viele Vorbestellungen. Phillip war zunächst von der Idee einer »Grünen Schau« nicht begeistert gewesen, doch sie kam gut an, und man kann auch in der Mode umweltbewusst produzieren. Die Informationsbroschüren über die Herkunft der Stoffe und deren Produktionsbedingungen sind bis auf das letzte Exemplar in den Designerhandtaschen der Zuschauerinnen verschwunden. Meine Models haben zuerst gemeint, ich sei zu fanatisch, weil ich auch das letzte Accessoire aus nachhaltigen Materialien anfertigen ließ, haben aber dann einen wahren Erfindergeist an den Tag gelegt, als es darum ging, die richtigen Gürtel und Schuhe zu finden.
    Soweit ich mich zurückerinnere, hat Mutter angefangen für mich zu nähen, als ich vier oder fünf Jahre alt war. Einige Kleider, Mäntel, Blusen und Hosen sind mir im Gedächtnis geblieben. Ich kann die Berührung der Stoffe auf der Haut fühlen, das Kratzen oder die Weichheit, das Gewicht auf den Schultern, das Schwingen der Röcke um die Knie. Wir hatten wenig Geld, und es war Mutters Ehrgeiz, ihre Tochter anständig anzuziehen. Zu den von Mutter gefertigten Kleidungsstücken habe ich mir Notizen gemacht und versucht, sie zu skizzieren. Da gibt es dieses türkisgrüne Kleid, jenen violett und beige karierten Faltenrock oder das petrolfarbene Gilet, das quergestreifte Strickkleid in allen Farben und diverse Hosen in allen möglichen Fassons, die ich über die Jahre getragen habe. Nichts von alldem ist übrig in meinem Schrank, obwohl ich dieselbe Kleidergröße habe wie damals mit fünfzehn. Die Moden ändern sich, wie man zunächst meint, ständig und erst mit der Zeit merkt man, dass sich die Stile in absehbaren Zeitschritten wiederholen. Bei jedem Umzug war es notwendig, mich von alten Sachen zu trennen, und so verschwand Stück für Stück. In meinem Gedächtnis ist die Inventarliste des »Museums der verlorenen Kleider« immer länger geworden. Ich weiß inzwischen, ich sollte es besser als Mutter haben, die von Tante Else in stets brave und einfache Kleider gesteckt worden war, denn das Geld, das Onkel Heinrich besaß, durfte nicht gezeigt werden, man protzte nicht, wie es hieß. Das Museum verstehe ich inzwischen als ein Dokument von Mutters Zuneigung zu mir, die sie mir nur durch Kleidungsstücke zeigen konnte. Ihre Phantasie bei der Verarbeitung der Stoffe kannte keine Grenzen, einige Modelle aus ihrer Werkstatt kommen mir heute puppenhaft vor. Das Aufsehen, das ich manchmal unter meinen Schulfreundinnen erregte, war mir unangenehm gewesen, ich wäre lieber unbemerkt geblieben und in bequemen Hosen durch den Tag gegangen, auch weil ich dann nicht ständig von den Buben gehänselt worden wäre. Mutter hatte eine Vorliebe für »gute Stoffe«, wie sie sagte, Leinen, schwere Baumwolle, Seide, die in den Sechzigerjahren gar nicht so einfach zu bekommen waren. Die neuen Kunststoffmaterialien verdrängten das Altbewährte, und so verlegte sie sich auf die Wiederverwertung von alten Kleidern, die sie von Nachbarinnen geschenkt bekam oder manchmal in den Restekörben von Stoffläden fand. Die Läden mit den an den Wänden gestapelten Stoffballen sind in den letzten Jahren fast ganz verschwunden. Die kleinen Holzschubladen hinter der Verkaufstheke, an denen jeweils nach Größe und Farbe geordnet ein Knopfmuster geheftet war, gehören einer anderen Zeit an. Das an- und abschwellende Surren der Nähmaschine füllte das Wohnzimmer an verregneten oder verschneiten Tagen, an Hitzesonntagen, mit halb geschlossenen Vorhängen. Die Mutter arbeitete mit der alten Pfaff-Tretnähmaschine, die von Jagbauer mit einem selbstgebauten Motorenkasten aus Holz versehen worden war, aus dem ein Drahthebel ragte, den sie mit einem Druck ihres Oberschenkels betätigte, um auf diese Weise die Schnelligkeit der Stiche zu regulieren. Sobald sie einen Stoff in den Händen hielt, kam ihr eine Idee, die sie aufzeichnete, und später, als ich bereits mitreden konnte, dann auch mit mir besprach, um schließlich einen Schnitt auf einem großen Packpapierbogen, am Boden kniend, zu zeichnen. Dieser wurde ausgeschnitten und mir mehrmals am Körper angesteckt, um Form und Sitz zu überprüfen, eine Prozedur, die sich mit den zugeschnittenen Stücken mehrmals wiederholte, bis ich mich kaum mehr von ihrem Arbeitsplatz entfernen durfte, weil ich nach jeder neuen Naht das

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