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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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die Belagerung beginnt.«
    »Wo wollt ihr hin?«
    »Nach Krammes. Shadamehr wird den Seeweg benutzen. Er sagte, wir sollen über Land ziehen …«
    »Unmöglich«, erklärte Rigiswald. »Die Reise hierher zusammen mit diesen Orks war schlimm genug. Und nun schlägst du vor, dass ich tausend Meilen weit nach Krammes laufen soll.«
    »Es ist nicht ganz so weit. Und wir haben Pferde. Ich soll mit den Paladinen sprechen, und Shadamehr sagte, Ihr …«
    Rigiswald schnaubte geziert. Dann drehte er Ulaf den Rücken zu und nahm eine Gänsefeder aus einem der Becher, die überall in der Bibliothek bereitgestellt waren für den Fall, dass sich jemand Notizen machen wollte. Er holte eine kleine Röhre aus Elfenbein aus seinem Gürtel, nahm die Schriftrolle heraus, welche sich darin befand, warf einen kurzen Blick darauf, drehte sie dann um und fing an zu schreiben. Als er fertig war, steckte er die Rolle wieder in die Röhre und reichte sie Ulaf.
    »Hier steht, wo du die Paladine finden wirst, die dir nützlich sein könnten«, erklärte Rigiswald. »Benutze das als Empfehlungsschreiben.«
    »Das bedeutet also, Ihr werdet nicht mit mir kommen«, sagte Ulaf so laut, dass es ihm einen säuerlichen Blick des Bibliothekars einbrachte. Sofort senkte er die Stimme wieder. »Ihr habt doch gehört, dass ich gesagt habe, die Stadt würde angegriffen werden, nicht wahr?«
    Rigiswald zuckte mit den Schultern. Er fing an, einen Stapel Bücher zu sortieren, die auf dem Tisch neben ihm lagen.
    »Ich hoffe, sie haben mir wenigstens noch eins gelassen«, murmelte er. »Ah, hier ist es.«
    Er zog geschickt einen schmalen, in Leder gebundenen Band aus dem Stapel, setzte sich auf einen Stuhl, lehnte sich zurück, schlug das Buch auf und fing an zu lesen. Einen Moment später warf er Ulaf einen Blick zu.
    »Du kannst dich jetzt an die Arbeit machen«, meinte er.
    »Aber Shadamehr hat gesagt …«
    Rigiswald hob einen ordentlich manikürten Finger. »Sag dem Baron, ich werde ihm hier in Neu-Vinnengael erheblich mehr nützen, als wenn ich mich auf dem Land herumtreibe.«
    Er beugte sich wieder über sein Buch.
    Ulaf setzte dazu an, etwas zu sagen, und überlegte es sich dann anders. Er schüttelte den Kopf, steckte die Elfenbeinröhre in die Tasche und verließ leise fluchend die Bibliothek.
    Rigiswald blickte von seinem Buch auf, sah, wie Ulaf verschwand, und lächelte in sich hinein. Er schlug das Buch zu, lehnte sich zurück und war bald schon in seinen eigenen Gedanken versunken, und das waren, wenn man nach seinem Gesichtsausdruck urteilte, keine angenehmen.

    Im Gasthaus zur Krähe mit dem Ring hielt Jessan immer noch Wache neben der Leiche seines Freundes. Die Nacht war still – jene Art schwere, weiche Stille, welche die Stimmung sinken lässt und das Denken beinahe vollkommen unmöglich macht. Ulaf war schon vor einiger Zeit gegangen. Maudie hatte versucht, wach zu bleiben und ein Auge auf diese seltsamen Besucher zu halten, aber die Aufregung und der Schreck über die Ereignisse hatten sie ermüdet. Sie schlief in ihrem Sessel.
    Jessan war froh, dass Ulaf ihm etwas zu tun gegeben hatte, eine Beschäftigung, eine Möglichkeit, jemandem von Nutzen zu sein. Er hätte Ulafs Angebot, mit ihnen zu kommen, ansonsten nicht akzeptieren können, denn er wollte sich niemandem verpflichten, selbst diesem Freund des Barons nicht. Viele Trevinici auf Reisen verdingten sich als Karawanenwachen im Austausch für Lebensmittel und Unterbringung. Jessan mochte zunächst angenommen haben, dass man ihm diese Arbeit aus Mitleid angeboten hatte, aber dann hatte er eingesehen, dass Ulaf ihn tatsächlich als Krieger schätzte.
    Er wusste also nun, dass man ihn wegen seines Mutes und seiner Fähigkeiten schätzte, und dieser Gedanke verschaffte ihm ein wenig Trost und Wärme, als er dort allein in der stillen, kalten Dunkelheit seines Schmerzes und der verzweifelten Sehnsucht nach seinem Zuhause stand.
    Jessan war begierig gewesen, in die Welt hinauszuziehen und seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Wie es bei jungen Leuten häufig der Fall zu sein pflegt, welche das banale Leben in einem kleinen Ort langweilig finden, hatte er nie verstehen können, warum sich sein Onkel und die andern Krieger freuten, wenn sie nach langer Abwesenheit nach Hause zurückkehrten. Wie konnten sie ein Leben des Abenteuers, der Gefahr und der Aufregung so freudig gegen Feldarbeit und Kindergekreische eintauschen? Aber jetzt wandten sich Jessans Gedanken diesen alltäglichen und

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