Der süße Hauch von Gefahr
Stimme, zwischen Verzweiflung und Lachen hin- und hergerissen.
Mit einem Lächeln schüttelte Mrs Manley den Kopf.
»Ach nein, gütiger Himmel! Das hier ist das Aufregendste, was seit Jahren in der Gegend geschehen ist. Ich hätte es um nichts in der Welt verpassen mögen.« Sie machte eine Pause, setzte eine nachdenkliche Miene auf.
»Natürlich muss ich es irgendwie schaffen, Asher davon abzuhalten, ihn bei erster Gelegenheit umzubringen.«
Juliana gelang nur ein schwaches Lächeln, als sie sich von Mrs Manley ab- und Asher zuwandte. Halblaut sagte sie zu ihm:
»Es tut mir so leid. Das hier war keine sonderlich gute Idee – ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.«
Asher grinste.
»Vielleicht nicht, aber wie meine Großmutter schon auf der Fahrt hierher sagte, es wird sicherlich … interessant.«
Nachdem sie Asher und Mrs Manley begrüßt hatte, führte sie sie zu Mrs Birrel und deren Töchtern, und in der Zwischenzeit hatte Ormsby sich so weit gefasst, dass er den Spätankömmlingen mit kühler Höflichkeit begegnen konnte, als sie zu den Herren traten. Zu Julianas Erleichterung schien Asher sich benehmen zu wollen; er achtete immer darauf, dass er nicht direkt neben den Marquis zu stehen kam, und abgesehen von der Begrüßung vermied er geschickt jedes Gespräch mit ihm.
Mit dem Gefühl, als rollte ein Fass Schwarzpulver mit brennender Lunte durchs Zimmer, bewegte sich Juliana zwischen ihren Gästen, lächelte und unterhielt sich mit ihnen, als ob nichts Besonderes wäre und sie keine Angst hätte, vor dem, was noch geschehen konnte. Es half natürlich, dass Ormsby seinerseits nicht den Wunsch zu verspüren schien, mit Asher und Mrs Manley zu reden. Wie Asher gelang es ihm, einem direkten Kontakt aus dem Weg zu gehen. Als schließlich das Dinner angekündigt wurde und alle den Salon in Richtung Speisezimmer verließen, war sie voller Hoffnung, dass sie den Abend ohne ernsthafteren Zwischenfall überstehen würden.
Sie hatte sich wegen der Sitzordnung lange den Kopf zerbrochen. Das Verhältnis zwischen Herren und Damen war unausgeglichen, es waren mehr Damen da, und es war unverzichtbar, zwischen Asher, Mrs Manley und Ormsby größtmöglichen Abstand zu wahren. Das hieß aber, dass sie Asher und seine Großmutter an ihrem Ende des Tisches Plätze zuweisen und es ihrem Vater überlassen musste, mit Ormsby am anderen Ende fertigzuwerden. Die Birrels waren gewissermaßen als Puffer dazwischen platziert, wobei Mrs Birrel neben Julianas Vater saß, gegenüber von Ormsby. Wenn es Mrs Birrel seltsam vorkam, dass sie und nicht Mrs Manley neben den Gastgeber und ihr Gatte in der Mitte des Tisches statt an Julianas Seite gesetzt worden war, so ließ sie es sich nicht anmerken. Da sie das Gefühl hatte, die größere Gefahr ginge von Asher aus, sorgte Juliana dafür, dass der Vikar und Serena die Plätze zwischen Ormsby und Asher einnahmen.
Weil die Gäste ihr mehrfach Komplimente zu dem Essen machten, ging Juliana davon aus, dass es köstlich schmeckte, aber sie hätte genauso gut vom Fußboden aufgekehrte Reste zu sich nehmen können, so viel Genuss bereiteten die Speisen ihr. Einmal schaute sie hoch und merkte, dass Ormsbys Blick auf ihr ruhte; der Ausdruck in seinen Augen war alles andere als freundlich. Es war offenkundig, dass der Marquis richtig erraten hatte, dass sie und nicht ihr Vater die anderen eingeladen hatte, Asher und Mrs Manley eingeschlossen. Obwohl ihr ein Schauer über den Rücken lief, erwiderte sie seinen Blick und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Bastard!
Nachdem sie verfolgt hatte, wie sie ihr Essen beim Dinner auf dem Teller herumschob, sagte Mrs Manley leise zu ihr:
»Meine Liebe, so schlimm ist es doch gar nicht. Wir sind beinahe durch mit dem Dinner, und bislang ist kein Blut geflossen.«
»Der Abend ist noch nicht vorüber«, wandte Juliana betrübt ein.
Mrs Manley lächelte.
»Sicher, aber Sie können sich darauf verlassen, dass Asher sich zusammenreißt – er wurde zu einem Gentleman erzogen, selbst wenn er sich nicht immer entsprechend aufführt.«
Juliana sah zu Asher, der ihr sein sonnigstes Lächeln sandte, was nicht dazu beitrug, ihre Sorgen zu beschwichtigen. Ihre Angst nahm zu, als das Essen zu Ende ging und es Zeit wurde, die Herren allein ihrem Port und Brandy zu überlassen. Wenn einzig ihr Vater und der Vikar blieben, um einen Zusammenstoß zwischen Asher und dem Marquis zu verhindern, konnte das nur in die Katastrophe führen.
Zu ihrer großen
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