Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
Leichtes, sich in New York zu bewegen. Als sie den Flughafen verlassen hatten, in den frühen Morgenstunden, nahm Roy seine Partnerin an die Hand. Mit Tom zusammen bewegten sie sich übermenschlich schnell durch die Straßen. Es dauerte nur zehn Minuten, bis sie plötzlich mitten in Brooklyn waren und vor einem schäbigen Mietshaus Halt machten.
„Was wollen wir hier? Das ist nicht das Haus, in dem ich wohne. Da bist du wohl in den falschen Stadtteil abgebogen.“
„Die Sonne geht bald auf. Wir müssen untertauchen. Siehst du das Zeichen dort?“
Roy deutete mit der Hand auf einen Stern mit einer Träne darin. Er war nicht einmal handtellergroß. Wenn man nicht danach Ausschau hielt, übersah man das Zeichen einfach. Es befand sich direkt über einer kleinen Stahltür an der Seite des Gebäudes.
„Das ist das Zeichen eines Clans. Hinter dieser Tür liegt eine Unterkunft. Silvester hat vor unserer Reise mit Stanley, dem Lord , gesprochen. Er hat sich einverstanden erklärt, uns für die Dauer unseres Aufenthalts als Gäste aufzunehmen.“
Emily lächelte überrascht. „Wow, so einfach ist das? Keine Hotels? Ihr fragt einfach eine andere Familie, ob ihr bei ihr wohnen könnt? Euer Volk hat Vorteile, das muss man euch lassen.“
Tom drückte leicht ihre Hand, was Emily mit Verwunderung zur Kenntnis nahm. Er schien sie zu mögen.
„Dein Volk, Emily. Es ist jetzt auch dein Volk.“ Sie nickte, tief bewegt von seinem fast liebevollen Unterton und atmete einmal tief durch, um nicht aus der Fassung zu geraten. Es war ein freundlicher Willkommensgruß gewesen.
Roy klopfte unterdessen in einem bestimmten Rhythmus an der Tür, und nur Sekunden später wurde sie geöffnet.
Ein riesenhafter Vampir stand vor ihnen, dessen brutal geschnittenes Gesicht noch wesentlich bösartiger wirkte als das von Benson. Emily wich automatisch einen Schritt zurück. Der Mann entblößte riesenhafte Fänge, als er sie böse angrinste und die drei Vampire aufforderte, ihre Zeichen zu zeigen.
Folgsam schoben Roy und Tom ihre Ärmel ein Stück nach oben, bis der Hüne bei beiden das kleine Auge mit den versetzt angeordneten Tränen sehen konnte. Als er Emily auffordernd ansah, zuckte sie noch weiter zurück und schob sich ängstlich halb hinter Roy.
„Sie ist noch frisch. Letzte Nacht erst verwandelt. Sie gehört zu uns. Wegen ihr sind wir hier.“
„Was soll das heißen, wegen ihr? Wird sie Ärger machen?“
„Nein. Stanley weiß Bescheid. Wir brechen in New York ihre Zelte ab und nehmen sie mit nach London.“
Ein Grunzen ließ erahnen, dass der Wächter der Stätte die Erklärung akzeptierte. Schließlich trat er zur Seite und ließ sie ein.
„Treppe runter. Folgt dem Gang . Stan erwartet euch an der Pforte.“
Roy bedankte sich, und sie gingen in der Dunkelheit ihrem Ziel entgegen. Emily fiel sofort auf, dass es dieses Mal anders war, durch vollkommene Schwärze zu gehen. Ein menschliches Auge konnte in dieser Finsternis nichts sehen, wie sie damals in London schmerzhaft erfahren musste. Doch für die Vampirfrau schien nun alles in einen seltsamen Lichtschimmer getaucht zu sein. Es ließ sich kaum in Worte fassen, doch es war einfach nicht völlig dunkel. Alle Umrisse traten scharf zutage, und es war tatsächlich überflüssig, hier Lichter anzubringen.
„Warum habt ihr in London eigentlich Fackeln im Tunnel?“
Roy lachte leise auf. „Weil es schick aussieht, ganz einfach.“
Als sie die Pforte fast erreicht hatte, schreckte Emilys Klingelton vom Handy die kleine Gruppe plötzlich auf. Tom zog instinktiv seine Waffe.
„Beruhig dich, ist nur mein Handy. Wer hätte gedacht, dass man hier unten Empfang hat… O h, ist es Meredith ! Was sag ich ihr denn jetzt?“
Tom und Roy überlegten einen Augenblick. Dann grinste Tom: „Geh einfach nicht ran!“
Es widerstrebte Emily zwar, aber da in diesem Moment die Tür am Ende des Ganges geöffnet wurde, war der Vorschlag wohl der V ernünftigste, und so schaltete sie das Handy schnell ab.
Der Clanführer dieser New Yorker Unterkunft empfing die kleine Gruppe aus England mit offenen Armen. Er zeigte ihnen ohne Umschweife ihr Zimmer und beteuerte, dass er ihnen nicht mehr Zimmer zur Verfügung stellen konnte.
„Der Platz hier ist sehr begrenzt, und seit einer meiner Brüder neulich seine menschliche Freundin inklusive ihrer Familie von ihrer Sterblichkeit befreit hat, sind wir voll belegt. Ich hoffe, ihr könnt euch irgendwie arrangieren.“
Roy dankte seinem
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