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Der Tag mit Tiger - Roman

Der Tag mit Tiger - Roman

Titel: Der Tag mit Tiger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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teilnehmen?«
    »Du hast zwar das Aussehen einer Katze und die körperlichen Fähigkeiten, aber du bist keine und wirst keine bleiben. Die höheren Geheimnisse werden dir immer verschlossen bleiben. Du darfst froh sein, erkannt zu haben, dass es sie gibt. So und jetzt ist Schluss mit der Fragerei! Ich habe Durst.«
    Das war so abschließend gesagt, dass Anne kein weiteres Wort mehr über die Lippen bekam. Sie hatte zwar Antworten erhalten, aber die warfen mehr Fragen auf, als sie vorher hatte. Darüber nachzugrübeln blieb ihr jedoch keine Muße, denn Tiger war schon auf dem Weg zum Wasser.

Eine hässliche Unterhaltung
    Anne trabte hinterher und beobachtete dabei, dass sich auf der Brücke einige Menschen versammelt hatten. Sie machte Tiger darauf aufmerksam und fragte ängstlich: »Sollen wir nicht irgendwo anders trinken?«
    Tiger drehte sich im Gehen um und warf ihr über die Schulter zu: »Wenn du dich einigermaßen leise verhalten könntest, würden die uns nicht bemerken.«
    Das war eine deutliche Anweisung, und Anne kam ihr nach. Stumm Pfote um Pfote voransetzend, schlich sie weiter, denn inzwischen hatte sie die vier Menschen als Alf, Erni, Dick und Stone erkannt. Die allerletzten, von denen sie entdeckt werden wollte, waren diese üblen Gesellen. Deren brutaler Übergriff am Nachmittag steckte ihr noch in den Gliedern.
    Tiger wählte eine Stelle unter der Brücke, die nicht so abschüssig und glitschig war wie die am Morgen. Er hatte aus seinem Ausrutscher gelernt. Mit vorsichtigen Bewegungen folgte ihm Anne zum Bach hinunter und stellte sich zum Schlabbern neben ihn. Das kühle, klare Wasser war sauber und schmeckte erfrischend. Als ihr Durst gestillt war, hob sie den Kopf, um zu hören, was oberhalb auf der Brücke geredet wurde. Die Stimmen der vier hatte sie während der ganzen Zeit wahrgenommen, sich aber nicht für die Worte interessiert. Jetzt hörte sie zu.
    Was dort gesprochen wurde, füllte sie mit Entsetzen. Es war wohl schon eine ganze Weile wieder die Rede von Ausländern und deren bevorzugter Behandlung. Die teuren, großen Wagen, die sich ausländische Arbeitskollegen leisten konnten, die ungerechtfertigten Beförderungen, die anmaßende Haltung gegenüber den deutschen Frauen und viele andere Themenmehr, zu denen jeder der vier Freunde sein Scherflein beitragen konnte.
    »Jetzt wohnen die Schwarzen sogar in unserm Haus«, empörte sich Dick.
    »Wie – euer Haus?«
    »Hat meinem Onkel gehört.«
    »Und jetzt?«
    »Na, hat die Tante doch drin gewohnt, nachdem der abgekratzt war.«
    »Deine Tante is doch auch tot.«
    »Sag ich doch, is unser Haus.«
    »Hast du’s geerbt?«
    »Nee, der Bruder der Tante, der Egon Wiedmann.«
    »Wer isn das?«
    »Kennt ihr nich, is aus der Stadt«
    »Dann is es nicht euer Haus.«
    »Doch, gibt noch ’n Gerichtssache deswegen. Mein Alter hat geklagt.«
    »Und der Typ hat das an die Scheißausländer vermietet! Mensch, das Haus kannste anschließend ausräuchern!«
    »Ich wollt nachher nich mehr drin wohnen.«
    Dann herrschte für einen Moment Schweigen und man hörte, wie Bierdosen geöffnet wurden.
    Anne sah zu Tiger, der sich gelangweilt die Pfoten putzte.
    »Hast du jetzt genug gelauscht?«, brummelte der.
    »Eigentlich nicht. Tiger, ich habe das Gefühl, da bahnt sich irgendwas Übles an.«
    »Ist das unsere Angelegenheit?«
    »Weiß ich noch nicht. Lass uns einfach noch einen Moment hier bleiben.«
    Von oben kam ein Husten und dann die Bemerkung von Alf: »Verdammt, ist das kalt.«
    Seine zerfetzte Jacke hatte er weggeworfen, darum stand er jetzt in T-Shirt und Jeans in der kühlen Nachtluft und fror.
    »Da siehste mal wieder, wozu diese dreckigen Gören in der Lage sind«, stichelte Stone. »Zerreißen unsere Klamotten und lügen dann noch, sie hätten sie so gefunden. Dreckskerle!«
    »Die Kurzen gehören doch zu dem Pack in eurem Haus?«
    »Mhm.«
    »Und meine Katzenpfote is auch weg«, quengelte Alf weiter.
    »Hey, das war ’n Spaß. Wir hätten das dumme Katzenvieh vorhin bald gehabt, dann hättste ’ne neue gekriegt.«
    »Und ich den Schwanz«, freute sich Erni, der schon immer neidisch auf Dicks Schlüsselanhänger war.
    »Mensch, es gibt doch genug Katzen. Wolln wir uns nich heute wieder eine fangen. Wer sie als erster hat, kriegt den Schwanz.«
    »So wie du bei der Dreibeinigen damals, nee, das war nix. Die hat dich ganz schön gekratzt.«
    »Ach, Dick kann das vertragen, der is fett genug.«
    Dick nahm die zarte Anspielung auf seine Figur nicht

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