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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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dir das Tanzen bei.«
    »Wie kommst du auf die Idee, dass ich nicht tanzen kann? Rein zufällig bin ich eine begnadete Tänzerin.«
    Von irgendwo zauberte er ein weiteres Glas Champagner her und reichte es mir. Die flotten Klänge, die ich schon von draußen vernommen hatte, stammten von einer sechsköpfigen Band, die den paar Dutzend Gästen unter 35 in einem fantastisch kastanienbraun
getäfelten Salon einheizte. Wie auf ein Stichwort stimmten sie »Let’s Get It On« an, und Christian zog mich an sich. Sein Duftwasser roch leicht männlich-arrogant, irgendwas Gediegenes wie Polo Sport. Seine Hüften bewegten sich in natürlichem Einklang mit der Musik, das Denken war ausgeschaltet, wir glitten ganz einfach zusammen über das Parkett, und er sang mir leise ins Ohr. Der übrige Raum verschwamm – vage bekam ich mit, dass noch andere auf der improvisierten Tanzfläche unterwegs waren und irgendwo ein Toast ausgebracht wurde, aber für mich war das einzig Greifbare in diesem Moment Christian. Im letzten, hintersten Winkel meines Hirns erinnerte mich etwas bohrend und mahnend, dass jener Körper, der sich da an mich schmiegte, nicht Alex gehörte, doch was spielte das schon für eine Rolle. Keine, jedenfalls nicht heute Abend.
    Es war schon nach eins, als mir wieder einfiel, dass ich ja eigentlich mit Miranda da war. Ich hatte sie seit Stunden nicht mehr gesehen; sicher war sie, ohne einen Gedanken an mich zu verschwenden, längst zurück im Hotel. Doch als ich mich schließlich von der Couch im Arbeitszimmer von Christians Vater hochrappelte, entdeckte ich sie beim fröhlichen Plausch mit Karl Lagerfeld und Gwyneth Paltrow, alle drei offenbar unbekümmert ob der Tatsache, dass sie in wenigen Stunden gute Miene zur Modenschau von Christian Dior machen mussten. Sollte ich mich dazugesellen? Doch Miranda hatte mich schon gesichtet.
    »Aan-dreh-aa! Kommen Sie her!« Ihre Stimme hatte beinahe etwas Ausgelassenes und übertönte mühelos das Getöse der anderen Partygäste, die in den letzten Stunden merklich auf Touren gekommen waren, nicht zuletzt dank der Fürsorge der lächelnden Barkeeper. Mir war vom Champagner so warm und wohl zumute, dass ich selbst über Mirandas albernen britischen Akzent hinweghörte. Besser konnte der Abend eigentlich nicht mehr werden, dachte ich, und doch – da stand sie und war offensichtlich
gewillt, mich ihren hochberühmten Freunden vorzustellen.
    »Ja, Miranda?«, gurrte ich in meinem schmeichlerischsten, Vielen-Dank-dass-ich-hier-sein-darf-Ton. Sie sah nicht mal ansatzweise in meine Richtung.
    »Holen Sie mir ein San Pellegrino, und dann lassen Sie den Wagen vorfahren. Ich bin bereit zur Abfahrt.« Die zwei Frauen und der Mann neben ihr fingen an zu kichern, und ich lief knallrot an.
    »Gewiss. Ich bin gleich wieder da.« Das Wasser nahm sie ohne das kleinste Dankeschön entgegen, dann bahnte ich mir meinen Weg durch die gelichtete Menge zum Wagen. Ob ich mich noch bei Christians Eltern bedanken sollte? Vielleicht doch besser nicht. An der Eingangstür lehnte er selbst, offenbar rundum zufrieden mit sich und der Welt.
    »Und, meine kleine Andy, hast du dich nett amüsiert mit mir?« Er lallte ein ganz kleines Bisschen, was seinem Charme jedoch keinerlei Abbruch tat.
    »War so weit in Ordnung, schätze ich mal.«
    »Bloß in Ordnung? Das hört sich ja an, als hätte ich dir heute Abend noch die oberen Etagen zeigen sollen? Alles zu seiner Zeit, meine Süße, alles zu seiner Zeit.«
    Ich gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Nun bilde dir mal ja nichts ein, Christian. Sag deinen Eltern schönen Dank von mir.« Diesmal ergriff ich die Initiative und küsste ihn auf die Wange, bevor er seinerseits tätig werden konnte. »Gute Nacht.«
    »Kleines Biest!« Sein Lallen war jetzt etwas ausgeprägter. »Du bist ein richtiges kleines Biest. Wetten, das gefällt deinem Freund an dir?« Er lächelte, aber es war nicht fies gemeint. Für ihn gehörte all das einfach zu seiner Flirtmasche dazu, doch die Anspielung auf Alex ernüchterte mich kurzfristig. Gleichzeitig ging mir auf, dass ich mich seit Jahren nicht mehr so gut amüsiert hatte. Trinken, Tanzen, seine Hände auf meinem Rücken, die mich näher zu ihm hin zogen – an diesem einen Abend hatte
ich mich lebendiger gefühlt als in all den Monaten zusammen, die ich nun schon für Runway arbeitete und die aus nichts als Frust, Schikane und Erschöpfung bis ins Mark bestanden hatten. Vielleicht geht Lily deswegen so oft auf die Piste, dachte ich:

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