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Der Tod des Bunny Munro

Der Tod des Bunny Munro

Titel: Der Tod des Bunny Munro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Cave
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stattliche Beule in seiner Stonewashed-Jeans und zieht eine Augenbraue hoch.
    »Ich hab letzte Nacht deine Freundin genagelt«, sagt Bunny.
    »Weiß ich. Hat sie erzählt. Sie meinte, es wäre ein bisschen … traurig gewesen.«
    »Ach ja? Sag ihr mal, sie soll mir meinen Schwanz zurückgeben.«
    Poodle kichert leise und zieht mit seinen manikürten Fingern an dem goldenen Ring in seinem Ohr.
    »Ich weiß. Der Hammer, was? Sie ist eine echte Yoga-Nudel. Lässt sich gerade zur Lehrerin ausbilden.« Poodle reibt sich wie ein jüdischer Pfandleiher die Hände und schwingt Jacko-mäßig die Hüften. »Spaß und Spiele!« Er knetet sich die Eier. »Kommst du auf einen klitzekleinen Drink mit runter?«
    »Geht nicht«, sagt Bunny. »Der Kleine wartet im Auto.«
    Poodle bewegt sich in einem lüsternen Schleichgang zum Fenster. Die enge Jeans und das strahlend weiße Polohemd betonen seine breiten Schultern und seinen kleinen, festen Hintern und verleihen ihm die Proportionen einer Hyäne. Er späht durch die Lamellen der Jalousie, und das Sonnenlicht bringt seine Iris zum Leuchten, WC-Enten-Blau.
    »Mist, Bun, irgend so ein Wichser verpasst dir gerade ein Knöllchen!«
    »Scheiße«, flucht Bunny und klappt seinen Musterkoffer zu.
    »Ey, Bun«, sagt Poodle und blinzelt ins Licht, als traue er seinen Augen nicht.
    Bunny, der schon halb zur Tür raus ist, dreht sich um.
    »Dein Kleiner sieht aus, als hätte er einen Anfall!«
    Bunny knallt die Tür zu, und Geoffrey schleppt seinen massigen Körper zum Kühlschrank und wirft Poodle ein Bier zu.
    »Der gefällt mir irgendwie gar nicht«, sagt er.
     
    Bunny reißt den Strafzettel von der Windschutzscheibe und führt für den Verkehrspolizisten mit dem ironisch schräg sitzenden Hütchen, der die Straße entlanggeht und auf seinem Strafzettelgerät herumtippt, die eindrucksvolle Pornopantomime eines Mannes auf, der einen Verkehrspolizisten in den Arsch fickt. Der Polizist sieht Bunny einen Moment lang ausdruckslos an, wodurch sich Bunny bemüßigt fühlt, seine berühmte Nachahmung eines Verkehrspolizisten zu zeigen, der sich den Pimmel leckt. Leise fluchend geht der Mann auf den Punto zu, und nach einer grundsätzlichen Risikoeinschätzung – der Typ ist groß und schwarz – steigt Bunny in den Punto und lässt den Motor an. Der Polizist bleibt kopfschüttelnd stehen, dann dreht er sich um und geht.
    »Der hatte ja vielleicht Nerven«, sagt Bunny und blickt über die Schulter. »Und das mit einem geistig Zurückgebliebenen im Auto und überhaupt!«
    »Das war ein ziemlicher Blödmann, oder?«, stellt Bunny Junior fest.
    Bunny sieht seinen Sohn an und lächelt.
    »Du sagst es, Bunny Boy.«
    Plötzlich hämmert jemand auf das Dach des Punto, und Bunny zuckt zusammen und dreht sich panisch um. Poodles Gesicht taucht im Fenster auf, und er macht Bunny ein Zeichen, die Scheibe runterzukurbeln.
    »Das ist Poodle«, sagt der Kleine.
    »Das seh ich auch«, sagt Bunny und macht das Fenster auf.
    Poodle steckt zwei Finger in die Brusttasche seines Polohemds, zieht einen kleinen Notizzettel heraus und gibt ihn Bunny.
    »Mein Geschenk für dich. Sie wohnt in Newhaven«, sagt er aus dem Mundwinkel und fährt sich mit einem polierten Fingernagel über den Wangenknochen. Er leckt sich die Lippen und sagt: »Autsch!«
    Bunnys Augen wandern zu seinem Sohn und dann wieder zu Poodle, der mit dem Finger unbewusst auf die wunde, schuppige Stelle unter dem rechten Nasenloch tupft.
    »Ach so, ja«, sagt Poodle. Er geht in die Hocke und sagt zu dem Jungen: »Hey, Bunny Boy. Coole Sonnenbrille.«
    »Hi«, erwidert der Kleine.
    »Keine Schule heute?«, fragt Poodle, klemmt sich eine Mayfair Ultra Light zwischen die Zähne und zündet sie an.
    Der Junge schüttelt den Kopf.
    »Hast du’s gut«, sagt Poodle.
    Dann sieht er Bunny an, und sein Gesicht verwandelt sich in etwas Glattes und Wölfisches. Die Metamorphose ist derart überzeugend, dass Bunny fast die Knochen in seinem Gesicht knacken hört.
    »Eine sehr kooperative Kundin, glaub mir«, flüstert Poodle gut hörbar und lehnt sich ins Auto. Bunny spürt seinen heißen, erregten Atem am Ohr. »Das wird dir bei der Trauerarbeit helfen«, fügt er hinzu.
    Bunny starrt Poodle ausdruckslos an, und der Nerv unter seinem rechten Auge beginnt zu zucken. Poodle versteift sich, und winzige Schweißperlen treten auf seine Oberlippe. Er versucht zu lächeln, aber er kann nicht, weil er in eine Art Starre verfallen ist.
    »Tschuldige, Bun, das war

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