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Der Tod des Bunny Munro

Der Tod des Bunny Munro

Titel: Der Tod des Bunny Munro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Cave
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Er schaut noch einmal zu dem zerdrückten, gelben Auto und sieht im Geiste das Gesicht eines Jungen vor sich.
    Dann donnert es gewaltig, und als Bunny zu den schwarzen Wolken hochschaut, die über ihm krängen, springt plötzlich ein silberner Blitz in Form einer Mistgabel vom Himmel, und Bunny wirft die Brust nach vorn, atmet scharf ein und saugt ihn in sein Herz, und mit einem lauten Paff fliegt ihm die Enzyklopädie aus der Hand, eine netzförmige Narbe breitet sich auf seinem Körper aus, und Bunny stürzt steif wie ein Brett auf die überflutete Straße.

31
    Zuerst ist da die Dunkelheit. Aber Bunny spürt, dass er die Dunkelheit schon immer kannte. Dann der Gestank – ranzige, menschliche Ausdünstungen, mit einem Hauch von schreckenshysterischem weiblichen Blut darin – und während Bunny diesen Gestank einatmet, merkt er, dass er am Leben ist. Er stellt fest, dass er vom stillsten, stickigsten Grund des tiefsten und schwärzesten aller Meere auftaucht. Er merkt, dass das stinkende Ding neben ihm tief hinab in das nasse Dunkel gegriffen hat und ihn, nach Luft schnappend, an die Oberfläche gezerrt hat. Er spürt die Wärme dieses Dings an seinem Unterleib, und seine Nähe hat etwas Verkommenes, Obszönes. Jetzt sitzt es neben ihm, beugt sich vor und umklammert ihn in einer Umarmung. Bunny spürt, dass der Körper des Wesens biegsam und formbar ist – es hat keine Knochen – und dass es eine Art Reptil sein könnte. Wenn es spricht, stinkt sein Atem nach Fäkalien, und der Gestank legt sich auf Bunnys Gesicht wie ein Geschirrtuch oder ein Leichentuch oder so was.
    »Sie haben mich, diese Arschlöcher«, sagt es.
    Die Worte kriechen über Bunnys Gesicht, in seine Nasenlöcher, seinen Mund und seine Ohren.
    »Sie haben mich reingelegt, Bruder«, sagt es.
    Bunny spürt, dass das Ding, was auch immer es ist, nackt ist. Sein erigierter Phallus drückt sich gegen Bunnys Bauch, strahlt eine pulsierende, sexuelle Hitze ab, und es beugt sich über ihn.
    »Lebenslänglich haben sie mir gegeben!«, jammert es und klammert sich an Bunny. »Lebenslänglich – und keine einzige Muschi!«
    Bunny spürt, wie die Kreatur auf ihn klettert, wie sich ihr sengender Penis – lang und dünn – über seinen Bauch bewegt und ein drängendes Knie seine Schenkel teilt.
    »Hilf mir!«, stöhnt sie.
    Bunny will sich bewegen, aber er kann nicht. Er versucht, die Augen zu öffnen, aber sie fühlen sich an wie mit Nadel und Faden zugenäht. Dann sieht er winzige Lichtpunkte aus dem Jenseits auftauchen.
    »Aber ich beobachte dich schon eine Weile«, sagt die Stimme plötzlich mit einer widerlichen Intimität. »Du bist echt unglaublich, Mann!«
    Ein schmieriger Arm legt sich um Bunnys Hals und drückt ihn zusammen.
    »Du bist nicht von dieser Welt, Baby. An dich kommt keiner ran!«, sagt das Ding.
    Bunny spürt, wie der pulsierende Phallus über seinen Bauch, seine Leiste und schließlich zwischen seine Beine gleitet.
    »Du bist eine verdammte Inspiration! «
    Bunny will sich freiwinden, aber er kann weder Arme noch Beine bewegen.
    »Du hast das Talent, mein Freund! Du bist ein Meister der Kunst! «
    Die Lichtpunkte vor Bunnys Augen verschmelzen miteinander, dehnen sich aus, seine Lider öffnen sich wie die schwarzen Lamellen einer Jalousie, und in dem aggressiven Licht ziehen sich seine Pupillen schmerzhaft zusammen.
    »Das soll dich an mich erinnern«, flüstert die Stimme, »bis wir uns Wiedersehen.«
    Dann sieht Bunny, wie das schmierige, scharlachrote Gesicht mit dem schwarzen Mundloch, der wunden, roten Zunge, den gelben Augen und den Ziegenhörnern auf ihn niedersinkt wie ein Liebhaber, und er spürt einen sengenden Schmerz zwischen seinen gespreizten Hinterbacken.
    Dann, auf dem Höhepunkt, hört er das gequälte Stöhnen des Dämons dicht an seinem Ohr, heiß und feucht.
    »Meine wahre Absicht ist allein dein Vergnügen«, glaubt er ihn sagen zu hören, aber er ist sich nicht sicher.

32
    Der Abend ist in tiefes Samtblau getaucht, und der Mond hängt wie eine Alabasterkugel inmitten der Planeten und Sterne, die zu Myriaden über das Firmament verstreut sind wie Goldmünzen. Eine salzige Brise weht vom Meer herauf und spricht in geheimer Zunge zu den Frauen, die im Licht der Natriumdampflampen den Hauptweg entlanggehen – von weiblichen Mysterien, von schlummernden, schrankenlosen Begierden, von Meerjungfrauen mit Silberhaar und bärtigen Wassergeistern, die ihre Dreizacke schwingen, von den gewundenen Höckern der Seeungeheuer

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