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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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gute Idee gewesen, hierherzukommen, und er überlegte, ob es sich lohnte, in seinen zweiten Lieblingsladen zu fahren, O Miami in Miami Springs. Doch er verwarf das als entschieden zu weit weg und ging zur Tanzfläche hinüber, um zu sehen, was die Leute von ihr fernhielt.
    Zuerst hielt er es für eine Art Tanzwettbewerb, oder vielleicht war gerade eine Phase nur für Paare ausgerufen worden. Gut zwei Dutzend Menschen bewegten sich zu dem grauenhaften Zeug, das aus den Lautsprechern schepperte. Auf den ersten Blick war an ihnen nichts Besonderes zu erkennen, bis auf die Tatsache, dass sie alle extrem gut tanzen konnten und sich in völligem Einklang mit dem musikalischen Orkan bewegten: nicht eine Drehung, nicht ein Tippen aus dem Takt. So war das immer in Discos: der Aschenputteleffekt, der die Mauerblümchen zu Göttern machte und Götter zu Staub. Doch als er genauer hinsah, wurde ihm klar, was da passierte: Sie alle tanzten ganz genau gleich, und zwar in einer unfassbar komplexen Kombination von Schrittfolgen und unvorhersehbaren Drehungen. Es sah abgesprochen, einstudiert und exklusiv aus. Um teilnehmen zu können, musste man nicht nur die Schritte, sondern auch die Tänzer kennen. Die Paare bildeten einen lockeren, aber geschlossenen Zirkel, und alle interagierten miteinander, der kleinste Blick und die kleinste Handbewegung genügten, einen Wechsel der Schrittfolge einzuleiten: perfekte physikalische Telepathie. Und praktisch alle um sie herum schauten in ergebener Ehrfurcht zu, als hätten sie allesamt und kollektiv das Vertrauen in ihre Hipster-Qualitäten verloren. Ein paar Männer und Frauen versuchten, die Schritte zu kopieren, aber sie konnten mit der Musik nicht mithalten oder waren zu unkoordiniert, um Füße und Oberkörper zusammenzubringen, manchen genügte schon ein einziger Blick auf die neuen Herren der Tanzfläche, um einzusehen, dass sie da nicht mithalten konnten.
    Sein Bier in der einen, die Zigarette in der anderen Hand, drehte Max seine Runden und schaute sich nach Frauen um, die ähnlich gelangweilt und genervt waren wie er, aber ihre ungeteilte Aufmerksamkeit galt allein dem Geschehen auf der Tanzfläche, und das so sehr, dass er bei seinen zwei Versuchen, eine Unterhaltung anzufangen, komplett ignoriert und schon bei der ersten Silbe ausgeblendet wurde.
    Er trank aus und ging zurück zur Bar. Er hatte keine Lust auf ein zweites Bier, bestellte es aber dennoch in der Hoffnung, dass die Musik sich ändern und wieder Normalität einkehren möge.
    Bedauerlicherweise hatte »Folter durch Saldisco« ihre gesamte Großfamilie mitgebracht, und nach weiteren vierzig Minuten war die Szene so unerträglich geworden, dass er sich sehnlichst ein paar rückwärtsgewandte Deppen in billigen weißen Polyesteranzügen herbeiwünschte, die den Laden stürmten und den DJ mit vorgehaltener Waffe zwangen, die Bee Gees aufzulegen.
    Gegen zwölf verließ er den Klub. Er hatte drei Bier und einen Bourbon getrunken und fühlte sich nicht im Mindesten alkoholisiert. Die Welt hatte sich weitergedreht, und er lief dem Gestern hinterher. Er wünschte, er wäre zu Hause geblieben.
    Auf dem Heimweg merkte er, dass er Hunger hatte, aber sein Kühlschrank zu Hause war leer. Also fuhr er zu Cordova’s auf der South West 7th Street in Little Havana, einer Art Schnellrestaurant mit Holztischen auf dem Gehweg.
    Er bestellte Picadillo – würziges Rinderhack mit Rosinen, Oliven, Zwiebeln und Knoblauch – auf weißem Reis, dazu gebratene Kochbanane und eine Dose Colt45.
    Während er aß, fuhr ein orangefarbener Honda Civic in die Parklücke neben seinem Mustang, eine Frau stieg aus und ging auf das Restaurant zu. Latina, ungefähr seine Größe, schlank, aber mit breiten Schultern. Langes, lockiges schwarzes Haar, das ihr bis auf den Rücken reichte, kupferfarbene Haut, goldene Kreolen im Ohr, schwarze Jeans und ein blaues Jeanshemd, das ein Stück über dem Hosenbund zusammengeknotet war. Ihm fiel auf, dass sie die gleichen Farben trugen, nur sahen sie bei ihr sehr viel besser aus.
    Sie setzte sich ein paar Tische weiter. Als der Kellner zu ihr kam und ihr die Speisekarte hinhielt, winkte sie ab und bestellte auf Spanisch. Seit sie aufgetaucht war, hatte Max sein Essen nicht mehr angerührt, hatte sogar aufgehört zu kauen. Sie spürte, dass sie beobachtet wurde, drehte sich um und sah ihn an. Sie hatte große, runde braune Augen, lange dunkle Wimpern, hohe Wangenknochen und einen großen Mund mit vollen Lippen. Dann

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