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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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hilft uns trotzdem. Frag die Händler, Nougat. Hat jemand eine Smith & Wesson gekauft und eine Mauser warten
     lassen? Oder Munition gekauft? Oder beide Waffen durchsehen lassen? Oder …«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    »Einfach alles, Nougat. Wir suchen die Nadel im Heuhaufen. Was nicht bedeutet, ein paar einfache Fragen zu stellen und dann
     zum nächsten Laden zu gehen. Unsere Leute müssen es vernünftig angehen, mach ihnen ein wenig Druck, droh ihnen, sie zu kontrollieren.
     Die Mauser ist nicht registriert.«
    »Überlassen Sie das mir, Captain. Wir kriegen unseren Mann.«
    »Frau«, sagte der Mann mit dem Kopf einer Kanonenkugel.
    »Was haben Sie gesagt?« fragte Joubert ein wenig irritiert.
    »Ich denke, es war eine Frau, Captain.«
    »Ja?«
    »Das Model 61 ist eine Waffe für eine Frau.«
    »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich Nougat O’Grady.
    »Ich bin Adjutant Mike de Villiers. Aus der Waffenkammer. Der General hat mich angerufen und mich gefragt, ob ich mir den
     ballistischen Bericht ansehen und Ihnen bringen könnte. Er sagte, Sie könnten vielleicht Fragen an mich haben … Ich weiß einiges
     über Waffen, Captain.«
    Joubert schaute sich den Mann ihm gegenüber an. Dessen Overall war voller Ölflecken. Wenn der General ihn geschickt hatte
     …
    »Was wissen Sie über die Escort, Adjutant?«
    Mike de Villiers schloß die Augen. »Smith & Wesson hat die Escort für einen weiblichen Markt herausgebracht. In
     den |245| siebziger Jahren. Kurzer Griff, kleine Waffe. Die Leute sprachen vom ›Model 61‹. Paßte leicht in jede Handtasche. Halbautomatische
     Pistole, fünf Kugeln im Magazin. Kein großer Erfolg, besonders die erste Baureihe, die eine schlechte Sicherung hatte. Smith
     & Wesson baute im zweiten Model eine Sicherung ins Magazin ein, aber in den siebziger Jahren mußten sie die Waffe
     trotzdem zurücknehmen, um alles neu einzustellen. Vier Modelle kamen zwischen 1969 und 1971 heraus. Hohe Durchschlagskraft,
     besser als eine Baby Browning. Treffsicher auf kurze Distanz. Sehr selten Ladehemmung.«
    Mike de Villiers öffnete die Augen.
    Joubert und O'Grady starrten ihn an.
    »Das heißt aber nicht, daß ein Mann solch ein Waffe nicht benutzen würde«, sagte Joubert immer noch verwirrt.
    Die Augen schlossen sich wieder. »Kurzer Griff, Captain, sehr kurz. Eine kleine Waffe. Ihre Hände würden nicht einmal durch
     den Abzugsbügel passen. Paßt nicht in die Hände eines Mannes und zu seinem Ego. Ein Mann schaut sich nach einer anderen Waffe
     um – einer Magnum beispielsweise. Die Statistik beweist, daß siebenundachtzig Prozent aller Morde mit Pistolen von Männern
     mit großkalibrigen Waffen begangen werden. Morde durch Schußwaffen kommen bei Frauen selten vor, meistens aus Notwehr, meistens
     mit einem kleinen Kaliber.«
    Die Augen wurden wieder geöffnet, langsam, wie bei einem Reptil.
    Joubert runzelte die Stirn. »Aber die Mauser ist die Waffe eines Mannes.«
    »Ich weiß nichts über eine Broomhandle, Captain. Wenn sie vor 1918 gebaut wurde, interessiert sie mich nicht«, erwiderte de
     Villiers.
    |246| »Ist Captain Joubert hier?« rief einer aus einer Gruppe Uniformierter, die durch die Tür schritten.
    »Hier!« sagte Joubert und seufzte. Es war wie in einem Irrenhaus.
    »Möchte der Captain noch etwas wissen?«
    »Vielen Dank, Adjutant. Ich weiß ja, wo ich Sie finde, wenn noch etwas sein sollte.«
    De Villiers nickte, verabschiedete sich und ging.
    »Sah aus wie eine Kröte und redete wie ein Computer«, meinte O’Grady. »Der Mann ist ein verdammtes Genie.«
    Joubert hörte ihm nicht zu. Seine Gedanken waren durcheinander, verwirrt von diesen neuen Informationen. »Nichts an diesem
     Fall ergibt einen Sinn, Nougat. Absolut nichts.«
     
    Er wählte den Anschluß der Stellebosch University und bat darum, Dr. AL Boshoff zu sprechen.
    »Anne Boshoff«, meldete sich eine weibliche Stimme. Er seufzte. Schon wieder eine Frau mit Doktortitel.
    Er erklärte ihr, wer er war, fragte, ob er sie am Nachmittag sprechen könne; es sei dringend.
    »Ich werde in der Zwischenzeit einiges vorbereiten«, sagte sie.
     
    Er schloß die Tür des Stationschefs. »Wie friedlich die Stille ist«, sagte Lieutenant Leon Petersen.
    O’Grady wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Alles, was wir brauchen, ist eine Klimaanlage«, meinte er. Neben
     ihm saß Gerrit Snyman mit einem Notizbuch vor sich.
    »Fang an!« sagte Joubert.
    »Sein ganzer Name lautet

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