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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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man noch, daß in Yaourie alle Lebensmittel sehr theuer waren und Richard Lander an Tauschwaaren nichts mehr besaß als Nadeln, »welche garantirt superfein waren, den Faden nicht zu durchschneiden« – ohne Zweifel deshalb, weil sie überhaupt kein Oehr hatten, um einen Faden durch dasselbe ziehen zu können. So mußten die Reisenden auch diese als werthlos wegwerfen.
    Dagegen machten sie ein gutes Geschäft mit mehreren alten Zinnbüchsen, welche Bouillontafeln enthalten hatten, und deren Etiquetten, obwohl sie fettig und schmutzig waren, den Eingebornen ausnehmend gefielen. Einer der Letzteren erzielte an einem Markttage ganz besonders günstige Erfolge, weil er am Kopfe nach vier Seiten hin die Aufschrift trug: »Ausgezeichnete concentrirte Bouillon«.
    Da er die Engländer weder nach Nyffe noch nach Bornu ziehen lassen wollte, erklärte der Sultan von Yaourie, daß ihnen nichts übrig bleibe, als nach Boussa zurückzukehren. Richard Lander ersuchte in Folge dessen brieflich sofort den König der letzten Stadt um die Erlaubniß, ein Boot ankaufen zu dürfen, um nach Funda zu fahren, da das Land von Fellans überschwemmt sei, welche Alle schonungslos plünderten.
    Am 26. Juli endlich traf ein Bote des Königs von Boussa ein, um sich über das auffallende Verfahren des Sultans von Yaourie und die Gründe zu unterrichten. warum er die Rückkehr der Engländer nach Boussa verzögerte. Nach fünfwöchentlicher Gefangenschaft endlich konnten die Gebrüder Lander die Stadt, welche jetzt fast ganz unter Wasser stand, verlassen.
    Sie fuhren nun den Niger bis zu der Einmündung der Cubbie hinauf und begaben sich dann nach Boussa, wo der König, erfreut sie wiederzusehen, sie mit aufrichtiger Herzlichkeit aufnahm. Immerhin wurden sie hier länger, als in ihrer Absicht lag, aufgehalten, theils durch einen Besuch, den sie dem Könige von Wowou abstatten mußten, theils in Folge der Schwierigkeiten, sich eine Barke zu verschaffen. Dazu kam die Verzögerung, welche die vom Könige von Boussa an die Fürsten der am Strome siedelnden Völkerstämme gesendeten Boten erfuhren, und endlich die Anfrage an den »Beken rouah« (das schwarze Wasser), der die Reisenden heil und gesund bis zum Meere zu führen versprach.
    Beim Abschiede von dem Könige konnten die beiden Brüder nicht umhin, ihm ihren Dank auszusprechen für sein Wohlwollen, seine Gastfreundschaft und Aufmerksamkeit, seine Beflissenheit, ihre Interessen zu wahren, und für den Schutz, den er ihnen unausgesetzt hatte angedeihen lassen, während sie sich in Allem fast zwei Monate in seiner Hauptstadt aufgehalten hatten. Auch die Eingebornen bedauerten offenbar die Trennung, denn sie warfen sich, als die beiden Lander fortzogen, in die Kniee und riefen mit gen Himmel erhobenen Händen den Schutz ihrer Götter für die Fremdlinge an.
    Nun begann die Thalfahrt auf dem Niger. Gleich anfangs mußten die Reisenden bei der kleinen Insel Melalie anhalten, deren Häuptling ihnen eine wohlgenährte Ziege anbot, ein Geschenk, das sie natürlich gern annahmen. Die beiden Lander kamen nachher nach der großen Stadt Congi, dem Songa Clapperton’s, ferner nach Inguazilligie, dem Kreuzungspunkte der Wege aller Händler, welche nach Nyffe und den im Nordosten von Borgou gelegenen Ländern ziehen oder von da zurückkehren, und landeten an Patashie, einer großen, reichen, wunderschönen Insel, welche mit Palmenhainen und anderen prächtigen Baumarten bedeckt war.
    Da sie sich hier nicht weit von Wowou befanden, sandte Richard Lander einen Boten an den König dieser Stadt, der sich weigerte, das für seine Rechnung erkaufte Boot zu liefern. Der Bote vermochte nichts auszurichten und die Reisenden mußten sich selbst zu dem Fürsten begeben, erhielten aber, wie sich erwarten ließ, ebenfalls nur nichtssagende Ausreden als Antwort. Jetzt blieb ihnen nichts Anderes übrig, als die ihnen in Patashie nur geliehenen Boote zu stehlen. Am 4. October setzten sie nach fortdauernder Verzögerung endlich die Fahrt fort und verloren bei der raschen Strömung bald Lever oder Layaba sammt seinen elenden Einwohnern aus dem Gesichte.
    Nahe diesem Orte steigen die Uferwände des Flusses fast lothrecht gegen vierzig Fuß hoch an. Die ohne Hindernisse dahinströmende Wassermasse hält die Richtung genau nach Süden.
    Die erste Stadt, welche die beiden Brüder nun trafen, war Bajiebo, eine ausgedehnte Ortschaft, die hinsichtlich der Unsauberkeit, des Lärmens und der dort herrschenden Unordnung kaum

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