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Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ritter
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bis ins Mark getroffen hatte, nur mit dem Unterschied, dass sie dieses Mal wusste, worum es sich handelte. Aber das machte es auch nicht leichter, es zu ertragen. Sie hob das Amulett nach vorne, als wäre es eine Waffe, und ging unverdrossen weiter, Schritt für Schritt. Und obwohl ihr Herz bis zum Zerspringen schlug, gestattete sie sich nicht, inne zu halten. Sie wusste, dass es nur diesen Weg gab, sie wusste es einfach.
    Das Dröhnen, das durch die Dunkelheit fuhr, machte ihr mit entsetzlicher Deutlichkeit klar, dass der Drache sie bemerkt hatte. Jetzt hatte sie ohnehin keine andere Wahl mehr, als weiterzugehen. Niemals hätte sie jetzt noch einen der Gänge vor dem Drachen erreichen können.
    Doch zu ihrer Erleichterung blieb das Dröhnen gleichmäßig, als ob er ihr nur langsam entgegenkam. Sie war glücklich darüber, denn trotz all ihrer Entschlossenheit wusste sie nicht, ob sie einem heranstürmenden Drachen hätte widerstehen können, ob sie nicht einfach in vollkommener Panik davon gestürmt wäre. Dennoch nahm die Lautstärke zu und dann plötzlich, wie aus dem Nichts, schälte sich die gewaltige Masse des blauen Wesens aus der Dunkelheit.
    Stumm standen sie sich gegenüber: sie, eine junge, wehrlose Frau ohne Gedächtnis und er, ein Monstrum, das sie mit einer kleinen Bewegung töten konnte.
    Doch nichts dergleichen geschah. Linan klammerte sich an ihr Amulett, das wieder stärker zu leuchten schien, und wie schon einmal ging eine beruhigende Wirkung von ihm aus.
    Sie nutzte die Untätigkeit des Drachens und musterte ihn genauer. Über den scheinbar so glatten, blauen Körper, zogen sich an vielen Stellen rötliche Striemen, als hätte etwas Gewaltiges über den schuppigen Panzer gerieben. War es nur eine Musterung, oder vielleicht sogar eine Verletzung?
    Linan konnte sich nicht vorstellen, was einen Drachen hätte verletzen können, aber etwas sagte ihr, dass dieser Drache angegriffen worden war. Instinktiv empfand sie einen Widerwillen gegen diese rötlichen Striemen.
    Seine Seiten wurden von Schwingen bedeckt, deren Größe sie jetzt, da der Drache sie zusammengefaltet hatte, nur erahnen konnte. Während die Flügel bewegungslos herabhingen, bewegte sich der Schwanz des Drachens unruhig hin und her. Lina war klar, dass eine einzige, kraftvolle Bewegung sie zermalmen würde.
    Der Kopf des Drachens war gleichfalls von Panzerstücken bedeckt, die nur für die Augen Platz ließen, aus denen sie mit einem Blick betrachtet wurde, der ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    Dieser Blick glich nicht wirklich dem eines Tieres, jedenfalls keinem, das sie je zu Gesicht bekommen hatte. Er wirkte so fremdartig und dabei doch fast neugierig. Sie hatte das Gefühl, erneut gemustert und bewertet zu werden, so wie es ihr schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen ergangen war.
    Die einzelnen Schuppen des Kopfes waren mit seltsamen Zeichen verziert, die alle anders aussahen, ihr jedoch merkwürdig vertraut vorkamen. Sie war sich sicher, solche Zeichen bereits einmal gesehen zu haben. Sie hatten etwas Erhabenes an sich und wirkten fast wie lebendig. Linan wusste instinktiv, dass sich hinter ihnen ein Geheimnis verbarg. Ein wichtiges Geheimnis.
    Sie spürte auch die Wärme, die von dem Drachen ausging, als brannte er von innen heraus. Und hinter dem mächtigen Maul schien tatsächlich ein Licht zu glühen, das sie jeden Moment zu vernichten drohte. Was würde wohl geschehen, wenn er sein Maul öffnete?
    Wie lange sie sich auf diese Weise musternd gegenüber gestanden hatten, wusste Linan nicht. Es musste jedenfalls lange gewesen sein. Und dann geschah das Unmögliche: der Drache erzitterte, trat schwerfällig ein Stück zurück, und senkte den Kopf vor ihr.
    Linan starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Was geschah hier? Erlebte sie das wirklich oder träumte sie?
    Der Drache verharrte in seiner merkwürdigen Geste, fast als würde er sich ihr unterwerfen. Bei den Göttern, dachte Linan. Sie musste träumen, es konnte gar nicht anders sein! Sie musste träumen!
    Aber nein, das war kein Traum, sie war hier gefangen, inmitten eines schwarzen Nichts, und vor ihr befand sich ein Drache, der den Kopf vor ihr gesenkt hatte! Ein Drache!
    »Ich bin Linan«, sagte sie mit leiser, fast schüchterner Stimme. Sie wusste nicht, warum sie zu dem Drachen sprach, aber es war, als hätte etwas Fremdes die Kontrolle über sie ergriffen; etwas, von dem sie noch nicht wusste, ob es etwas Gutes oder Böses war.
    Zunächst

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