Der vergessene Templer
übernachten wir in der Burg. Sie liegt ja nicht weit von hier entfernt. Und außerdem sind es nur zwei Flaschen. Einmal Sekt vom Winzer und eine halbe Flasche Weißwein.«
»Das lässt sich verkraften. Gibt es auch was zu essen?«
Sven lächelte breit. »Darauf kannst du dich verlassen.« Er deutete auf das Tuch. »Das können wir als Decke nehmen. Da oben gibt es nämlich keine Bank.«
»Okay.«
Beide stiegen den Hügel hoch. Das hohe Gras war zwar etwas feucht, was sie jedoch nicht weiter störte, denn es ragten genügend Steine aus der Flanke hervor, die ihren Füßen den nötigen Halt gaben.
Sven Nolte ließ Sharon vorgehen. Er beobachtete ihre Bewegungen und stellte fest, dass sie einen verdammt straffen Po besaß, über den sich die Hose spannte.
Die Engländerin konnte es kaum erwarten, die Kuppe des Hügels zu erreichen. Sie war schneller als Sven, und als sie auf dem Platz stand, warf sie die Arme hoch und stieß einen Jubelschrei aus, denn schon der erste Blick hatte sie beeindruckt.
Sven lächelte vor sich hin. Er breitete die Decke aus und entleerte den Korb. Den Sekt hatte er in einen Kühler gesteckt. Mit seinem golden umwickelten Flaschenhals schaute er darauf hervor. Die halbe Flasche Wein fand ihren Platz ebenfalls auf der Decke und auch die Dose mit den Fressalien.
Zumeist war es Käse der verschiedensten Sorten. Aber Sven hatte auch die Oliven nicht vergessen, dazu gab es Brot, das noch knackig war, und zum Schluss verteilte er vier Gläser.
Sharon hatte ihn machen lassen. Sie stand ein paar Schritte von ihm entfernt und schaute hinab in das Rheintal, durch das sich der Fluss schlängelte.
»Super, du hast mich nicht angelogen. Das ist tatsächlich stark. Besser als bei uns, wenn ich an die Themse denke.«
Lächelnd ging Sven zu seiner neuen Bekanntschaft. Sharon ließ es zu, dass er einen Arm um ihre Hüften legte, und sie drückte sich sogar an ihn.
Es war noch nicht ganz dunkel geworden. Die Dämmerung lag in den letzten Zügen, aber die Menschen in den Orten an den beiden Seiten des Flusses hatten die Lichter in und an ihren Häusern angezündet, sodass dieses fahle Grau immer wieder helle Lücken bekam. Sie zeigten sich auch über dem Wasser, denn auch die Schiffe fuhren nicht mehr als dunkle Wesen über das Wasser hinweg.
Da kein Nebel störte, gelang es ihnen, weit zu schauen. An den Hängen entdeckten sie so manches Gemäuer, das ebenfalls von Lichtbahnen angestrahlt wurde.
Hinzu kam der laue Juniwind, der gar nicht mal kalt war, selbst hier auf den Höhen nicht.
Sharon war begeistert. Jetzt verstand sie, warum viele Menschen vom Rhein schwärmten.
»Ja, es ist wirklich ein Segen des Himmels, hier leben zu können. Und überhaupt nicht langweilig.«
»Finde ich auch.«
»Hast du Hunger?«
»Ha, ha, und Durst.«
»Dann komm.«
Die Decke lag bereit, und Sharon bekam große Augen, als sie sah, dass schon alles ausgepackt und aufgestellt war. Der Käse lag auf dem Brett, Bestecke lagen bereit, und Sharon klaubte die erste Olive vom Teller, während Sven die Sektflasche öffnete.
Er ließ den Korken knallen, was Sharon zusammenzucken ließ. Sehr schnell waren zwei Gläser gefüllt. Die Flasche verschwand wieder im Kübel, und Sven reichte seiner neuen Freundin ein Glas, das von außen beschlagen war.
»Worauf trinken wir?«, fragte Sven.
»Auf uns.«
»Okay. Und worauf noch?«
»Auf die tolle Landschaft und darauf, dass wir es hier oben so gut haben.«
»Einverstanden.«
Sie stießen an. Der helle Klang wurde weggeweht, dann genossen beide den ersten kalten Schluck.
Sven hatte bewusst keinen zu trockenen Sekt ausgesucht. Er war halbtrocken und würde auch Menschen munden, die nicht gerade zu den großen Sekttrinkern zählten.
Sharon setzte das Glas ab und hörte Svens Frage. »Nun, wie hat er dir geschmeckt?«
»Stark. Super. Ein toller Sekt. Und auch so kalt, wie er sein muss. Herrlich.«
»Das habe ich mir gedacht.«
Sie saßen sich gegenüber und lächelten sich an. Die Decke zwischen ihnen wirkte wie eine Grenze, die ein Näherkommen verhinderte. Als die Gläser geleert waren, schenkte Sven nach. Er rutschte dabei dichter an Sharon heran, die zuschaute, wie die Flüssigkeit in ihr Glas perlte.
»Eigentlich haben wir ja was vergessen«, sagte Sven.
»Was denn?«
»Naja...«, er ließ sich Zeit mit der Antwort und stellte die Flasche weg. »Wir müssten noch Brüderschaft trinken.«
»Moment. Aber wir duzen uns doch.«
»Das schon. Aber zur richtigen
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