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Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Titel: Der verlorene Brief: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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aus den Ereignissen der letzten Tage für sie alle ergeben würden.
    Finn schüttelte die jähe Benommenheit ab und stellte den Krug weit von sich.
    »Also   – deswegen hattest du keine Zeit«, sagte er, an Abbado gewandt, und deutete auf das Bier.
    »Nein. Sieh mal   – wir denken hier darüber nach, was weiter geschehen soll.«
    »Das sehe ich.«
    »Noch zwei Bier«, rief in diesem Augenblick der jüngere Schilfrohrbruder.
    »Mir auch zwei«, verlangte der ältere. Ein neuerliches Gelächter schwemmte alle Sorgen aus dem Verlorenen Henkel, so wollte es Finn erscheinen. Er stand entschlossen auf und ergriff Abbado am Arm.
    Als sie draußen standen und mit der Tür den Lärm einsperrten, holte Finn erleichtert Luft.
    »So«, sagte er. »Du hast mir immerhin erklärt, was Herrn Winneg erschreckt hat. Du indes sorgtest dich, was für dich spricht, und du hast einen Weg gefunden, sie zu ertränken, was mir wiederum zu denken gibt. Aber davon abgesehen hast du dir wohl auch Sorgen wegen meiner Eltern gemacht. Warum, Abbado?«
    Der ältere Vahit verzog das Gesicht, als erwarte er eine Gardinenpredigt, wie sie selbst der Meister von Fokklinhand nicht schlimmer hätte halten können.
    »Das kam so, Herr Finn«, begann er und wagte es dabei kaum, Finn anzusehen. »Ich meine, du warst weg und Herr Furgo und Frau Amafilia auch. Alles Mögliche nahm meine Aufmerksamkeit in Anspruch, wie du dir denken kannst. Erinnere dich an die lange Liste, die mir Furgo gab, ehe er fuhr und Banavreds Brief entdeckte und was nicht alles.
    Vor allem der Brief ging mir im Kopf herum. Ich wollte es nicht, aber es ist, wie es ist, und vor allem ist es meine Schuld. Hätte ich ihn nur nicht unter den Tisch fallen lassen.«
    »Wieso du?« fragte Finn überrascht. »Ich habe den Brief schließlich unter den Tisch fallen lassen, nicht du.«
    »Jaja, ich weiß. Das heißt   – ich weiß nicht recht. Das will ich damit in Wahrheit sagen. Oder besser   – ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich meine, ich habe nachgedacht, wegen des Datums und allem. Und da ist mir aufgefallen   – ich meine, wieder eingefallen, um genau zu sein, denn es war mir entfallen, wie du auch sagen könntest   …«
    »Abbado?«
    »Ja, junger Herr Finn?«
    »Sag einfach, was los ist, ja?«
    »Na schön. Dann ohne Umschweife. Also an jenem 24. September, an dem dir der Brief, wie der Meister meinte, abhanden gekommen ist, nun, da   … da konnte er dir gar nicht abhanden kommen, weil   …« Abbado stockte und beugte sich vor, als wolle er sehen, ob auch niemand heimlich lauschte.
    »Weil?«
    »Sei doch leiser! War da nicht eben jemand   …?« Abbado warf einen misstrauischen Blick hinter sich. »Nichts«, entfuhr es Abbado erleichtert. Er richtete sich auf und holte tief Luft wie jemand, der in einen See springen will und weiß, dass er gleich untergehen wird, da er nicht schwimmen kann.
    »Weil du an diesem Dienstag gar nicht hier warst.« Abbadobreitete die Arme aus und ließ sie schicksalsergeben wieder fallen. »So, nun ist es heraus!«
    Finn hob die Hand. »Langsam. Nicht gar so schnell. Was um alle Schätze der Hel ist nun heraus?«
    »Ich meine, da Herr Furgo nun mal alles entdeckt hatte und so weiter, ich meine, da habe ich wieder an diesen Dienstag denken müssen, unausweichlichkeitshalber, sozusagen. Und da ist mir alles wieder eingefallen. Du warst am 24. September den ganzen Tag über im Buoggahaus in Mechellinde, wie du dich vielleicht erinnerst. Meister Furgo selbst hatte dich dorthin geschickt wegen der Schilder, nach denen die Bücher im Seitenflügel neu geordnet werden sollen.«
    »Das war an diesem Dienstag?«
    »Ganz genau, junger Herr Finn. Und ich war mit der Post zugange, könnte man sagen. Obwohl es nicht meine eigentliche Aufgabe ist, an und für sich, wie du weißt. Aber du warst ja nicht da, wie ich schon erwähnte, und ich wurde irgendwie ein Opfer der Umstände. Jedenfalls schmauchte ich ein Erholungspfeifchen auf dem Hof, als der Briefträger kam, und er drückte mir allerlei in die Hand. Es war Kuaslom Pfuhlig, der sonst immer auf ein Schwätzchen hereinkommt, du kennst ihn ja, an diesem Tage aber macht er auf der Stelle kehrt, keine Zeit, sagt er, die vielen Einladungen für die Mahtfasfeiern und einen vollen Korb allein für Ridibund Rohrammer, warum auch immer. Einfach zu viel zu tun, sagt er, und weg ist er. Kaum bin ich zurück in der Schriffenstube, da ruft Herr Furgo, ganz ungeduldig klingt er. Du weißt ja, wie er immer

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