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Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Titel: Der verlorene Brief: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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er habe es gleich gewusst.
    Hierin, meine Freunde, liegt Bholobhorgs wahrscheinlichster Auftrag, wenn ihr mich fragt; und ich glaube nicht, dass ich wesentlich irre. Er ist wie geschaffen für die Rolle, die Gesslo ihm zugedacht hat. Stammt er nicht aus Tanning? Wer kann da unverdächtiger als Bholobhorg Feldschwirl mit uns in den Untergau reisen, mit einem sogenannten Auftrag im Gepäck?
    Wenn ihr meinen Rat hören wollt, so hütet in seiner Gegenwart eure Zungen. Sprecht nicht von Glimfáin. Und, Finn   – erst recht nicht von dem, was der Dwarg bei sich trägt! Und redet so wenig wie überhaupt möglich von den Dingen, die wir beabsichtigen. Ja, lasst ihn ruhig immerzu voranreiten, wenn er das will.So können wir ihn im Auge behalten, was leichter ist, als wenn er hinter uns herzockelte.«
    Schweigen folgte der langen Rede Circendils. Mehrfach hatten beide Vahits dem Menschen ins Wort fallen wollen; aber nun, da sie die Gelegenheit hatten, sahen sie den Dir nur an und suchten ihrerseits nach Worten.
    Mellow warf Circendil einen langen Blick zu, setzte zum Sprechen an und schüttelte dann den Kopf.
    »Also, ich weiß nicht«, meinte Finn endlich, und verwundert merkte er, wie seine Stimme leise bebte. »Ich kann nur für mich sprechen, und ich bin kein Landhüter. Was du behauptest, Circendil, kann so nur ein Fremder sagen; ein Mensch, der die Vahits des Hüggellands nicht kennt, ich bitte um Verzeihung. So, wie du es sagst, klingt es auf eine schräge Weise schlüssig, das muss ich zugeben. Aber andererseits will ich es auch kaum glauben! Schön, Bhobho mag der sein, der er ist. Und ja, er stammt aus Tanning. Dort unten sind die Leute reichlich seltsam. Aber ich vermag mir nicht vorzustellen, er verstoße absichtlich und vorsätzlich gegen die Vorschriften. Nie und nimmer! Bei allem schlechten Betragen nicht! Würde er das tun, was du vermutest, also dazu beitragen, einen Fehler zu begehen, wie du es nennst, so richtet sich dieser Fehler doch gegen das Wohl des Hüggellands. Du meine Güte! Er mag ein lausiger Landhüter sein und ein Verehrer von zu viel Pflaumenkuchen, ja und ja. Aber das geht mir denn doch einen entscheidenden Schritt zu weit! Kein Vahit würde dergleichen auch nur denken! Geschweige denn tun!«
    »Bhobho ist ein Landhüter«, sagte Mellow, nicht minder aufgebracht, und alle sonstige Fröhlichkeit war aus seinem Gesicht wie weggewischt. »Und ob lausig oder nicht, er hat einen Eid auf die Hel abgelegt. Daran gibt’s nichts zu rütteln. Sein Auftrag lautet, das Hüggelland zu schützen und Schaden von ihm zu nehmen, und dazu steht er, mein Wort drauf! Noch nie hat ein Vahit hierin seine Pflichten versäumt. Und Bhobho wird nicht damit beginnen! So wenig ich ihn leiden kann, so sehr glaube ich an die Treue seinem Eid gegenüber.
    Der Bürgermeister persönlich hat Finn und mich zu deinen Begleitern ernannt, um dir bei deiner Suche zu helfen. Für uns Vahits bedeutet das sehr viel, Circendil. Unternähme Bhobho etwas gegen uns, verstieße er damit gegen die ausdrückliche Anordnung des Vahogathmáhirs. Unser Fehler wäre sein Fehler. Ich teile Finns Ansicht. Ich kann mir ein solches Verhalten beim schlechtesten Willen nicht vorstellen. Das, was du da andeutest   … Es klingt, wie soll ich sagen, viel zu   … na, eben zu menschlich . Die Dirin handelten einst an uns so, gaben gute Worte und nahmen uns dafür unser Land. Wir Vahits hingegen halten unser Wort! Bhobho soll dazu beitragen, dass wir einen Fehler begehen? Vergiss es. Das wird er nicht. Niemals!«
    »Eide sind schon früher gebrochen worden«, gab Circendil zu bedenken.
    »Nicht im Hüggelland!« Finn zischte es beinahe. »Nicht von den Vahits!«
    »Und schon gar nicht von einem Landhüter!« Mellows Augen blitzten. Vanku schnaubte beleidigt, als Mellow zu heftig an den Zügeln zerrte.
    »Mag sein«, lenkte Circendil ein. »Ich will auch nicht unken. Immerhin   – die Warnung ist ausgesprochen worden. Lasst uns inständig hoffen, dass beides hier nicht zum ersten Mal geschieht. Bei Amans Weisheit! Ich würde mich wirklich freuen, behielte ich Unrecht.«
    Er seufzte, als sein Blick von einem zum anderen flog.
    »Es liegt mir fern, zwischen euch Zwietracht zu säen. Ihr beide kennt euer Volk besser als ich. Ich indes kenne die Dirin. Und ihr mögt es hören wollen oder nicht: Allzu viel Menschliches habe ich an euch Vahits schon erlebt, und noch bin ich nicht einmal eine Woche Gast in eurem Land. Wir unterscheiden uns in der

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