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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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»Wenn ich es täte, wenn ich mir selbst nur etwas von dem gönnen würde, was in mir ist …« Er zögerte. »Wo sollte ich dann die Grenze ziehen? Beim Gehen, beim Ende der Schmerzen, dem aller Schmerzen, beim Altern, dem Tod? Und was dann? Ich könnte andere retten, entscheiden, wer lebt und wer stirbt, Könige erschaffen oder stürzen, die Welten beherrschen.«
    »Ihr wärt ein Ungeheuer«, sagte Korvellan.
    »Ich wäre das Schlimmste, was je existiert hat.« Craymorus machte eine Pause. »Und deshalb muss ich tun, um was die Meister mich gebeten haben, bevor ich nicht mehr loslassen kann.«
    »Was?«
    Craymorus spürte, wie die Magie durch seinen Körper raste. Ich will sie behalten , dachte er. O bei den Göttern, die es nie gab, was würde ich nur geben, um sie zu behalten.
    Seine Gedanken kreisten zwischen den Sternen, sein Geist erfasste die Unendlichkeit und das, was jenseits von ihr lag.
    Nur noch einen Moment , dachte er, nur einen winzig kleinen Augenblick.
    »Um was haben Euch die Meister gebeten?« Korvellans Stimme riss ihn aus der Unendlichkeit zurück.
    Jetzt.
    »Die Welt zusammenzufügen.«
    Mit einem Ruck verschwand der Bach. Die beiden Seiten schlossen sich. Es knirschte und donnerte in den Wänden, ein tiefes Grollen drang aus dem Boden.
    Craymorus riss den Mund auf, sog gierig die Luft ein, glaubte ersticken zu müssen, als er die Leere in sich spürte. Er schluchzte, ballte die Hände zu Fäusten, öffnete sie, presste sie gegen den Kopf.
    Ich verliere den Verstand.
    »Was soll das heißen, die Welt zusammenfügen? Was habt Ihr getan?« Korvellans Stimme holte ihn erneut zurück.
    Craymorus öffnete die Augen. »Das Einzige«, sagte er zwischen tiefen Atemzügen, »was die Welt für immer von etwas wie mir befreien wird.«
    Etwas traf ihn. Craymorus blinzelte und blickte auf den Speerschaft, der aus seiner Brust ragte.
    Sein Kopf sackte nach unten. Er wollte ihn heben, aber ihm fehlte plötzlich die Kraft dazu.
    Er hörte einen Schrei, dann spürte er Hände, die sich ihm auf den Rücken legten. Da war Schmerz in seinen Beinen, aber er störte ihn nicht mehr.
    Er sah den Jungen aus dem Folterkeller, halb Mensch, halb Nachtschatten, tot am Boden liegen.
    Ich konnte die Welt zusammenfügen, aber nicht dich , dachte er. Es tut mir leid.
    »Ich habe ihn nicht rechtzeitig gesehen«, sagte Korvellan. Das Schwert, das in seinem Gürtel steckte, war blutig.
    »Wie war sein Name?«, fragte Craymorus.
    »Ich weiß es nicht.« Korvellan setzte sich neben ihn auf den Boden, der unter ihm bockte wie ein Pferd. Steine fielen aus der Decke. Craymorus hörte sie weit hinter sich aufschlagen.
    »Du solltest gehen«, sagte er.
    »Ich bleibe noch ein wenig.«
    Craymorus lachte. Er schmeckte Blut. Der Druck auf seiner Brust ließ nach. »Du hättest mich umgebracht, wenn du davon gewusst hättest.«
    »Wahrscheinlich.« Korvellan neigte den Kopf. »Ihr hattet recht, ich unrecht.«
    »Ja.« Craymorus lauschte auf das Grollen und Donnern über ihm. Es wurde lauter. Wasser floss über den Boden.
    Purvey , dachte er. Der Name des Nachschatten, der ihn gehetzt hatte. Beinahe hätte er Korvellan nach ihm gefragt, doch er spürte, wie das Leben aus ihm wich, und er wollte seine letzten Gedanken nicht an das Ungeheuer aus seinen Alpträumen verschwenden.
    »Geh jetzt«, sagte er. Seine Stimme war so leise, dass er erschrak.
    »Das werde ich.« Craymorus spürte seine Hand auf der Schulter, roch scharfen Essig. »Du warst mir ein besserer Freund als ich dir, Craymorus.«
    Er antwortete nicht. Der Essiggeruch verwehte, als sich seine Augen schlossen.

 
Kapitel 41
     
    Der Reisende, der nach langer Wanderung ans Ziel gelangt, wird feststellen, dass Anfang und Ende nur Stationen auf einem Weg sind, auf dem er sich schon vor seinem Anfang befand und auf dem er noch lange nach seinem Ende sein wird.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Korvellan wusste später nicht mehr, wie er aus der Mine herausgekommen war. Es war eine Welt aus Wasser, Felsen, Dunkelheit und Schmerz.
    Schließlich taumelte er in die Helligkeit, stolperte weg von dem Berg und seinem Getöse, nur weg, bis seine Beine unter ihm nachgaben und er hustend liegen blieb. Der Schnee war kalt. Er zitterte und erbrach Wasser.
    Ein Schatten fiel über ihn. Korvellan drehte sich auf den Rücken.
    »Sei gegrüßt, Schwarzklaue«, sagte er.
    Krallen bohrten sich in seine Rippen, rissen ihn vom Boden hoch. Er schrie, als

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