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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Piraten von seinem Lehrer General Norhan erfahren wollen, doch irgendwann war sein Interesse erlahmt.
    Merie nickte. »Ich weiß, aber es wäre schön, wenn wir nicht mehr durch den Wald laufen müssten.«
    Der Marsch kostete Kraft. Ana war es satt, ständig den Blick auf den Boden zu richten, um nicht über Wurzeln zu stolpern oder in einen Kaninchenbau zu treten. Dornen hatten ihre Kleidung und ihre Haut aufgerissen, und die Sonne sah sie nur durch ein dichtes Blätterdach.
    »Lasst uns zur Straße gehen«, sagte sie.
    Jonan warf einen abgenagten Knochen in die Glut des Lagerfeuers. »Wie du wünschst.« Er nannte sie nicht mehr Mefrouw , trotzdem verhielt er sich immer noch, als wäre er ein Diener.
    »Es geht nicht um das, was ich wünsche«, entgegnete Ana, »sondern um das, was wir tun sollten. Sag mir, was du denkst.«
    »Das ist unnötig.« Jonan wischte sich die Hände an einigen Blättern ab.
    »Ich möchte es gern wissen«, sagte Merie.
    Ana hatte geglaubt, sie würde ihn drängen müssen, aber er antwortete, ohne zu zögern. »Wir sollten nicht zusammen nach Somerstorm gehen. Es ist zu gefährlich.«
    »Und wohin sollten wir gehen?«
    Jonan betrachtete seine Hände. »Merie«, begann er, »du solltest zusammen mit Ana nach Gomeran gehen und ein Schiff auf die andere Seite nehmen. Es gibt viele Nachtschatten dort, bei ihnen wärst du sicher. Ana, du könntest ein Schiff nach Süden nehmen, so weit wie möglich nach Hala'nar hinein.«
    Ana erinnerte sich an diesen Vorschlag. Er hatte ihn nur wenige Tage nach dem Überfall auf Somerstorm gemacht. Niemand kennt dich dort , hatte er gesagt.
    »Und was ist mit dir?«, fragte sie.
    »Ich würde nach Somerstorm gehen und Gerit befreien, wenn er dann noch lebt.«
    »Nein«, sagte Ana. Sie hörte, wie Merie ihm fast gleichzeitig widersprach. »Wir werden zusammenbleiben.«
    »Und ich will nicht zu den Nachtschatten.«
    Jonan stand auf. Er hob die Schultern. »Wie ich bereits sagte: Meine Gedanken zu äußern, ist unnötig.« Sie erstickten die Glut und zogen die Jacken an, mit denen sie sich zugedeckt hatten.
    Ana sah, wie Merie die Knochen, die sie abgenagt hatte, in einen Busch warf. Sie wollte sie zurechtweisen, ihr noch einmal erklären, dass sie damit Aasfresser anlockte, aber sie schluckte den Satz herunter. Es war eine Gedankenlosigkeit, nichts weiter. Merie hatte sich bei der ersten Verwandlung selbst verloren. In gewisser Weise war das schlimmer, als die Eltern zu verlieren. In einer solchen Situation machte man Fehler.
    Und ich habe schlimmere begangen, als zu vergessen, ein paar Knochen zu verscharren , dachte Ana.
    Sie band den Beutel mit Beeren an ihren Gürtel und ging los, als sie sah, dass auch Merie und Jonan fertig waren. Das Lager am Morgen aufzuräumen ging schnell. Sie hatten nichts außer dem, was sie am Körper trugen.
    Sonnenlicht blitzte zwischen den Blättern auf, als Ana sich nach Nordwesten wandte. Sie fühlte die Wärme der Strahlen auf ihrer Wange, drehte den Kopf und stolperte, als ihr Fuß gegen eine Wurzel stieß.
    Jonan stützte ihren Ellenbogen, bevor sie stürzen konnte.
    »Danke«, sagte sie.
    Er nickte. Nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, dass er sich seit damals verändert hatte. Sie las es in seinem Blick und in den harten Linien um seinen Mund. Ana wusste, was in der Festung geschehen war, von Syrahs Tod und der Hetzjagd auf Nachtschatten, die vielleicht keine waren.
    »Träumst du davon?«, fragte sie, als sie weitergingen. Merie folgte ihnen etwas langsamer. An diesem Vormittag hatte sie die Aufgabe, Beeren am Wegesrand zu suchen.
    Jonan schien zu wissen, wovon sie sprach. »Nein«, sagte er. »Aber ich denke oft daran, dass ich wusste, was geschah, und nichts dagegen unternahm.«
    »Du konntest nichts tun.«
    Er neigte den Kopf. »Ich hätte es dem Fürsten sagen können.«
    »Dann wärst du jetzt tot.« Ana sah nach vorn. Der Wald lichtete sich.
    »Oder viele andere wären noch am Leben«, sagte Jonan.
    »Warum den Sattel eines toten Pferdes mit sich schleppen?«
    Er hob die Augenbrauen. »Was soll das heißen?«
    »Das war eines der Sprichwörter, die mein Vater so gern zitierte.« Ana lächelte. »Ich denke, es heißt soviel wie: Warum über Dinge nachdenken, die man nicht mehr ändern kann?«
    »Warum den Sattel eines toten Pferdes mit sich schleppen …?«, wiederholte Jonan langsam, so als würde er darüber nachdenken. Dann sah er Ana an. »Weil man vielleicht ein neues Pferd findet, auf das er passt.«
    Sein

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