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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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überzogen künstlich und schlang ihre Arme um seine Hüfte.
    Rene schaute sie verunsichert an. « Was ist jetzt los? »
    Er folgte Yvonnes Blick und sah Jenny. Entschuldigend sah er sie an und zuckte die Schultern.
    Oh bitte, lass mich im Erdboden versinken.
    Im Hintergrund konnte sie schemenhaft Konrad ausmachen.
    Na ganz toll! Peinlicher geht’s wohl nicht mehr!

    Doch, es ging.
    « Ach ne, das Fräulein Krastl beehrt uns doch noch mit seiner Anwesenheit. Womit haben wir das verdient? » Dr. Hauptmann, Jennys Geschichtslehrer, verschränkte die Arme vor der Brust und zog abwertend die Nase hoch.
    Dr. Hauptmann, von Jenny nur Stinke-Hauptmann genannt, unterrichtete erst seit wenigen Monaten am Gymnasium und hatte mit seiner unwiderstehlich liebenswerten Art sofort Jennys Herz erobert. In ihren Augen war er der ätzendste Typ, der auf Erden wandelte: Ein großer, dünner Stängel mit schütterem, ungepflegtem, hellrotem Haar, angezogen als habe er sich aus dem Altkleidercontainer bedient und mit einem Geruch nach drei Schachteln Zigaretten stündlich und bereits ansetzendem Transpirationsschimmel. In Kombination mit geruchsresistenten Mitschülern, die niemals zuließen, dass man ein Fenster öffnete, waren die Geschichtsstunden für Jenny die reinste Hölle.
    « Ich finde wir sollten das belohnen. Zum Beispiel mit einem Test », fuhr Hauptmann fort.
    Ein Raunen und Stöhnen ging durch die Reihen.
    « Toll Krastl! Vielen Dank! », stieß Gerd wütend hervor.
    Ganz toll! Die Fünf ist mir sicher.
    Der Tag hatte für Jenny alles andere als gut angefangen und nun war auch noch ihre Versetzung in Gefahr. In Geschichte stand sie zwar auf einer Vier, aber noch zwei unangekündigte Tests und sie würde eine Fünf bekommen. Das wäre dann die zweite, denn die Fünf in Mathe war ihr sicher. Jenny wusste nicht viel zu schreiben. Die Fragen, die Hauptmann an die Tafel gepinselt hatte, waren so speziell, dass Jenny gleich aufgeben musste. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er es für sie extra schwer gemacht hatte.
    Jenny gab als Erste das Testat ab und verließ den Unterrichtsraum, um die anderen nicht zu stören. Eine gute Gelegenheit sich einen zuckerhaltigen Kakao zu holen. Den nächsten Test durfte sie nicht versauen. Sie musste dringend regelmäßiger lernen. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu ihrem Auftritt vor Renes Klassenzimmer zurück. Obwohl sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, verletzte sie der Spott von seinen Mitschülern schrecklich. Ihm schien es meist leidzutun, aber nicht so sehr, dass er sich für Jenny einsetzte. Vor Renes Klassenzimmer nahm Jenny die Kurve und die nächste Treppe abwärts. Fast unten angekommen donnerte sie plötzlich in jemanden hinein, der ihr entgegen kam.
    « Entschuldigung », sagte sie kichernd und wich zurück. Jenny sah auf und ihr belustigtes Lachen verstummte abrupt.
    Er riecht gut.
    Unter anderen Umständen hätte Jenny sich zehnmal entschuldigt, über ihr Missgeschick gelacht und wäre weiter hinuntergeeilt, aber sie konnte nicht. Sie stand da und starrte Konrad an. Ebenso wie er sie anstarrte. Sein Ausdruck verriet nichts. Er blickte ernst und ruhig. Seine silbernen Augen leuchteten hinter den dunklen Wimpern hervor wie Scheinwerfer die Dunkelheit durchbrechen. Jenny konnte nicht wegsehen. Sein Blick hielt sie gefangen. Mit den Schrammen im Gesicht sah er verletzlich aus. Stunden oder auch Sekunden später machte Konrad plötzlich einen Schritt auf sie zu und hob die rechte Hand, als wolle er sie am Arm fassen. Erschrocken, wie aus einer Art Hypnose gerissen, machte sie einen Satz zurück. Erneut schauten sie sich an. Jenny verunsichert und staunend, Konrad starr und reglos. Dann senkte er den Kopf, steckte die Hände in die Hosentaschen, drehte sich um und ging langsam die Treppe hinauf. Oben angekommen drehte er sich noch einmal zu Jenny um. Jetzt erst merkte sie, dass sie ihm die ganze Zeit nachgestarrt hatte. Im Nachhinein konnte Jenny nicht mehr sagen, wie lange sie dagestanden und sich angestarrt hatten. Es hätten Sekunden aber auch Stunden sein können. Sie hatte keine Ahnung, was es war, das in ihr vorging, als er vor ihr stand. Es war ein absurdes Gemisch aus Spannung, Neugierde, Wärme und Kälte.
    Etwas vollkommen Fremdes .
    Komischer Typ!
    Eine andere Erklärung gab es nicht.
    Bepackt mit ihrem Rucksack, in dem sich ihre Schulsachen und Trainingsklamotten befanden, schlenderte Jenny die Fußgängerzone auf und ab. Oft verbrachte sie die Zeit

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