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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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über ihre Wange zum Kinn und schließlich zum Hals hinab. Seine Zunge fühlte sich rau und zart zugleich auf ihrer Haut an. Es war, als sei er nie irgendwo anders gewesen, als hier in ihren Armen. Eine Sekunde lang glaubte Jenny, ihren Energiekörper selig nach außen puffen zu spüren. Konrad küsste sie an jeder freien Stelle ihres Halses und wanderte langsam wieder zu ihrem Mund zurück. Kurz leckte er mit der Zunge über Jennys Lippen und ließ sie schließlich wieder in ihren Mund gleiten. In einer rhythmischen Bewegung vereinten sie leidenschaftlich ihre Lippen und Zungen miteinander. Als Konrad sich langsam von ihrem Mund löste, verharrte Jenny wie betäubt in ihrer Stellung. Dann öffnete sie langsam die Augen und sah in seine. Spiegel des Glücks, der Freude und Liebe. Kurz betrachtete sie ihn. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, schlang ihre Arme um seinen Hals, zog ihn an sich und küsste ihn zärtlich. Diesmal ergab er sich, umfasste mit beiden Armen ihre Taille und hielt sie so fest, dass ihr beinahe die Luft wegblieb. Sie wollte ihr Leben lang nichts anderes mehr machen, als ihn zu küssen.
    Es mussten Stunden gewesen sein, die sie dastanden und sich küssten. Als sie sich erneut voneinander lösten, war es für Jenny wie ein kleiner Weltuntergang. Noch nie war sie so geküsst worden.
    Ich liebe dich!
    Erschrocken über den Gedanken trat Jenny einen Schritt zurück. «Ich dachte, du könntest mich nicht leiden», sagte sie schließlich.
    Konrad zog gespielt arrogant die Augenbrauen nach oben.
    «Wer sagt, dass es nicht so ist?»
    Darüber mussten beide lachen. Dann nahm er wie nebenbei ihre Hand und steckte sie mit seiner in die Manteltasche.
    «Sehr glaubwürdig, Herr Wächter.»
    «Irgendwie musste ich dein vorlautes Mundwerk ja zum Schweigen bringen».
    «Ach ja? Und was war mit dem kleinen Ausflug zum Hals?» Jenny zog mit ihrem Zeigefinger Kreise um die Stelle am Hals.
    Liebevoll drückte er ihre Hand in der Manteltasche, seine Augen strahlten.
    «Na gut. Dann lass ich dir eben das letzte Wort. Schließlich bist du es so gewohnt.»
    «Und das ist auch gut so», antwortete sie, damit es auch wahr wurde.

15. Kapitel

    Am nächsten Tag erschien Konrad nicht in der Schule. Ein Albtraum für Jenny. Es war ihr am Vorabend schon schwergefallen, ihn nicht stündlich anzurufen. Sie konnte an nichts anderes mehr denken als an ihn, seinen Duft, seinen Kuss, seine Wärme. Der Tag nach dem ersten Kuss entschied alles. Jeder frisch Verliebte bangte darum, dass sich der andere, eine Nacht drüber geschlafen, seiner Gefühle noch immer sicher war. Jenny wollte unbedingt Nina davon erzählen. Aber nicht, ehe sie sich Konrads Zuneigung ganz sicher war. Es war unerträglich, nicht zu wissen, wo er war. Vielleicht war er verletzt? Hatte er einen Kampf gehabt, von dem sie nichts mitbekommen hatte? So wie damals auf dem Radweg auf der Heimfahrt von Ronalds Party? Jennys Konzentration für den Unterricht war dahin.
    Natürlich schrieb Stinke-Hauptmann einen Test. Jenny hätte schwören können, dass er es roch, wenn sie nichts wusste und schlecht drauf war.
    Arschloch!
    Trotz aller Anstrengungen schaffte Jenny es kaum, an etwas anderes zu denken als an Konrad. Wie konnte sie ihn erreichen? Sie hatte noch nie ein Handy bei ihm gesehen und sie selbst besaß gar keines. Arthur hatte ihr erklärt, dass die Dinger im Notfall einem Seelenträger nichts nützten, weil sie durch seine aktivierte Energie gestört wurden und nur rauschten und krachten. Vorerst würde sie nicht wieder vor den Türen des Bundes stehen. Sie hatte sich entschlossen, weitestgehend ein normales Leben zu führen. Es hatte keine Visionen, keine Zeitreisen, keine Angriffe mehr gegeben. Konrad hatte selbst gesagt, dass es ihr freistünde, sich vom Bund zurückzuziehen.
    Wenn er dich lieb hat, meldet er sich.
    Jenny stellte sich vor wie Konrad Benedict offenbart hatte, dass er und Jenny sich geküsst hatten. So wie sie Benedict einschätzte, würde er ihn zusammenfalten und eine Predigt über Professionalität bei der Ausübung von Pflichten halten. Arthur würde Konrad eher auf die Schulter klopfen. Und Ludwig? Der würde vermutlich postwendend versuchen, ebenfalls bei ihr zu landen. Was würde Ruth wohl sagen? Würde sie sich freuen? Oder wäre sie traurig darüber, dass Konrad nicht die nötige Distanz wahrte, um ein guter Wächter zu sein? Jenny wusste es nicht. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, eine Seelenwanderung ins Haus des Weißen

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