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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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die Haut aufplatzte und die Soße floß, und man feststellen konnte, was für einen Gegner man wirklich vor sich hatte.
    Er sagte: »Ich glaube nicht, Jimmy. Aber vielleicht kann ich etwas für Sie tun.«
    »Und das wäre?«
    »Dafür sorgen, daß Sie nicht vom rechten Weg abkommen.«
    »Nun aber mal langsam …«
    »Machen Sie mal lieber langsam, und ich sage Ihnen, was ich damit meine. Mr. Dalziel hat da eine Sache …«
    Wie im Kindergarten. Wenn man wollte, daß die kleinen Schätzchen wirklich zuhörten, mußte man Rotkäppchen überspringen und gleich zum großen bösen Wolf kommen.
    »… er wurde dazu verdonnert, alle privaten Bewachungsfirmen in unserem Bezirk unter die Lupe zu nehmen und die Stinkmorcheln auszugraben.«
    »Wollen Sie behaupten, daß bei TecSec was faul ist?« wollte Howard wissen.
    »Heißt das, Sie sind anderer Meinung?« fragte Wield.
    »Ja, ich meine, nein … ich meine, ich bin doch erst seit September dabei, und, Hand aufs Herz, seit ich dabei bin, habe ich nichts erlebt, was nicht ganz astrein wäre.«
    »Wahrscheinlich, weil es nichts zu erleben gibt«, sagte Wield. »Aber wenn doch mal etwas auftauchen sollte, dann denken Sie an uns, Jimmy. Sie wissen, wie es ist, Sie waren ja selbst mal mit von der Partie. Bei Informationen gibt es immer ein
Vorher
und ein
Nachher.
Vorher, und man steht in den Reihen der Engel. Nachher, und man ist nur ein Stückchen Scheiße, das sich durch einen Kuhhandel aus der Patsche ziehen will.«
    Wield war froh, daß Pascoe nicht in der Nähe war und ihn reden hörte wie einen Schauspieler in einem amerikanischen Polizeifilm.
    »Nun, ich weiß jedenfalls nichts«, sagte Howard fest. »Es ist nichts vorgefallen, nicht seit September, als ich eingetreten bin. Und falls ich was höre, melde ich mich bei Ihnen, darauf können Sie sich verlassen. Wer einmal Polizist war, stimmt’s?«
    »Stimmt«, sagte Wield. »Legen Sie einen Zahn zu, und Sie schaffen noch das zweite Rennen, Jimmy.«
    Er saß noch eine Weile da und starrte in die trüben Tiefen seines unberührten Tees. Der Besitzer kam zu ihm und blickte erbost auf den geknickten Löffel.
    »Was zum Teufel ist denn mit dem passiert?« wollte er wissen.
    Wield sah ihn kalt an, noch immer in der Rolle des Abgebrühten.
    »Der hat sich verknotet«, sagte er. »Versuchen Sie’s doch auch mal.«

Fünf
    P eter Pascoe war ein gewissenhafter Mensch, aber da waren mehrere Faktoren, die es ihm ermöglichten, nach Kirkton zu fahren und dabei den unwahrscheinlichen Umweg über den University Staff Club zu machen, ohne daß er bei dem vorausgehenden moralischen Kampf allzu viele blaue Flecken davontrug.
    Zum ersten hatte er, wie Ellie mit einer gewissen Bitterkeit bestätigen würde, unzählige Stunden, Tage, ja selbst Wochen unbezahlter Überstunden gut.
    Zweitens hatte er den dringenden, auf Dalziels Ausweichen begründeten Verdacht, daß bei dessen »Befragung« zwei Erwachsene anwesend waren, die im gegenseitigen Einvernehmen auf jede Rechtsbelehrung verzichteten.
    Drittens, obwohl ihm seine kriminalistische Kenntnis von Schemata obsessiven Verhaltens keine Ruhe ließ, konnte er sich dem Gefühl nicht entziehen, wenn nicht von einer externen Gottheit, so doch wenigstens von persönlicher Intuition, deren Wurzeln zu tief lagen, um vom Verstand ausgegraben zu werden, geführt oder vielleicht gar gestoßen zu werden.
    Als er beim Fachbereich Geschichte angerufen hatte, um eine Nachricht für Frau Professor Pollinger zu hinterlassen, und seine mit antipodischem Zungenschlag antwortende Gesprächspartnerin verkündet hatte, sie sei Andrea Pollinger und wenn er mit ihr sprechen wolle, möge er das doch bitte in den nächsten zwei Stunden tun, da sie danach, beginnend mit diesem Nachmittag, für eine Woche oder so nicht in der Universität zu erreichen sei, hatte er, ohne zu zögern, einen Termin mit ihr vereinbart.
    Als er den University Staff Club betrat, sagte ein Mann mit einem schwer nikotinverfärbten Schnauzer: »Hallo, Peter, Sie sind doch nicht etwa auf der Suche nach mir?«
    Es war Dr. Pottle, Leiter der Psychiatrie im Zentralkrankenhaus, der gelegentlich in der Universität Vorlesungen hielt. Pascoes Beziehung zu ihm war eine doppelte. Zum einen war Pottle offizieller Gutachter der Kripo und zum anderen sein persönlicher Berater. Es waren einige Wochen ins Land gegangen, ohne daß ein Kontakt in einer der beiden Kategorien erforderlich gewesen wäre.
    »Nein«, sagte Pascoe. »Sollte ich?«
    »Das

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