Der widerspenstige Highlander
Fehler war, den Graham beging.
»Ihr seid zu nichts nutze, MacAllister«, höhnte Graham. »Es gibt nichts, das Ihr mir tun könnt.«
Darüber musste Ewan trotz allem lachen, und beim Klang seines Gelächters wichen die drei MacKaids zurück.
»Ihr habt keine Vorstellung, wozu ich in der Lage bin, Graham MacKaid, denn wenn Ihr das ahntet, lägt ihr jetzt auf den Knien und würdet Gott anflehen, seine Engel zu schicken, um Euch zu beschützen. Ich werde Euch den Tod bringen.« Er sah sie der Reihe nach an. »Euch allen.«
Sean bekreuzigte sich sogar bei den leidenschaftlich hervorgestoßenen Worten.
Graham spuckte auf den Boden und schubste Nora zu Rufus. »Binde dem Mädchen die Hände und lass uns fertig werden.«
Ewan zerrte an den Stricken, die ihn fesselten. Irgendwie würde er einen Weg finden freizukommen. Der Himmel möge den MacKaids beistehen, wenn es ihm gelang. Sie würden alle drei aus erster Hand erfahren, warum niemand den MacAllisters in die Quere kam.
Nur der Tod erwartete solche Narren.
Nachdem Rufus Nora mit Grahams Gürtel verschnürt hatte, stieß er sie grob neben Ewan, dann kehrte er zu seinen Brüdern zurück, um ihnen beim Verfassen des Briefes zu helfen.
Nora leckte sich die Lippen, beherrschte sich aber mit einer Willenskraft, die Ewan erstaunte. Sie war wirklich bewundernswert, bedachte man, was sie heute durchgemacht hatte. Tapfer.
Dennoch konnte er erkennen, wie erschüttert sie von all dem war, und er sehnte sich danach, ihre Ängste zu beschwichtigen.
»Es ist hoffnungslos, nicht wahr?«, fragte sie mutlos.
»Nichts ist jemals hoffnungslos«, erwiderte er voller Überzeugung. Er würde sie hier herausbringen, koste es, was es wolle.
Sie seufzte und legte ihre gefesselten Hände vor sich in den Schoß. »Ich weiß nicht, Ewan. Ich denke, schlimmer kann es kaum werden.«
»Sieh mich an, Nora.«
Sie gehorchte.
»Wenn es nicht schlimmer werden kann, dann können wir uns glücklich schätzen. Ich verspreche dir, das hier ist im Großen und Ganzen gar nicht so übel.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du bist ein seltsamer Mann, Ewan MacAllister. Aber ich liebe dich trotzdem.«
Das Herz stockte ihm. »Was?«
»Ich liebe dich«, wiederholte sie. Dann beugte sie sich vor, legte ihren Kopf auf seine Brust und schmiegte sich an ihn. »Es tut mir so Leid, dass ich dich hier hineingezogen habe.«
Glück, Unglauben und Zorn rangen in ihm miteinander.
Wie konnte eine Frau wie sie auch nur einen Gedanken an ihn verschwenden?
Und doch wusste er, dass sie die Wahrheit sprach. Sie war nicht Isobail, sie log nicht und würde ihn nicht im Stich lassen. Nora konnte gar nicht so grausam sein.
Sie liebte ihn.
Er liebte sie jetzt sogar noch mehr, wenn das überhaupt möglich war.
»Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas tun, Nora. Verstehst du?«
Nora schenkte ihm ein schwaches Lächeln, das nicht wirklich ihren Gefühlen entsprach, aber sie war dankbar, dass er sie beruhigen wollte. Auch wenn sie sich keine falschen Hoffnungen machte.
Wie sehr sie ihn liebte, diesen Bär von Mann. Beinahe konnte sie ihm glauben, wenn er sagte, er würde sie retten. »Aye.«
Ewan rieb sein Gesicht an ihrem, und sie hörte, wie er scharf einatmete. Er wich ein Stück zurück und küsste sie zart auf die Wange.
Sie beobachtete fast ehrfürchtig, wie er sich aufrichtete. Er stand langsam auf, drehte sich zur Wand und stemmte ein Bein gegen die alte Mauer, zerrte mit aller Kraft an dem Eisenring.
Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich unter der Anstrengung.
Nora verfolgte sein Tun entsetzt, einerseits weil sie erkannte, dass es ihm durchaus gelingen könnte, andererseits wegen der Schmerzen, die es ihm bereiten musste.
»He!«, rief Rufus, als er aufblickte und sah, was Ewan tat. Ewan schenkte ihm keine Beachtung.
Die Mauer erbebte, Ewan keuchte und verdoppelte seine Bemühungen.
Nora stand nun ebenfalls auf und entfernte sich so weit wie möglich von der Wand, ehe Ewan sie zum Einsturz brachte.
Sie hatte nie zuvor etwas Ähnliches gesehen.
Einen Moment bevor die Brüder ihn erreichten, hatte Ewan den Ring herausgezogen.
Mit vor Wut verzerrter Miene trat er ihnen entgegen.
Nora wollte ihm helfen, als die MacKaids sich auf ihn stürzten, aber solange sie gefesselt war, stellte sie höchstens eine Behinderung für ihn dar, das wusste sie. Wenn einer der Brüder sie zu fassen bekam, würden sie Ewan wiederum mit ihrem Leben erpressen.
Darum tat sie das Einzige, was ihr übrig blieb.
Sie
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