Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
hineinbohren konnte. Und da der Koch und ich in Sachen purer Bockmist Jedi-Meister waren, war klar: Wenn einer von uns den anderen hinters Licht führen konnte, dann konnten wir auch Agent Coleman hinters Licht führen.
Der Koch sah unverschämt gut aus, er war eine Art abgemagerte Version von Meister Propper. Er war Anfang 50 und frisierte schon Bücher, als ich noch in der Grundschule war. Ich betrachtete ihn als kleinen Elder Statesman, als klare Stimme der Vernunft. Der Koch war ein Männerfreund mit ansteckendem Lächeln und einer Million Volt gesellschaftlichem Charisma. Dieser Mann lebte für Weltklasse-Golfplätze, kubanische Zigarren, edle Weine und aufgeklärte Gespräche, vor allem wenn es darum ging, das Finanzamt und die Börsenaufsicht zu prellen, denn das schien die wichtigste Mission seines Leben zu sein. Ich hatte ihn an diesem Abend schon aufgeklärt, meine Seele bloßgelegt und mich ausgiebig dafür entschuldigt, dass ich all das hinter seinem Rücken gemacht hatte. Schon da fing ich an, ihm Märchen zu erzählen, bevor das eigentliche Spiel begonnen hatte; ich sagte ihm, ich hätte ihn in meine Schweizer Affäre nicht eingeweiht, weil ich ihn keiner Gefahr aussetzen wollte. Zum Glück versuchte er nicht, Löcher in meine schlapp erfundene Geschichte zu bohren. Er reagierte vielmehr mit einem warmen Lächeln und Schulterzucken.
Während ich meine Leidensgeschichte erzählte, sank mir immer mehr der Mut. Aber der Koch blieb leidenschaftslos. Als ich fertig war, zuckte er locker die Schultern und sagte: „Ich habe schon Schlimmeres gehört." „Ach wirklich?", sagte ich. „Wie zum Teufel geht denn das?" Der Koch winkte ab und sagte: „Ich habe schon engere Situationen erlebt." Diese Worte beruhigten mich sehr, auch wenn ich ziemlich sicher war, dass er nur meine Besorgnis dämpfen wollte. Auf jeden Fall hatten wir dann angefangen, das Spiel zu spielen, und nach einer halben Stunde hatten wir drei Runden reinsten Bockmist hinter uns. Bis jetzt gab es noch keinen eindeutigen Gewinner. Aber mit jeder Runde wurden unsere Geschichten wasserdichter und schlauer und natürlich schwerer zu durchlöchern. Zwei grundlegende Fragen machten uns noch zu schaffen: Erstens, wie war Tante Patricia an die drei Millionen gekommen, mit denen sie das Konto eröffnet hatte? Und zweitens, wenn das Geld wirklich Patricia gehörte, warum wurden die Erben nicht informiert? Patricia hinterließ zwei Töchter, die beide Mitte 30 waren. Da kein Testament entgegenstand, waren sie ihre rechtmäßigen Erbinnen.
Der Koch sagte: „Ich glaube, das eigentliche Problem ist die Verletzung der Währungsausfuhrbestimmungen. Nehmen wir an, Saurel hat ausgepackt; dann behauptet das FBI, das Geld sei zu vielen verschiedenen Zeitpunkten in die Schweiz gelangt. Also brauchen wir ein Dokument, das das widerlegt - das besagt, dass du Patricia das ganze Geld gegeben hast, als sie in den Vereinigten Staaten war. Wir brauchen eine eidesstattliche Erklärung von jemandem, der konkret gesehen hat, wie du Patricia das Geld in den Vereinigten Staaten übergeben hast. Wenn dann der Staat etwas anderes behauptet, zeigen wir unser Stück Papier und sagen:, Schau mal, Kumpel, wir haben auch einen Augenzeugen!...
Dann fügte er noch hinzu: „Aber die Sache mit dem Testament gefällt mir immer noch nicht. Ist irgendwie anrüchig. Es ist eine Schande, dass Patricia nicht mehr lebt. Es wäre schön, wenn wir sie vorführen könnten und wenn sie der Bundespolizei ein paar passende Worte sagen könnte; weißt du - trallali trallala - das wär's dann gewesen." Ich zuckte die Schultern. „Naja, ich kann Patricia nicht von den Toten erwecken, aber ich wette, ich könnte Nadines Mutter dazu bringen, dass sie eine eidesstatliche Erklärung unterschreibt, wonach sie gesehen hat, dass ich Patricia das Geld in den Vereinigten Staaten übergeben habe. Suzanne hasst die Regierung und ich habe ihr in den letzten vier Jahren wirklich viel Gutes getan. Sie hat doch eigentlich nichts zu verlieren, oder?" Der Koch nickte. „Ja, wenn sie dazu bereit wäre, das wäre eine gute Sache."
„Die macht das", sagte ich zuversichtlich und versuchte mir vorzustellen, welche Temperatur das Wasser haben würde, das mir die Herzogin heute Abend über den Kopf schütten würde. „Ich rede morgen mit Suzanne. Ich muss das nur zuerst bei der Herzogin durchbringen. Aber angenommen, ich kann das regeln, bleibt immer noch das Problem mit dem Testament. Klingt schon komisch, dass
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