Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
meiner Wohnung, einfach ein Stück die Straße hinunter. Sie gehörte eigentlich nicht zu Talbot Marsh, aber Doug hatte mit der Hausverwaltungsgesellschaft einen Deal ausgehandelt; rund ein Drittel der 50 Doppelhaushälften waren von Talbots Patienten belegt. Noch eine Einnahmequelle, dachte ich.
Als ich aus seinem Mercedes stieg, sagte Doug: „Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann oder wenn ein Mitarbeiter oder ein Patient Sie nicht anständig behandelt, lassen Sie es mich einfach wissen; ich kümmere mich dann darum." Ich dankte ihm und rechnete mir eine 99-prozentige Wahrscheinlichkeit aus, dass ich vor Ablauf der vier Wochen genau über dieses Thema sprechen würde. Dann betrat ich die Höhle des Löwen.
In jedem Haus gab es sechs Wohnungen und meine war im ersten Stock. Ich ging eine kurze Treppe hinauf und sah, dass meine Wohnungstür weit offen stand. Meine beiden Mitbewohner saßen an einem runden Esstisch aus irgendeinem billigen Holz. Sie schrieben eifrig etwas auf Spiralblöcke.
„Hi, ich bin Jordan", sagte ich. „Nett, euch kennenzulernen." Noch bevor sie sich vorstellten, fragte der eine, ein großer, blonder Mann Anfang 40: „Was wollte denn Doug Talbot?" Dann sagte der andere, der wirklich sehr gut aussah: „Ja, woher kennst du Doug Talbot?" Ich lächelte und sagte: „Ja, wirklich nett, euch auch kennenzulernen." Dann ging ich an ihnen vorbei, ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging ins Schlafzimmer und machte die Tür zu. Da standen drei Betten, von denen eins nicht gemacht war. Ich warf meinen Koffer daneben und setzte mich auf die Matratze. Am anderen Ende des Zimmers stand ein Fernseher auf einem billigen Holzregal. Ich schaltete die Nachrichten ein.
Nach einer Minute waren meine Mitbewohner da. Der Blonde sagte: „Fernsehen am Tag ist nicht gern gesehen." „Das fördert die Krank heit", sagte der Gutaussehende. „Das gilt nicht als rechtes Denken." Rechtes Denken? Herrgott! Wenn die wüssten, wie verrückt mein Verstand war! „Nun, es freut mich, dass ihr euch Sorgen wegen meiner Krankheit macht", schnappte ich, „aber ich habe seit fast einer Woche kein Fernsehen mehr geschaut; also wenn ihr nichts dagegen habt, geht mir doch einfach verflucht noch mal aus den Augen und kümmert euch um eure eigenen Krankheiten. Wenn ich mich dem falschen Denken hingeben will, dann werde ich das einfach tun."
„Was für ein Arzt bist du denn eigentlich?", fragte der Blonde vorwurfsvoll. „Ich bin kein Arzt und wie ist das mit dem Telefon da?" Ich zeigte auf ein Trimline-Telefon auf einem Holztischchen. Darüber war ein kleines rechteckiges Fenster, das dringend geputzt werden musste. „Dürfen wir das benutzen oder gilt das auch nicht als rechtes Denken?" „Nein, das darfst du benutzen", sagte der Gutaussehende, „aber nur für R-Gespräche."
Ich nickte. „Und was für Ärzte seid ihr?" „Ich war Augenarzt, aber ich habe die Zulassung verloren." „Und du?", fragte ich den Blonden, der definitiv der Hitlerjugend angehörte. „Hast du auch deine Zulassung verloren?" Er nickte. „Ich bin Zahnarzt und habe es verdient, dass man mir die Zulassung entzogen hat." Er klang wie ein Roboter. „Ich leide unter einer schrecklichen Krankheit und muss geheilt werden. Dank der Mitarbeiter von Talbot Marsh mache ich große Fortschritte. Wenn sie mir sagen, dass ich geheilt bin, versuche ich, meine Zulassung wiederzubekommen." Ich schüttelte den Kopf, als hätte ich gerade etwas gehört, das jeder Logik widerspricht, dann nahm ich das Telefon und wählte die Nummer von Old Brookville. Der Zahnarzt sagte: „Gespräche über fünf Minuten sind nicht gern gesehen. Das ist nicht gut für den Genesungsprozess." Der Augenarzt fügte hinzu: „Das Personal sanktioniert einen dafür." „Ach wirklich?", fragte ich. „Und woher zum Teufel erfahren die das?" Sie zogen beide die Augenbrauen hoch und zuckten unschuldig die Schultern. Ich lächelte sie kalt an. „Entschuldigt mich bitte, aber ich habe ein paar Telefonate zu erledigen. In einer Stunde bin ich bestimmt fertig." Der Blonde nickte und schaute auf die Uhr. Dann gingen beide wieder ins Esszimmer und vertieften sich wieder in ihren Genesungsprozess.
Einen Augenblick später hatte ich Gwynne am Telefon. Wir begrüßten uns herzlich und dann flüsterte sie: „Ich habe Ihnen 1.000 Dollar in Ihren Socken geschickt. Haben Sie sie bekommen?"
„Noch nicht", sagte ich. „Vielleicht kommen sie morgen. Aber was noch wichtiger ist, Gwynne, ich will Sie
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