Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
1990er-Jahren. Warum sollte jemand Alkoholiker werden, aber keine Drogen nehmen? Das ergab doch keinen Sinn.
Ich war schon drauf und dran aufzuspringen und das Weite zu suchen, als ich eine kräftige Frauenstimme rufen hörte: „Wie kannst du es wagen, Bill! Wie kannst du es wagen, diesen jungen Mann zu verscheuchen, der um sein Leben kämpft! Du bist abscheulich! Wir sind hier alle süchtig. Warum hältst du nicht einfach den Mund, kümmerst dich um deine eigenen Angelegenheiten und lässt den Jungen ausreden?" Den Jungen? Hatte sie mich gerade als Jungen bezeichnet? Ich war fast 35 Jahre alt, um Gottes Willen! Ich schaute, wo die Stimme herkam; sie gehörte einer sehr alten Dame mit Oma- Brille. Sie zwinkerte mit zu. Also zwinkerte ich zurück. Der alte Säufer geiferte die Oma an: „Regeln sind Regeln, du alte Hexe! " Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Warum folgte mir der Wahnsinn überall, wo ich hinging? Ich hatte hier doch nichts falsch gemacht, oder? Ich wollte doch nur nüchtern bleiben. Aber schon wieder stand ich mitten in einem Tumult. „Wie auch immer", sagte ich zum Leiter. „Ich mache, was ihr wollt."
Am Ende ließen sie mich dann doch noch reden, aber ich hatte nach der Versammlung große Lust, dem alten Bastard den Hals umzudrehen. Von da an ging es weiter abwärts; ich ging zu einer Versammlung der NA - Narcotics Anonymous. Außer mir waren nur vier Personen anwesend. Drei von ihnen war sichtbar stoned und der vierte war noch nicht einmal so lange clean wie ich.
Ich wollte der Herzogin etwas sagen, ich wollte ihr erzählen, dass die Sache mit den AA nichts für mich war, aber ich wusste, dass sie das total fertigmachen würde. Unsere Beziehung wurde täglich stärker. Es gab kein Kämpfen mehr, kein Fluchen, kein Schlagen, Schubsen, Puffen, kein Wasserschütten - nichts. Wir waren einfach zwei normale Menschen, die mit Chandler und Carter ein normales Leben führten - und mit 22 Hausangestellten. Wir hatten beschlossen, den Sommer über in Southampton zu bleiben. Wir dachten uns, es wäre besser, mich von dem Wahnsinn zu isolieren, wenigstens bis sich meine Nüchternheit durchsetzte. Die Herzogin hatte allen meinen alten Freunden Warnungen zukommen lassen: Sie waren in unserem Haus nur noch willkommen, wenn sie nüchtern waren. Alan Chemical-tob bekam eine Warnung von Bo und ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.
Und meine Geschäfte? Nun, ohne Quaaludes und Kokain stand mir danach überhaupt nicht der Sinn, oder jedenfalls noch nicht. Nüchtern schienen mir Probleme wie Steve Madden Shoes leicht lösbar. Noch von der Entziehungskur aus ließ ich meine Anwälte einen Prozess anstrengen und der Treuhandvertrag war jetzt öffentlich bekannt. Bis jetzt war ich dafür noch nicht festgenommen worden und ich vermutete, dass das auch nie passieren würde. Schließlich war die Vereinbarung an und für sich nicht illegal; schon eher die Tatsache, dass Steve sie nicht der Öffentlichkeit offenbart hatte - und damit lag die Schuld mehr bei ihm als bei mir. Außerdem war Agent Coleman schon längst in den Sonnenuntergang geritten und ich würde hoffentlich nie wieder etwas von ihm hören. Irgendwann würde ich mich mit dem Schuster einigen müssen. Ich hatte mich mit diesem Gedanken schon abgefunden und das machte mir nichts mehr aus. Selbst in meinem übelsten emotionalen Zustand - kurz bevor ich auf Therapie ging - hatte mich dabei nicht das Geld in den Wahnsinn getrieben, sondern der Gedanke, dass mir der Schuster die Aktien wegschnappen und für sich behalten wollte. Aber diese Möglichkeit gab es jetzt nicht mehr. Im Zuge eines Vergleichs würde er die Aktien verkaufen müssen, damit er mich bezahlen konnte, und das wär's dann. Ich würde das meine Anwälte machen lassen.
Ich war noch nicht viel länger als eine Woche zu Hause, als ich von einer AA-Versammlung heimkam und die Herzogin im Fernsehzimmer fand - in dem Zimmer, in dem ich vor sechs Wochen meinen 20-Gramm-Brocken verloren hatte; inzwischen hatte die Herzogin zugegeben, dass sie ihn in die Toilette gespült hatte. Ich sagte mit lächelndem Gesicht: „Hey, Süße! Was ist -" Die Herzogin blickte auf und ich erstarrte vor Schreck. Sie war sichtlich erschüttert. Tränen strömten ihr über's Gesicht und ihr lief die Nase. Mit sinkendem Herzen fragte ich: „Jesus, Baby! Was ist denn los? Was ist passiert?" Ich umarmte sie sanft. Sie zitterte in meinen Armen, als sie auf den Fernseher zeigte und sagte: „Da ist Scott
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