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Der Zusammenbruch

Der Zusammenbruch

Titel: Der Zusammenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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zurückzogen, während zwei andere unter dem Befehl General Chanzys in heldenmütigem Rückzug auf Le Mans zurückgingen, in einer ganzen Woche voller Kämpfe und Märsche. Die Preußen standen überall, bei Dijon wie bei Dieppe, bei Le Mans wie bei Vierzon. Und dann kam fast jeden Tag von weither der Krach, daß sich wieder ein fester Platz infolge Beschießung ergeben habe. Am 28. September war Straßburg nach sechsundvierzigtägiger Belagerung und siebenunddreißigtägiger Beschießung unterlegen, die Mauern zerhackt, die Baudenkmäler von fast zweihunderttausend Geschossen durchlöchert. Schon war die Zitadelle von Laon in die Luftgeflogen, hatte Tour sich übergeben; und dann kam die düstere Folge: Soissons mit seinen hundertachtundzwanzig Geschützen, Verdun, das hundertsechsunddreißig hatte, Neubreisach hundert, La Fère siebzig, Montmédy fünfundsechzig. Diedenhofen stand in Flammen, Pfalzburg öffnete seine Tore erst nach zwölf Wochen wütenden Widerstandes. Es schien, als brenne, zerschmölze ganz Frankreich in dieser rasenden Beschießung.
    Als Jean eines Morgens unbedingt fortgehen wollte, umfaßte Henriette seine Hände mit einer verzweifelten Umklammerung und hielt ihn zurück.
    »Nein, nein! Ich flehe Sie an, lassen Sie mich nicht allein hier! Sie sind noch zu schwach, warten Sie noch ein paar Tage, nur noch ein paar Tage ... Ich verspreche Ihnen, ich lasse Sie sofort los, wenn der Doktor sagt, daß Sie stark genug sind, um wieder ins Feld zu gehen.«
     

5.
    An diesem eisigen Dezemberabend saßen Silvine und Prosper allein mit Karlchen in der großen Küche des Hofes; sie nähte, und er war dabei, sich eine schöne Peitsche zurechtzumachen. Es war sieben Uhr; um sechs hatten sie gegessen, ohne auf Vater Fouchard zu warten, der sich wohl in Raucourt verspätet hatte, wo es an Fleisch fehlte; und Henriette, die heute Nachtwache im Lazarett hatte, war fortgegangen und hatte Silvine ans Herz gelegt, ja nicht zu Bett zu gehen, ohne noch einmal Kohlen auf Jeans Ofen zu schütten.
    Draußen lag der Himmel sehr dunkel über dem weißen Schnee. Kein Laut kam aus dem eingeschneiten Orte; in dem großen Raume war nur Prospers Messer zu hören, das geschicktRauten und Rosetten in den Stiel aus Kornelkirschenholz einschnitzte. Zuweilen hielt et inne und sah auf Karlchen, dessen dicker Blondkopf vor Müdigkeit hin und her baumelte. Nachdem das Kind schließlich eingeschlafen war, schien das Schweigen noch eindringlicher zu werden. Sanft rückte die Mutter die Kerze zur Seite, damit ihr Kleiner nicht den hellen Schein auf die Augenlider bekäme; dann nähte sie weiter und verfiel in tiefe Träumerei.
    Und nun faßte Prosper einen Entschluß, nachdem er erst noch ein wenig gezaudert hatte.
    »Hört mal, Silvine, ich muß Euch was sagen ... Ja, ich habe gewartet, bis ich mit Euch allein wäre ...«
    Sie wurde sofort unruhig und hob die Augen.
    »Die Sache ist die ... Verzeiht mir, wenn ich Euch wehtue, aber es ist besser, Ihr seid gewarnt ... Ich habe heute morgen in Remilly an der Ecke bei der Kirche Goliath gesehen, so wahr ich Euch jetzt vor mir sehe. Oh! Bei hellem Tageslicht; ein Irrtum war da gar nicht möglich!«
    Sie wurde sehr blaß, die Hände zitterten ihr und sie stöhnte nur eine dumpfe Klage.
    »Mein Gott! Mein Gott!«
    Prosper fuhr in vorsichtigen Ausdrücken fort, ihr alles, was er den Tag über gehört hatte, zu erzählen, indem er einen oder den andern gefragt hatte. Kein Mensch zweifelte länger daran, daß Goliath ein Spion sei, daß er sich schon früher im Lande niedergelassen habe, um seine Straßen, seine Hilfsmittel, seine kleinsten Lebensbedingungen kennenzulernen. Die Leute riefen sich seinen Aufenthalt auf dem Hofe Vater Fouchards ins Gedächtnis zurück, die plötzliche Art und Weise, wie er weggegangen war, die Stellen, die er nachher in der Gegend von Beaumont und Raucourt eingenommenhabe. Und jetzt war er wieder da und hatte bei der Kommandantur in Sedan eine recht unbestimmte Stellung inne; er lief abermals durch die Ortschaften, als wäre er damit beauftragt, die einen anzuzeigen, die andern zu schröpfen und auf das richtige Eingehen der Anforderungen zu achten, mit denen man die Einwohner schröpfte. Heute morgen hatte er Remilly wegen einer Mehllieferung in Schrecken versetzt, die unvollständig war und zu langsam einging.
    »Ihr seid nun gewarnt,« sagte Prosper zum Schluß, »und wißt ja nun, was Ihr zu tun habt, wenn er hierher kommt ...«
    Sie unterbrach ihn mit einem

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